Eine Hochzeit zum verlieben
verändert. Sie würde Monate, wenn nicht sogar Jahre brauchen, um diesen Schicksalsschlag auch nur annähernd zu verkraften.
Ebenso war es James nach Heathers Tod ergangen. Seine Liebe zu ihr war so stark gewesen, dass er nicht mehr weiterleben wollte.
Nun wünschte Rufus, dass er Heather eine Chance gegeben und sie besser kennengelernt hätte. Inzwischen bereute er, dass er die Beziehung zu ihr von Zynismus und Enttäuschung über seine unheilvolle Ehe mit Angela hatte trüben lassen.
Und auch sein Verhältnis zu Gabriella litt noch immer unter seinen schlechten Erfahrungen.
Nach der Scheidung von Angela gelangte er zu der Überzeugung, dass alle Frauen raffgierig sind. Und die Tatsache, dass Heather von seinem Vater noch vor der Heirat Tausende von Pfund bekommen hatte, bekräftigte diese Ansicht nur noch.
Doch nun, rückblickend, glaubte er nicht länger, dass ein scharfsinniger und intelligenter Mann wie James sich derart inniglich in eine Frau verliebt hätte, die so intrigant und geldgierig wie Angela war. Was vermuten ließ, dass Heather jenes Geld aus gutem Grund gebraucht hatte.
Aber Gabriella weigerte sich, ihm den Grund zu verraten.
Und wer konnte ihr das verdenken – nach allem, was Rufus über ihre Mutter gesagt hatte? Und auch über sie selbst.
Ja, er hatte sich verändert, und das lag nicht nur am Tod seines Freundes und an Jens Trauer. Auch sein brennendes Verlangen nach Gabriella ließ ihn die Meinungen und Entscheidungen infrage stellen, zu denen die enttäuschende Erfahrung mit Angela geführt hatte.
Nichts geändert hatte sich aber leider an dem Schaden, den er verursacht hatte, an dem Kummer, den er vor allem Gabriella zugefügt hatte.
Wenn er die Dinge geraderücken wollte, lag es daher an ihm, einen Umschwung herbeizuführen.
„Ich habe schon über Hollys Reitstunden entschieden“, sagte er. „Ich möchte gern, dass du sie hinfährst. Wenn es dir wirklich nichts ausmacht …“
„Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich es sonst nicht angeboten hätte.“
„Aber es ist eine langfristige Verpflichtung.“
„Falls Holly in sechs Monaten, wenn das hier vorbei ist, immer noch Interesse an Pferden hat, wirst du sie sicher hinfahren können“, entgegnete Gabriella trocken.
Nachdem sie sich getrennt hatten.
Nachdem sie aus seinem und Hollys Leben verschwunden war.
„Dann bleibst du immer noch ihre Tante“, bemerkte Rufus.
Sie fragte sich, warum er diese zarte Verbindung betonte. Ruhig entgegnete sie: „Ich glaube, dass es besser für alle Beteiligten ist, wenn wir uns nach Ablauf der sechs Monate nie wieder unter die Augen kommen.“
Die Vehemenz in ihrer Stimme erschreckte Rufus. Offensichtlich konnte Gabriella es kaum erwarten, sich aus dieser Ehe zu befreien.
Aber wie hatte er etwas anderes hoffen können? Von ihrer ersten Begegnung an hatte er sie verachtet, verspottet und verhöhnt, und das umso mehr, seit sie zu dieser Ehe gezwungen worden waren. Dass Gabriella ihn körperlich attraktiv fand, bedeutete noch lange nicht, dass sie ihn nicht hasste. Vermutlich hasste sie ihn gerade deshalb noch mehr.
„Es tut mir leid, dass du das so empfindest …“
„Das wage ich zu bezweifeln!“, erwiderte sie mit einem bitteren Lachen.
Um zu verhindern, dass sie in dieser angespannten Stimmung auseinandergingen, bemerkte er: „Gabriella, ich habe schon vorher gewusst, dass du dich heute Abend nicht mit Toby getroffen hast.“
„Und woher willst du das gewusst haben?“
„Weil ich versucht habe, ihn zu kontaktieren. Von seinem Mitbewohner habe ich erfahren, dass er für eine Woche zu einem Casting in Amerika weilt.“
Ihr Lächeln wirkte sarkastisch und nicht amüsiert. „Welche Genugtuung, dass du zumindest in diesem Punkt einsiehst, dass ich nicht gelogen habe!“
„Gabriella, ich …“
„Warum hast du versucht, ihn zu kontaktieren?“, hakte sie nach. „Schon gut. Mach dir nicht die Mühe zu antworten. Ich kann es mir denken.“ Sie seufzte matt. „Ich bin müde und gehe jetzt ins Bett.“
Rufus ließ sie gehen – in dem Wissen, dass er an diesem Abend nichts mehr tun oder sagen konnte, um die Situation zwischen ihnen zu verbessern. Im Gegenteil, er hätte alles nur schlimmer gemacht.
Sofern das überhaupt möglich war.
10. KAPITEL
„Ich muss mit dir reden, Gabriella.“
Sie blickte von dem Buch auf, das sie gerade las, und stellte überrascht fest, dass Rufus unbemerkt ihr Zimmer betreten hatte.
Das irritierte sie. Denn eigentlich wusste sie immer
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