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Eine Idee des Doctor Ox

Eine Idee des Doctor Ox

Titel: Eine Idee des Doctor Ox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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bewegten sich mit anormaler Geschwindigkeit, und es schien eine lebensvollere Luft zu wehen, denn alle Anwesenden
     athmeten in tieferen Zügen.
    In manchen Augen bemerkte man einen Glanz, der fast so intensiv war, wie das Licht des Kronleuchters, der über dem Saale hing,
     und dessen Kerzen heute ungewöhnlich hell strahlten, obgleich ihre Zahl nicht vermehrt worden war. Ach wären heute schon die
     neuen Apparate des Herrn Doctor Ox inThätigkeit gewesen! Aber dieser ersehnte Zeitpunkt war noch nicht herangekommen.
    Endlich ist das Orchester vollzählig auf seinem Posten. Die erste Geige steht zwischen den Pulten, um ihren Colleginnen ein
     bescheidenes a anzugeben; die Streich-, Blas- und Schlaginstrumente sind gestimmt, und der Dirigent wartet nur noch auf den Klang des Glöckchens,
     um anzufangen.
    Das Signal erschallt, und der vierte Act beginnt. Das Allegro appassionato des Zwischenactes wird, wie gewöhnlich, mit so
     majestätischer Langsamkeit abgespielt, daß sie den berühmten Meyerbeer außer sich gebracht hätte, die unsere Quiquendonianer
     aber in ihrem vollen Werth zu würdigen wußten.
    Bald aber fühlt der Musikdirector, daß er nicht wie gewöhnlich das Orchester beherrscht, und daß er die, sonst so gehorsamen,
     ruhigen Spieler nur mit Mühe zurückhalten kann. Die Blasinstrumente zeigen ein lebhaftes Streben die Streichinstrumente zu
     überflügeln, und müssen mit fester Hand zurückgehalten werden, da sonst, vom Gesichtspunkt der Harmonie aus betrachtet, eine
     bedauerliche Wirkung erzielt werden würde. Sogar der Fagottist, Sohn des Apothekers Josse Liefrink, für gewöhnlich ein durchaus
     wohlerzogener junger Mann, läßt sich gleichfalls zu so abnorm schnellem Spiel hinreißen.
    Unterdessen hat Valentine ihr Recitativ begonnen:
    »Nun bin ich ganz allein, allein in meinem Schmerz ...«
    aber auch sie eilt, und der Dirigent wie auch alle Musiker folgen ihr vielleicht unbewußt – in ihrem Cantabile; das in kühnem
     Tact geschlagen werden mußte, wie eine Passage im Zwölf-Achtel-Tact. Als Raoul im Hintergrunde erscheint, geht bis zudem Augenblick, wo Valentine ihn im Nebenzimmer versteckt hat, kaum eine Viertelstunde hin, während ehedem nach den Traditionen
     von Quiquendone, zu den siebenunddreißig Tacten des Recitativs genau siebenunddreißig Minuten nothwendig waren.
    Saint-Bris, Nevers, Cavannes und die vornehmen katholischen Herren treten vielleicht etwas eilig auf die Bühne; Allegro pomposo
     hat der Componist auf der Partitur angegeben. Das Orchester und die Herren spielen auch richtig Allegro, aber durchaus nicht
     pomposo, und bei dem Ensemble der Eidesleistung und Einsegnung der Dolche wird das reglementsmäßige Allegro nicht mehr gemäßigt;
     Sänger und Musiker gehen in rasendem Tempo durch. Auch der Dirigent hat es längst aufgegeben, die Spielenden zurückzuhalten,
     und unbegreiflicher Weise versucht auch das Publicum keine Einsprache, sondern fühlt sich hingerissen und nimmt Theil an der
     Bewegung, die dem inneren Drange der Seele entspricht.
    »Vom Krieg, der uns bedroht und Alles bald verheeret,
Wollt Ihr auch, so wie ich, nun Euer Land befreien?«
    Das Versprechen, der Schwur wird geleistet. Kaum hat Nevers Zeit zu seiner Betheuerung, daß »unter seinen Ahnen er Soldaten,
     und nicht einen Meuchelmörder zählt«, so wird er arretirt. Die Viertelsmeister und Schöffen eilen herbei und geloben in raschem
     Tempo, »alle auf ein Mal zu treffen«. Saint-Bris trägt feurig, in wirklichem Zwei-Viertel-Tact das Recitativ vor, das die
     Katholiken zur Rache ruft. Die drei Mönche, mit Körben und weißen Schürzen kommen durch den Hintergrund von Nevers' Zimmer
     hereingestürzt, ohne nur im geringsten die Bühnenanweisung zu beachten, der zufolge sie langsam vorschreiten sollen.
    Schon haben die Umstehenden Schwert und Dolch gezogen, und die Waffen sind im Fluge von den Mönchen geweiht worden. Sopran,
     Tenor und Baß nehmen wüthend das Allegro furioso in Angriff, machen aus einem dramatischen Sechs-Achtel-Tact eine Sechs-Achtel-Quadrille und heulen, indem sie die Bühne verlassen:
    »Nur Ruhe führt zum Ziel;
Damit uns nichts verrathe.
Entfernen wir uns still!
Nehmt in Acht
Mitternacht!«
    In diesem Augenblick erhebt sich das Publicum; in den Logen, im Parterre, auf den Galerien giebt sich lebhafte Bewegung kund;
     es scheint fast, als wollten alle Zuschauer, der Bürgermeister van Tricasse voran, auf die Bühne stürzen, um sich mit den
     Verschworenen zu

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