Eine Idee macht noch keinen Roman
er gerade leicht verschlafen früh morgens barfuß und in Unterwäsche auf eben jenem steht und nicht damit rechnet, dass das Übel der Welt ihn irgendwie zu fassen kriegen könnte. Er darf sich bei dem darauf folgenden Sturz allerdings nicht den Hals brechen. Es sollte immer eine Möglichkeit geben, den Sturz abzufedern.
Diese Stürze dürfen im Laufe der Geschichte gerne immer häufiger und immer heftiger werden und er darf sich auch gerne mal ein Bein dabei brechen. Meinetwegen auch noch einen Arm. Letztendlich darf das Ganze aber nicht zu weit gehen, diese Person muss ja schließlich in der Lage sein, an den Aufgaben und Hürden zu wachsen.
Wer mal die Stephanie Plum- Romane von Janet Evanovich gelesen hat, weiß, was ich meine. Die dortige Hauptperson ist völlig unfähig, ihren Job betreffend. Sie ist Kopfgeldjägerin, hat jedoch Angst vor Schusswaffen, fürchtet sich im Dunklen und ist nicht wirklich fit. Mit einer traumwandlerischen Sicherheit nimmt sie selbstverständlich die Aufträge an, die mindestens drei Nummern zu groß für sie sind, und entsprechend reagieren die Bösen auch. In jedem Buch fliegt ihr mindestens ein Auto in die Luft, sie wird gekidnappt, ihre Wohnung brennt aus usw. Das, was sie am Leben erhält, sind ihre Familie und Freunde und Bekannte, die ihr regelmäßig aus der Klemme helfen. Am Ende ist Stephanie Plum zwar einigermaßen gezeichnet von ihrem Job, hat ihn aber allen Umständen zum Trotz erfolgreich erledigt und kann sich nun in Ruhe auskurieren. Davon kriegt man aber nichts mit, das passiert zwischen den einzelnen Büchern. Weil: Genau. Ist normal und damit langweilig.
Sich ausgiebig auskurieren und zur Ruhe kommen kann der Charakter gerne, wenn das Buch oder der Film zu Ende ist. Das kriegt man als Leser nicht mit, sondern wird, wie ganz am Anfang und gerade eben erwähnt, eher so nebenbei zur Kenntnis genommen. Während der Geschichte muss der Protagonist von einer Katastrophe zur nächsten stolpern.
Liebhaben läuft nicht.
Antagonist – Das große Übel
Mit dem Bösen in der Geschichte ist es fast noch hakeliger als mit dem Guten.
Der oder auch das Böse darf auf der einen Seite nicht zu gesichtslos werden, sofern es sich um einen wirklichen Gegner und nicht um einen schweren Schicksalsschlag handelt. Wenn das der Fall ist, kann man als Leser die Motivation des Guten, dem Bösen den Garaus zu machen, letztendlich nur noch schlecht nachvollziehen und als Autor wird es irgendwann schwierig, dem Protagonisten genug Motivation zu geben, weiterzumachen.
Auf der anderen Seite ist es sehr gefährlich, den Gegner zu detailliert und facettenreich darzustellen. Am Ende entwickelt der Leser nämlich Sympathie mit dem Kerl, der da entweder die Welt unterjochen will oder drauf und dran ist, eine Menge Menschen ins Jenseits zu befördern, unter anderem den Guten der Geschichte.
Keine Frage, das kann man machen. Es hängt sehr davon ab, was für eine Art von Geschichte man schreiben will. Das Schweigen der Lämmer hätte weder als Roman noch als Film so gut funktioniert, wie es der Fall ist, wenn man nicht eine Menge über den Charakter des Hannibal Lecter herausgefunden hätte. Und keine Frage: Lecter ist eine sadistische Sau und krank im Hirn. Aber irgendwo hat er Stil. Dieser Umstand lässt ihn nicht komplett sympathisch erscheinen, aber zu ca. 10-25 Prozent. Ein kleiner Teil im Leser oder Kinobesucher ist irgendwo ein wenig fasziniert von diesem Ungeheuer von einem Menschen.
So etwas hinzukriegen, ist für einen Autor eine echte Herausforderung. Je persönlicher die Sache wird, je enger Protagonist und Antagonist miteinander verflochten sind, desto mehr muss man auch in die Einzelheiten gehen.
Was treibt den Bösen an?
In dem Augenblick, in dem klar wird, dass der Gute auf seiner Spur ist, beginnt meist ein Katz und Maus Spiel, das – wenn es gut geschrieben ist – eine sehr persönliche Note erhält. Die Motivation des Bösen muss herausgearbeitet werden und entsprechend braucht der Antagonist auch mehr Platz im Buch um das Ganze zu veranschaulichen. Auf der anderen Seite muss auch der Protagonist mehr Platz bekommen, um sich mit den Motiven und den Handlungen des Antagonisten auseinanderzusetzen.
Das ist z.B. bei Psychothrillern aber auch bei Horrorgeschichten sehr oft der Fall. Das Schweigen der Lämmer , Interview With A Vampire , aber auch die ersten drei Bände der Fantasyreihe Das Schwert der Wahrheit von Terry Goodkind sind gute Beispiele hierfür.
Bei
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