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Eine Idee macht noch keinen Roman

Eine Idee macht noch keinen Roman

Titel: Eine Idee macht noch keinen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Blesinger
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Auftrag und somit Geld heißt oder, alternativ, Sex, was gute Laune bedeutet.
    Diesem ersten Handlungs-Positiv (die Kurve ist bis hierhin konstant nach oben gegangen, ohne allzu steil anzusteigen) folgt dann die erste ernst zu nehmende Krise, nämlich entweder, dass sich der Auftrag als zu schwierig erweist, der Sex zu etwas Ernsthaftem und Kompliziertem zu führen droht, oder ihre Familie tritt auf den Plan. Entsprechend geht die Kurve wieder nach unten, und zwar bis unterhalb des Ausgangspunktes.
    Diese Hoch- und Tiefpunkte wechseln sich jetzt regelmäßig ab. Jedem Positiv-Maximum folgt ein Negativ-Minimum. Die Ausschläge werden auch immer größer.
    Heißt: Jedes Erfolgserlebnis übertrifft das letzte ein wenig und jede Katastrophe ist etwas schlimmer als die davor. Ebenso ist – mathematisch ausgedrückt – der Betrag des Negativ-Ausschlages immer etwas größer als der des vorangegangenen Positiv-Ausschlages. Diese Ausschläge rücken auch noch immer mehr zusammen, je weiter die Handlung voranschreitet.
    Soll heißen, das Tempo nimmt zu. Liegen am Anfang zwischen der bescheidenen Ausgangslage und dem ersten Erfolgserlebnis z.B. 30 Seiten, so sind das zum Schluss gerade mal 5. Wenn überhaupt.
    Es kann auch funktionieren, wenn das Tempo halbwegs gleich bleibt, aber abnehmen darf es auf keinen Fall. Dann wird die Sache für den Leser langweilig.
    In einem guten Actionfilm findet auch locker die Hälfte der gesamten Action innerhalb der letzten 20 Minuten statt.
    Am Ende ist natürlich der jeweilige Ausschlag der höchste in der gesamten Handlung. Entweder wird die finale Schlacht gewonnen, die beiden Protagonisten finden sich endlich oder der Kriminalfall wird gelöst und der Böse hinter Schloss und Riegel gesperrt usw. Das Ganze findet meistens unter nicht unbeträchtlichen Gefahren statt, sofern es sich denn nicht um eine Romanze handelt.
    Jetzt gibt es Abweichungen von dieser Regel, und zwar nicht wenige. Es ist zum Beispiel nicht selten, dass Happy-Ending-Romane mit einer sehr positiven Situation anfangen und Geschichten, die schlecht enden, ebenso beginnen. Auch das neutrale Mittelfeld wird ganz gerne mal als Ausgangspunkt gewählt. Das ist aber eher eine Frage der persönlichen Vorgehensweise.
    Wenn man im Neutralen anfängt, darf man sich aussuchen, wohin die Handlung führt. Klassischerweise geht sie als Erstes dahin, wo die Geschichte nicht endet. Wenn im negativen Bereich gestartet wird, geht es in Richtung Nullpunkt und leicht darüber hinaus, also aufwärts. Wenn die Situation am Anfang gut ist, wird dem Protagonisten gleich am Anfang der Teppich unter Füßen weggezogen.
    Das hat seinen Grund: Wenn dieser Wechsel nicht passieren würde, wird es erstens langweilig für den Leser und zweitens gäbe es für die Beteiligten in der Geschichte keine Begründung, aktiv zu werden. Warum auch? Wenn alles toll ist, warum sollte man daran was ändern?
    Anders herum: Wenn alles eine mittlere Katastrophe und kein Ausweg auf Besserung der Sachlage ersichtlich ist, warum sich dann überhaupt noch anstrengen? Es darf gleich am Anfang also nicht zu schlimm werden.
    Entsprechend muss man, wie im Kapitel 'Charaktere' bereits angesprochen, den Hauptcharakter der Geschichte, so gerne man ihn oder sie auch mag, regelmäßig gegen die Wand laufen lassen, damit es weiter geht. Das muss nicht nur regelmäßig passieren, es muss mit Kraft und einem kräftigen Ruck erfolgen. Nur auf diese Weise kommt anhaltende Bewegung in die Geschichte und die Hauptpersonen werden gezwungen, immer wieder neu zu reagieren oder zu agieren. Graphisch gesehen geht es vom Start aus also entweder nach oben oder unten und von da ab wird bei konsistenten Geschichten bis zum Ende immer der gerade beschriebene Wechsel vom Positiv-Maximum zum Negativ-Minimum und umgekehrt erfolgen.
    Wenn das nicht der Fall ist, wird das Ganze eintönig oder sehr anstrengend.
    Ein gutes Negativbeispiel, wie finde, und das, obwohl die Bücher ein unglaublicher Erfolg sind, ist der zweite Teil der Twighlight Reihe.
    Bevor jetzt die ersten Personen denken: »Na klar, ein Mann. Ist ja auch ein Frauenroman«, möchte ich das gleich einmal relativieren. Nicht wenige meiner absoluten Lieblingsbücher und -filme sind ganz klare Romanzen. Und selbst Twighlight hat mir am Anfang ganz gut gefallen. Das Problem ist die Dynamik, die nicht ordentlich entwickelt wurde.
    Am Anfang des zweiten Buches hängt Bella in einem absoluten Tief. An sich genau das, passieren soll.

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