Eine Insel
der Mann in der schwarzen Kleidung flüsterte, während Seine Exzellenz mit lauter Stimme zurückfragte.
Also hörte er so etwas wie ein hektisches Summen, das von kurzen Explosionen unterbrochen wurde, zum Beispiel »Ich?«… »Was dann, alle?«… »Was ist mit Onkel Bernie? Ich weiß genau, dass er in Amerika ist!«… »Dort gibt es Löwen?«… »Hören Sie, ich bin wirklich nicht… «… »Hier und jetzt?«… »Natürlich wünscht sich niemand einen zweiten Richard Löwenherz, aber wir müssen doch bestimmt nicht…« und so weiter.
Dann hob Seine Exzellenz eine Hand, um den Mann in Schwarz zum Schweigen zu bringen, und wandte sich an Mau. Er wirkte erschüttert und sagte mit angestrengter Stimme: »Sir, wären Sie so freundlich, meine Tochter zu holen? Ich glaube, sie weilt im Damenhain und näht irgendjemanden zusammen. Äh, ich bin mir sicher, dass es sich um ein Missverständnis handelt. Zweifellos gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
Als Mau mit Daphne zurückkehrte, hatten sich die Soldaten Seiner Exzellenz, die über eine Woche lang in Hemdsärmeln herumgelaufen waren, wieder in ihre roten Jacken gezwängt und standen nun Wache, auch wenn ihnen im Moment noch nicht klar war, wen sie wie und wovor bewachen sollten, ganz zu schweigen, warum. Und solange es keine eindeutigen Befehle gab, begnügten sie sich also damit, jeden vor allem zu bewachen.
Das Schiff hatte ein weiteres Boot ausgesetzt, welches nun die Lagune ansteuerte. Darin befanden sich mehrere Personen, aber nur eine von ihnen saß kerzengerade da, und die kam Daphne bedauerlicherweise bekannt vor.
Sie lief zu ihrem Vater. »Was geht hier vor?« Sie blickte die Männer in den schwarzen Anzügen finster an und fügte hinzu:
»Und wer sind diese… Leute?«
»Ist das Ihre entzückende Tochter, Sire?«, sagte einer der Männer und zog vor ihr den Hut.
»Sire?«, wiederholte Daphne und warf einen strengen Blick auf den Mann in Schwarz. Niemand sollte jemanden ohne schriftlichen Beweis als »entzückend« bezeichnen dürfen.
»Wie sich herausstellt, bin ich, ohne mich hervortun zu wollen, König«, sagte Seine Majestät. »Und das zu einem überaus ungünstigen Zeitpunkt, wie ich sagen muss. Dieser Herr ist Mister Black aus London.«
Daphne hörte auf, finster zu blicken.
»Aber ich dachte, es wären einhundertachtunddreißig…«, begann sie. Dann nahm ihr Gesicht kurz einen entsetzten Ausdruck an, und sie blickte zum zweiten Ruderboot hinüber. »Hat meine Großmutter etwas… Dummes getan? Möglicherweise mit Messern und Pistolen?«
»Ihre Ladyschaft? Nicht dass ich wüsste«, sagte der Hüter des Letzten Ausweges. »Da kommt sie schon, Eure Majestät. Natürlich haben wir zunächst Port Mercia angelaufen, wo wir Seine Exzellenz Topleigh an Bord nahmen. Bedauerlicherweise kann dem Erzbischof von Canterbury eine so lange Reise nicht zugemutet werden, aber er hat uns seine Anweisungen für die Krönungszeremonie übermittelt.«
»Eine Krönungszeremonie hier? Das kann doch sicher noch warten!«, sagte Seine Majestät.
Doch Daphne hatte nur Augen für die Gestalt im noch fernen Boot. Das konnte nicht wahr sein, oder? Diesen weiten Weg würde sie doch nicht auf sich nehmen! Nur für die Gelegenheit, einen König herumkommandieren zu können? Aber natürlich würde sie das – sie hätte das Schiff nötigenfalls mit den Zähnen hierhergeschleppt! Und diesmal würde er sich nicht bis ans andere Ende der Welt flüchten können.
»Streng genommen schon«, sagte Mr. Black. »Sie wurden in dem Moment König, als der letzte König starb. Genau in jener Sekunde. So bestimmt es das Gesetz.«
»Tatsächlich?«, sagte Seine Majestät.
»Ja, Sire«, sagte Mr. Black geduldig. »Gott hat es so gewollt.«
»Na gut«, sagte der König matt. »Das war wohl sehr klug von Ihm.«
»Um den Rechtsanspruch zu bestätigen, müssen Sie allerdings auf englischem Boden stehen«, fuhr Mr. Black fort. »Unter diesen ungewöhnlichen Umständen und in diesen ungewissen Zeiten und so weiter und so fort hielten wir es für angebracht, dafür zu sorgen, dass die Krone fest auf Ihrem Haupt sitzt, und somit erst gar keine Zweifel aufkommen können, falls wir beispielsweise aufgehalten werden. Damit ließen sich kleinliche Streitereien, wie zum Beispiel mit den Franzosen, im Voraus vermeiden, die ansonsten zu langwierigen Verzögerungen führen könnten.«
»Niemand möchte einen zweiten Hundertjährigen Krieg«, sagte ein anderer Herr.
»Gut gesagt,
Weitere Kostenlose Bücher