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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dann die Hand ihres Vaters auf der Schulter, als sie gerade den Mund öffnen wollte. Sie schloss ihn wieder und ließ ihren Zorn innerlich weiterkochen.
    »So nicht, Liebes«, sagte er. »Außerdem sollten wir jetzt wirklich anfangen.« Er ließ sie stehen und schüttelte dem Bischof die Hand. »Charlie! Schön, dich wiederzusehen! Hast du deinen spitzen Hut nicht dabei?«
    »Hab ihn auf See verloren, alter Junge. Und als ich meinen Stab an mich nehmen wollte, musste ich feststellen, dass er voll vermaledeiter Termiten war! Tut mir leid wegen des Sarongs, aber ich konnte meine Hosen nicht finden«, sagte der Bischof, während er die Hand des Königs schüttelte. »Natürlich ist es eine üble Schande, was geschehen ist. Ein ziemlicher Schock für uns alle. Trotzdem steht es uns nicht zu, über die göttliche Vor … über die Wege des Herrn zu urteilen.«
    »Wahrscheinlich war es ein Akt Gottes«, sagte Daphne.
    »Wohl wahr, wohl wahr«, sagte der Bischof und kramte in seiner Tasche.
    »Oder ein Wunder«, fuhr Daphne fort und forderte ihre Großmutter regelrecht heraus, ihr auf ihrem Strand die Ohren langzuziehen.
    Doch Großmutter nahm ihre aufsässige Herausforderung nicht sonderlich ernst, wenn überhaupt. »Ich werde später mit dir über dein eigensinniges Betragen reden, Ermintrude…«, begann sie und trat vor. Doch sofort versperrten zwei Herren ihr den Weg.
    »Ach, da ist es ja«, sagte der Bischof recht laut und richtete sich zu voller Größe auf. »Selbstverständlich haben wir hier draußen normalerweise kein königliches Salbungsöl vorrätig, aber meine Jungs machen ein Kokosnussöl, mit dem sich Cricketschläger schön griffig halten lassen. Ich hoffe, das wird genügen.« Seine Worte galten Mr. Black, der ihm noch mehr Sorgen machte als Ihre Ladyschaft.
    »Durchaus, Euer Gnaden«, sagte Mr. Black. »Miss… Daphne, wären Sie so freundlich, die Inselbewohner zu fragen, ob wir einen dieser Altarsteine als Thron benutzen dürften?«
    Daphne blickte zu den herumliegenden Göttersteinen.
    Während der vergangenen Woche waren sie kaum beachtet worden.
    »Mau, dürfen sie…?«
    »Ja, sie dürfen«, sagte Mau. »Aber sag ihnen, dass sie nicht funktionieren.«
    Den Geschichtsbüchern nach war es die schnellste Krönungszeremonie, seit sich Bubric der Sachse während eines Gewitters auf einem Hügel mit einer sehr spitzen Krone selbst krönte und etwa anderthalb Sekunden lang regierte.
    Heute setzte sich ein Mann auf einen Stein. Ihm wurden ein goldener Reichsapfel und ein goldenes Zepter gereicht, was die interessierten Inselbewohner für gut befanden, weil ein Zepter im Grunde nichts anderes war als eine glänzende Keule. Mau war mit seinem Fischspeer völlig zufrieden, aber insgeheim dachten seine Leute, dass ein Häuptling eigentlich eine richtig große Keule haben sollte. Einige von ihnen probierten es später damit aus, stellten jedoch fest, dass sie für einen echten Kampf etwas zu unhandlich war. Jedenfalls fanden sie das Zepter viel interessanter als die Krone, die zwar schön im Sonnenlicht funkelte, aber ansonsten zu nichts nütze war. Doch wegen dieser Utensilien und einiger Worte erhob sich schließlich ein Mann, der über so viele Länder des Planeten herrschte, dass Kartenzeichnern oft die rote Farbe ausging.
    An dieser Stelle zogen die Männer in Schwarz kleinere Versionen der Hosenmenschenflagge hervor, wedelten sie begeistert und riefen: »Hurra!«
    »Wenn Sie mir jetzt bitte die Krone zurückgeben, Eure Majestät«, sagte Mr. Black hastig. »Natürlich gebe ich Ihnen dafür gern eine Quittung.«
    »Ach, es wird alles so viel besser sein, wenn wir erst in London richtig gekrönt werden«, sagte Großmutter. »Das ist hier ja eigentlich nur…«
    »Schweig jetzt, Frau«, sagte der König, ohne die Stimme zu heben.
    Einen Moment lang dachte Daphne, sie hätte seine Worte als Einzige gehört. Großmutter jedenfalls nicht, denn sie sprach einfach weiter. Doch dann holten ihre Ohren ihre Zunge ein und wollten nicht glauben, was ihre Augen sahen.
    »Was hast du gesagt?«, stieß sie hervor.
    »Ah, endlich hast du es verstanden, Mutter«, sagte der König.
    »Ich bin ich, nicht wir. Zwei Hinterbacken auf dem Thron, ein Kopf unter der Krone. Du hingegen bist eine scharfzüngige Vettel mit den Manieren eines Fuchses, und du wirst mir nicht ins Wort fallen, wenn ich rede! Wie kannst du es wagen, unsere Gastgeber zu beleidigen! Und bevor du auch nur ein weiteres Wort verlierst, bedenke Folgendes: Du

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