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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mau beugte sich zu Ataba hinunter. »Wer hat die Gottesanker gemacht, Ataba?«, flüsterte er. »Ich weiß, dass du mich hören kannst.«
    Der Priester öffnete ein Auge. »Es steht dir nicht zu, mir solche Fragen zu stellen, Dämonenjunge.«
    »Ich habe dir das Leben gerettet.«
    »Es ist ein zerlumptes, altes Leben, das sich nicht zu retten lohnt«, sagte Ataba und setzte sich auf. »Ich danke dir nicht.«
    »Es ist in der Tat zerlumpt und riecht nach Bier, trotzdem musst du deine Schuld begleichen, sonst gehört es mir. Du kannst es zurückkaufen, aber ich setze den Preis fest!«
    Ataba blickte ihn zornig an. Er wirkte gequält und kochte innerlich vor Wut, doch er kannte diese Regel genauso gut wie jeder andere.
    »Also gut!«, zischte er. »Was willst du von mir, Dämonenjunge?«
    »Die Wahrheit.«
    Der Priester zeigte mit einem Finger auf Mau. »Nein, willst du nicht! Du willst eine ganz besondere Wahrheit. Eine Wahrheit, die dir gefällt. Du willst eine hübsche, kleine Wahrheit, die zu dem passt, was du bereits glaubst! Aber ich werde dir eine Wahrheit verraten, die dir nicht gefallen wird. Die Menschen brauchen ihre Götter, Dämonenjunge. Und sie wollen ihre heiligen Orte, ganz gleich, wie du das findest.«
    Mau fragte sich, ob der Priester seine Gedanken lesen konnte.
    Dazu hätte er allerdings richtig gute Augen haben müssen, denn durch Maus Geist wehten rosafarbene Wolken der Erschöpfung, so als würde er träumen. Der Schlaf forderte immer seinen Tribut. Wenn man den Schlaf mehrere Tage lang abwehrte, kehrte er früher oder später mit ausgestreckter Hand zurück.
    »Haben die Götter den weißen Stein gemacht?« Seine Zunge war schwer und verschliff die Worte.
    »Ja!«
    »Das ist eine Lüge«, brachte Mau mühsam hervor. »In die Steine sind Zeichen vom Werkzeug der Hosenmenschen eingemeißelt. Die Götter brauchen doch wohl kein Werkzeug!«
    »Menschen sind ihr Werkzeug, Junge. Die Götter haben unseren Vorfahren die Idee eingegeben, Dinge in Stein zu gravieren.«
    »Und die anderen Steine?«
    »Nicht nur Götter können von einem Menschen Besitz ergreifen, wie du eigentlich am besten wissen solltest, Junge!
    »Du glaubst, dass es Dämonen waren?«, sagte Mau. »Dämonensteine?«
    »Wo Götter sind, sind auch Dämonen.«
    »Das könnte sein«, sagte Mau. Milo schnaubte.
    »Ich bin Priester und kenne die Wahrheit der Dinge!«, rief Ataba.
    »Hör auf damit, alter Mann«, sagte Mau, so behutsam wie möglich. »Ich werde dich noch einmal fragen, und wenn ich deine Antwort für eine Lüge halte, werde ich zulassen, dass die Götter deine Seele über den Rand der Welt davonwehen.«
    »Ha! Aber du glaubst doch gar nicht an die Götter, Dämonenjunge! Oder doch? Hörst du dich eigentlich reden? Ich tue es. Erst stampfst du mit den Füßen und schreist heraus, dass es keine Götter gibt, und im nächsten Moment reckst du die Faust in den Himmel und beschimpfst sie dafür, dass sie nicht existieren! Du brauchst die Götter, damit dich das Feuer der Lästerungen in deiner Selbstgerechtigkeit wärmen kann! Das sind keine vernünftigen Gedanken. Ich sehe nur ein verletztes Kind, das vor Schmerz schreit!«
    Maus Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber er spürte, wie die Worte in seinem Kopf hin und her sprangen. Woran glaube ich wirklich?, überlegte er. Die Welt existiert, also existiert vielleicht auch Imo. Aber Er ist weit weg, und es ist Ihm egal, ob Locaha existiert, so viel steht fest. Der Wind weht, das Feuer brennt, und das Wasser fließt, so oder so, sei es zum Guten oder zum Schlechten. Wozu brauchen die Menschen Götter? Wir brauchen Menschen! Daran glaube ich. Ohne andere Menschen wären wir gar nichts. Und ich glaube, dass ich müder bin als je zuvor in meinem Leben…
    »Wer hat deiner Meinung nach die Zeichen in die Steine graviert, Ataba?«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Wer hat sie hierher gebracht und sie bearbeitet, bevor sie so lange Zeit im Riff gelegen haben? Erkläre es mir, denn ich glaube, dass auch du schreist.«
    Die unterschiedlichsten Gedanken spiegelten sich im Gesicht des Priesters, aber es gab kein Entrinnen. »Das wird dir noch leidtun«, stöhnte er. »Du wirst dir wünschen, es nie erfahren zu haben. Es wird dir leidtun, dass du mir das angetan hast.«
    Mau hob warnend einen Finger. Zu mehr war er nicht mehr imstande – die rosafarbenen Schweine der Müdigkeit trampelten durch seine Gedanken. Gleich würde er einfach umfallen.
    Als Ataba weitersprach, hallte dessen

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