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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Flüstern in Maus Kopf, als stünde er in einer großen Höhle. Die Dunkelheit bestand aus zu vielen Gedanken, zu viel Hunger, zu viel Schmerz.
    »Wer bringt Steine hierher und lässt sie zurück, mein Junge?
    Denk darüber nach. Wie vielen Menschen willst du noch mit deiner wunderbaren Wahrheit Schmerzen zufügen?« Doch Mau war bereits eingeschlafen.
    Mr. Black hämmerte zum zweiten Mal gegen die Tür vom Ruderhaus der
Cutty Wren
.
    »Lassen Sie mich rein, Captain! Im Namen der Krone!« Eine Klappe in der Tür wurde zurückgeschoben. »Wo ist sie?«, fragte eine misstrauische Stimme.
    »Unten«, rief der so genannte Hüter gegen den dröhnenden Wind.
    »Wissen Sie das genau? Sie hat die Angewohnheit, plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen!«
    »Ich versichere Ihnen, dass sie unten ist! Und jetzt öffnen Sie die Tür! Es ist eiskalt!«
    »Sind Sie sich wirklich ganz sicher?«
    »Zum letzten Mal, machen Sie uns endlich die Tür auf, Mann!«
    »Wer genau ist ›uns‹?«, sagte die Stimme, die sich nicht so leicht zum Narren halten ließ.
    »Um Himmels willen! Mr. Red ist bei mir!« »Und ist er allein?«
    »Lassen Sie uns rein, Captain, im Namen der Krone!« Die Tür wurde geöffnet, und eine Hand zog die beiden Männer hinein. Hinter ihnen wurden sofort wieder alle Riegel zugeknallt, was fast wie Pistolenschüsse klang.
    Wenigstens war es hier drinnen wärmer, und der Wind blieb draußen. Mr. Black fühlte sich, als hätte bis eben ein Riese auf ihn eingeprügelt.
    »Ist das hier immer so?«, sagte er, während er das Wasser von seinem Ölzeug schüttelte.
    »Hier? Ein wunderbarer Tag für diese Breiten, Mr. Black!
    Ich wollte gerade ein Sonnenbad nehmen! Ich vermute, Sie sind wegen des Funksignals gekommen.«
    »War darin die Rede von einer Flutwelle?«
    »Von einer ziemlich großen sogar. Habe es vor einer Stunde von einem Marineschiff aus Port Mercia erfahren. Hat sich über den ganzen Westlichen Pelagischen Ozean ausgebreitet. Viele Todesopfer und beschädigte Schiffe. Port Mercia wurde verschont, heißt es darin. Der Ursprung der Welle liegt schätzungsweise siebzig Meilen südlich der Muttertagsinseln.«
    »Das ist immer noch ziemlich weit nördlich von uns.« »Und zudem schon einige Wochen her!«, sagte Mr. Red, der die mit Bleistift gekritzelte Nachricht genauestens studierte.
    »Richtig, meine Herren. Aber ich habe bereits ein paar Berechnungen angestellt, und nun frage ich mich, ob die
Sweet Judy
zum betreffenden Zeitpunkt in der Nähe gewesen sein könnte. Der alte Roberts springt gern von Insel zu Insel, aber die Judy ist nicht gerade das schnellste Schiff. Und die Tochter des Thronerben befindet sich an Bord.«
    »Also könnte auch der Erbe davon betroffen sein?« »Gut möglich, Sir«, sagte der Captain ernst. Er hustete. »Ich könnte einen Kurs setzen, der uns dort hindurchführt, aber das würde natürlich Zeit kosten.«
    »Darüber muss ich erst nachdenken«, entgegnete Mr. Black.
    »Aber ich brauche möglichst bald eine Entscheidung, Sir.
    Immerhin geht es hierbei auch um Wind und Wasser, verstehen Sie? Und über die Elemente können weder Sie noch ich befehlen.«
    »Zu welchem Land gehören die Muttertagsinseln?«, wollte Mr. Black von Mr. Red wissen, der jedoch nur mit den Schultern zuckte.
    »Wir beanspruchen sie für uns, Sir, um die Holländer und Franzosen fernzuhalten. Aber sie sind sehr winzig, und dort gibt es nichts und niemanden. Zumindest niemanden von Bedeutung.«
    »Die Wren könnte eine großes Seegebiet absuchen, Sir«, bot der Captain an. »Und wie es scheint, ist der König doch in Sicherheit, und natürlich gibt es an derart abgelegenen Orten so manche Leute, die sich mit Rum die Zeit vertreiben…«
    Mr. Black starrte ins Leere. Die
Cutty Wren
raste derweil wie eine Wolke übers Meer. Ihre Segel donnerten, die Takelage sang – das Schiff lachte höhnisch über jede Meile.
    Nach einiger Zeit sagte er: »In Anbetracht der Tatsache, dass wir den genauen Kurs der
Sweet Judy
nicht kennen, es zudem unzählige dieser kleinen Inseln gibt und inzwischen schon sehr viel Zeit vergangen ist, so dass Seine Majestät zweifellos längst eine Suche angeordnet hat…«
    Mr. Red warf ein: »Er weiß nicht, dass er König ist, Sir. Es ist also durchaus denkbar, dass er die Suche selbst angeführt hat.«
    »Im Nordwesten gibt es Kannibalen und Piraten«, gab der Captain zu bedenken.
    »Und die Krone fordert, dass wir so schnell wie möglich zum König gelangen!«, sagte Mr. Black. »Möchte

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