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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dass sie so schwer arbeiten, bis sie an ihrem Schreibtisch einschlafen, weil es für sie immer noch nicht genug ist! Sie werden ängstlich und nervös und treffen falsche Entscheidungen, und das hat wiederum weitere Schikanen zur Folge, weil die Schikanen nie aufhören werden, ganz gleich, was sie tun. Und mein… die schikanierte Person wird alles tun, damit es aufhört, obwohl es niemals aufhören wird! Das werde ich mir nicht länger mit ansehen, habt ihr gehört? Wenn ihr euch ab sofort nicht zusammenreißt, gibt es Ärger, verstanden?«
    Ich schreie gerade einen Stein an, dachte sie, als ihre Stimme vom Berg zurückhallte. Was erwarte ich eigentlich von ihm?
    Dass er antwortet?
    »Hört mir überhaupt jemand zu?«, brüllte sie und dachte: Und was mache ich, wenn jetzt jemand »ja« sagt? Oder mir gar mit »nein« antwortet!
    Nichts geschah, was sie irgendwie ziemlich persönlich nahm.
    Immerhin hatte sie große Mühen auf sich genommen, um hier heraufzusteigen.
    Ich bin gerade von einer Höhle voll mit alten, toten Männern brüskiert worden.
    Jemand stand hinter ihr. Jemand, den sie nicht kommen gehört hatte. Doch im Moment war sie aus allen möglichen Gründen wütend, aber vor allem auf sich selbst, weil sie einen Stein anbrüllte, und wer oder was auch immer hinter ihr stand, würde einen beträchtlichen Teil ihrer Wut zu spüren bekommen.
    »Einer meiner Vorfahren hat in den Rosenkriegen gekämpft«, verkündete sie überheblich, ohne sich umzudrehen, »und in diesen Kriegen sollte man entweder eine rote oder eine weiße Rose tragen, um zu zeigen, auf wessen Seite man stand, aber mein Vorfahr hatte eine viel größere Schwäche für eine rosafarbene Rose namens Lady Lavinia, die wir noch heute auf unserem Anwesen kultivieren, so dass er schließlich gegen beide Seiten gleichzeitig kämpfte. Er hat überlebt, weil jeder glaubte, es würde Unglück bringen, einen Verrückten zu töten. Eines sollte man bei meiner Familie nie vergessen: Vielleicht sind wir Stur- und Dummköpfe, aber wir kämpfen!« Sie fuhr herum.
    »Wage es nicht, dich von hin… Oh!«
    Etwas machte Pnapp. Ein Pantalonvogel blickte mit einem beleidigten Zug um den Schnabel zu ihr auf. Aber das war noch gar nicht das Bemerkenswerteste, sondern vielmehr die Tatsache, dass er keineswegs allein war. Es hatten sich mindestens fünfzig dieser Vögel versammelt, und weitere kamen angeflogen. Inzwischen waren sie auch nicht mehr zu überhören, da die großen Vögel ohnehin die Aerodynamik eines Ziegelsteins hatten. Nun wurden sie von ihrem Ziel, in Daphnes Nähe zu landen, abgelenkt und stürzten in den meisten Fällen auf andere Pantalonvögel, begleitet von aufwirbelnden Federn und verärgert hackenden Schnäbeln: Pnapp-pnapp!
    Die Szenerie erinnerte ein wenig an ein Schneegestöber.
    Am Anfang ist alles noch Spaß und Spiel, ein Winterwunderland, und alles sieht so schön weich und harmlos aus. Und irgendwann stellt man fest, dass der Weg nicht mehr zu erkennen ist und es dunkel wird und die Schneeflocken den Himmel verdüstern…
    Es war reiner Zufall, dass einer der Vögel genau auf ihrem Kopf landete und mit Krallen – wie die Finger alter Männer – in ihrem Haar Halt suchte. Sie schrie ihn an und schaffte es, ihn zu verscheuchen. Doch sie versammelten sich weiter in Scharen um sie, schubsten und pnappten sich gegenseitig an. In diesem Sturm aus Lärm, Gestank und Federn konnte Daphne kaum noch einen klaren Gedanken fassen, aber wie es aussah, ging es ihnen nicht darum, sie tatsächlich anzugreifen. Sie wollten einfach dort sein, wo sie war, wo immer das war.
    Ach ja, der Gestank. Nichts stank so abartig wie eine Horde Pantalonvögel in nächster Nähe. Die Viecher verströmten nicht nur diesen gewöhnlichen knochentrockenen Vogelmief, sondern sie hatten obendrein den übelsten Mundgeruch der gesamten Tierwelt. Sie spürte ihn auf der Haut wie eine Scheuerbürste. Und die ganze Zeit pnappten sie, wobei jeder den anderen zu übertreffen versuchte, so dass sie in dem ganzen Gepnappe fast den rettenden Ruf nicht gehört hätte.
    »Zeig uns deinen Schlüpfer! Einst war ich ein übler Trinker, heut bin ich ein übler Stinker!«
    Die Vögel gerieten in Panik. Der Papagei war ihnen genauso verhasst wie sie ihm. Und wenn ein Pantalonvogel schnell entkommen wollte, sorgte er dafür, alles zurückzulassen, was er auf der Reise nicht gebrauchen konnte.
    Daphne kauerte sich auf den Boden und hielt beide Hände über den Kopf, als ein Regen aus

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