Eine Jungfrau Zu Viel
Was als Kultiviertheit in ihrem Leben durchging, ließ mich meine hübsche lange etruskische Nase rümpfen. Zum Beispiel waren in der Bibliothek des Exflamen nur Schriftrollen mit rituellem Schwachsinn zu finden, so unverständlich wie die Sibyllinischen Bücher. Im ganzen Haus gab es zu viele Nischen mit Schreinen, und der süßliche Geruch von Weihrauch hing überall in der Luft. Reihen von Webstühlen für die Frauen waren in einem kahlen Raum aufgestellt wie in der Werkstatt eines knausrigen Schneiders. Der Weinvorrat war dürftig. Selbst Helena und ich achteten, auch wenn es uns finanziell noch so schlecht ging, mehr auf die Qualität unseres Lampenöls. Schäbigkeit ist eine Sache, Interesselosigkeit ist erbärmlich.
Ich war nicht hier, um ihren Lebensstil zu kritisieren. Aber wenn andere das in der Vergangenheit getan hätten und die Lebensqualität dadurch verbessert worden wäre, hätte hier vielleicht nicht so viel Freudlosigkeit geherrscht. Dann hätte sich das Kind zu Hause möglicherweise sicher gefühlt.
Wir erreichten den Punkt, an dem es nur noch einen scheußlichen Ort gab, den wir nicht überprüft hatten. Mir sank das Herz. Ich hatte gehofft, es umgehen zu können. Trotzdem musste es gemacht werden. Nachdem ich den Plan zu Rate gezogen hatte, führte ich die anderen zu einer kleinen Kammer im Küchenbereich. Keiner wollte sich freiwillig melden, wie ich erwartet hatte. Ich bat Ariminius, einen Sklaven auszusuchen, der Strafe verdient hatte, dann ließ ich Eimer holen und gab den Befehl, den hölzernen Zweiersitz zu entfernen, damit wir die Latrine ausleeren konnten.
Bis ganz nach unten vorzudringen, war vom Erdgeschoss aus unmöglich, also banden wir dem protestierenden Sklaven einen Strick um, ließen ihn in das Loch hinunter und gaben ihm einen langen Stock zum Stochern. Wir ließen ihn eine Stunde da unten, bis er ohnmächtig zu werden drohte. Gerade noch rechtzeitig zogen wir ihn heraus. Die Latrine war gut gebaut, fast fünf Fuß tief, aber wir fanden nichts, den Göttern sei Dank.
Na ja, wir fanden vieles. Aber nichts von Bedeutung.
Wir hatten alles getan, was wir konnten. Außer das Dach abzureißen und Löcher in die Trennwände zu schlagen, hatten wir alles nur Denkbare durchsucht. Ariminius trollte sich, enttäuscht über unser Versagen. Da sie weder von mir noch von ihm weitere Befehle erhielten, machten sich auch die Sklaven davon. Sogar mein Aufpasser schien vergessen zu haben, dass er den Befehl hatte, mir nicht von der Seite zu weichen.
Für mich blieb nichts mehr zu tun übrig. Ich dachte kurz daran, hier zu übernachten, auf Geräusche zu achten und die Atmosphäre in mich aufzunehmen. Aber ich hatte genug von der trostlosen, lähmenden Stimmung in diesem traurigen Haus. Ich konnte nicht genau sagen, was hier falsch lief, jedoch waren überall die Reste alter Trübsal zu spüren, die, wie ich meinte, noch von etwas Schlimmerem überlagert wurde. Irgendwas Schreckliches, das sie alle verheimlichten. Ich konnte nur hoffen, dass der Pomonalis Recht behielt mit seiner Behauptung, es habe nichts mit Gaia zu tun.
Noch einmal ging ich in den Peristylgarten. Er lag jetzt verlassen da. Mit Gaias kleinem Zweigbesen in der Hand, schlenderte ich langsam um das leere Becken, setzte mich dann auf die Marmorbank und stützte meine Ellbogen auf die Knie. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Ich war schmutzig und ausgelaugt. Niemand hier war auch nur auf die Idee gekommen, mir eine Erfrischung anzubieten oder die Möglichkeit, mich zu waschen. Ich war schon längst nicht mehr in der Lage, mich zu beschweren oder zu sagen, was ich von ihnen hielt. Trotzdem, für einen Privatermittler war es eine alltägliche Situation. Ich war noch nicht so vornehm geworden, aufzukreischen, wenn ich sah, dass meine weiße Tunika fast schwarz war und ich, ehrlich gesagt, stank.
Jemand näherte sich mir von hinten. Ich war zu steif und niedergeschlagen, um mich zu bewegen.
»Falco.« Als ich die Stimme des Exflamen erkannte, zwang ich mich zum Umdrehen, dachte aber nicht daran, mich seinetwegen zu erheben. »Sie haben gute Arbeit geleistet. Wir sind Ihnen dankbar.«
Ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. »Ich habe nichts erreicht.«
»Offenbar ist sie nicht hier.«
Wieder sah ich mich hilflos um. Sie war immer noch hier, davon war ich überzeugt. Meine Stimme klang heiser. »Verzeihen Sie mir, dass ich sie nicht gefunden habe.«
»Mir ist bewusst, wie sehr Sie sich bemüht haben.« Damit
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