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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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drückte er Dankbarkeit aus. Zu meiner Überraschung kam er näher und setze sich an den Tisch, an dem sich vorher die Spatzen um die von den Bauarbeitern hinterlassenen Krumen gebalgt hatten. »Halten Sie uns nicht für schroff, Falco. Sie ist ein bezauberndes liebes kleines Mädchen, mein einziges Enkelkind. Ich habe aus ganzem Herzen gebetet, dass Sie sie heute finden mögen.«
    Reagieren konnte ich nicht, dazu war ich zu müde. Aber ich glaubte ihm.
    Ich stand auf. »Ich werde mich erkundigen, ob die Vigiles etwas entdeckt haben.« Wenn ja, konnte es inzwischen nur etwas Schlechtes sein. Der alte Mann sah aus, als wüsste er das. »Wenn sie immer noch nicht auftaucht, darf ich dann morgen wiederkommen und sehen, was man sonst noch unternehmen könnte?«
    Er verzog den Mund, denn er wollte mich nicht noch länger hier haben, doch er beugte den Kopf und erlaubte es mir. Vielleicht liebte er Gaia wirklich. Oder er spürte, dass der Verlust der Kleinen sich zu jenem Vorfall auswachsen könnte, über den sich die Familie spaltete, wo alle anderen Versuche, seine Dominanz zu brechen, versagt hatten.
    »Ich weiß, wie Sie über die Vigiles denken, aber ich würde gerne einen ihrer Offiziere mitbringen, meinen Freund Petronius Longus. Er hat sehr große Erfahrung und ist Vater kleiner Mädchen. Ich möchte mit ihm das Grundstück abgehen und sehen, ob er etwas findet, das ich nicht bemerkt habe.«
    »Es wäre mir lieber, wenn sich das vermeiden ließe.« Das war keine strikte Ablehnung, und ich behielt es in Reserve. »Eine Frau ist hier, die Sie sprechen möchte«, sagte er dann. »Sie werden anderswo erwartet.«
    Im Moment war mir nichts wichtig, aber trotzdem ließ sich meine angeborene Neugier nicht bezwingen. Während ich mich aufrappelte und auf den Weg aus dem Garten einbog, weil ich sehen wollte, wer da nach mir gefragt hatte, schlug ein anderer Teil meiner Neugier durch.
    »Ich hatte meine Hoffnung darauf gesetzt«, erklärte ich Numentinus düster, »dass Gaia aus Übermut in irgendein Loch gekrochen war, aus dem sie nicht mehr herauskam. Aber diese Möglichkeit scheinen wir nun wohl ausgeschlossen zu haben.« Numentinus ging langsam neben mir her. »Die wahrscheinlichste Alternative«, bemerkte ich, entschlossen, ihn jetzt nicht mehr zu schonen, »ist, dass sie wegen Familienproblemen weggelaufen ist.«
    Ich hatte erwartet, dass der Exflamen wütend werden würde. Seine Reaktion stellte alles, was ich angenommen hatte, auf den Kopf. Er lachte. »Tja, davor würden wir am liebsten alle davonlaufen!« Während ich das verdaute, wischte er meine Annahme verächtlich beiseite. »Jetzt haben Sie schließlich doch mein Vertrauen verloren, Falco.«
    »Oh, ich glaube nicht, dass ich das verdient habe! Nach dem Tod von Terentia Paullas Mann hat sich eindeutig etwas zugespitzt. Sehen Sie – ein Mann, der nicht mal ein Blutsverwandter war, nur ein Freund der Familie, aber einer, der die Finger nicht von ihren Frauen lassen konnte …« Obwohl mir gesagt worden war, Numentinus wisse nichts davon, nahm ich an, dass er sich dessen wohl bewusst war; zumindest zeigte er jetzt keine Überraschung. »Und im nächsten Moment rufen Sie alle zusammen, einschließlich der Witwe – auch die nur eine Verwandte Ihrer verstorbenen Gemahlin, eine Frau, mit der Sie regelmäßig Streit hatten. Selbst Ihr abtrünniger Sohn wurde in die Konferenz mit einbezogen. Er hat mir eine wilde Geschichte darüber erzählt! Also sagen Sie mir«, beharrte ich hitzig, »für wen der gesetzliche Vormund wirklich bestimmt ist. Und wozu genau?«
    Erschrocken von meiner Vehemenz schwieg Numentinus. Und er hatte nicht vor, mir zu antworten. Er wich allem aus. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Sohn Ihnen etwas erzählt hat, was Sie zu solchen Schlüssen bringt. Das zeigt wieder mal, wie weltfremd er ist, und gibt mir Recht, ihn auch weiter unter meiner patriarchalen Autorität zu behalten.«
    »Er will seiner Tante helfen. Das ist doch nur lobenswert.«
    »Terentia Paulla braucht niemandes Hilfe«, meinte er vernichtend. »Jeder, der Ihnen was anderes weisgemacht hat, ist ein Narr!« Er hielt inne. »Oder vollkommen verrückt«, fügte er mit unheilvoller Stimme hinzu.
     
    Zu Protesten oder weiterem Nachhaken war ich zu entmutigt. Was er sagte, klang erschreckend wahr.
    Ich ging zu der momentan benutzten Eingangshalle, und hier hob sich meine Stimmung zumindest ein wenig. Die Person, die mich sprechen wollte, war Helena. Sie hatte meine Toga über

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