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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zu sich gewinkt, aber als der Junge zu ihr kam, nahm sie ihm das Gefäß ab und goss mir selbst ein. Der Diener schaute verblüfft. Helena warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, und er machte einen Satz zurück, solche Beachtung offensichtlich nicht gewöhnt.
    »Tja, nun …« Titus wich aus. Ich hatte ihn schon immer für verschlagen gehalten, aber Ausweichen sah ihm nicht ähnlich. Ich trank meinen Wein. Helena beugte sich vor, als würde sie auf das warten, was Titus zu sagen hatte. Ihre dünne Stola war ihr auf den Rücken geglitten. Lockige Haarsträhnen umspielten ihren Nacken. Ich griff nach einer Strähne und zog Helena damit näher zu mir. Ungeachtet des Protokolls, legte ich ihr den Arm um die Schultern.
    »Eine zusätzliche Dimension, Cäsar?« Jetzt war ich derjenige mit der autoritären Stimme. Ich meinte zu sehen, wie sich Berenikes Blick leicht schärfte. Sie fragte sich wohl, ob Helena meine Übernahme hinnehmen würde. Natürlich tat sie das. Die kultivierte und elegante Helena Justina wusste, dass ich, falls sie irgendwelche Schwierigkeiten machte, sie so lange am Hals kitzeln würde, bis sie kichernd zusammenbrach.
    »Die Sache ist sehr delikat, Falco.« Klar, was denn sonst. Ich mochte zwar Prokurator der heiligen Gänse sein, blieb aber trotzdem der Mann fürs Grobe, dem alle unangenehmen Aufgaben übertragen wurden. »Ich möchte Sie nur bitten, alles zu tun, was in Ihrer Macht steht.«
    »Marcus wird weitermachen, bis er das Kind gefunden hat.« Lange darin geübt, hatte sich Helena geschickt aus meinem Arm befreit.
    »Ja, natürlich.« Titus schaute ergeben. Dann sah er zu Berenike. Sie schien auf etwas zu warten; er wirkte verlegen. Er gestand: »Es hat böses Blut wegen mir und der Königin gegeben.«
    Ich neigte höflich den Kopf. Helena griff nach meiner Hand. Sie konnte doch wohl nicht annehmen, dass ich etwas Ungehöriges sagte? Der Mann war verliebt. Ein trauriger Anblick.
    »Lächerlich!«, schnaubte Titus. In seinen Augen konnte Berenike nichts falsch machen, und jeder, der andeutete, dass es Probleme gab, war unfreundlich und irrational. Er hätte es besser wissen sollen – wie sein Vater, als Berenike zuerst ihre Ränke an ihm ausprobierte.
    Hier im Palast waren die Liebenden isoliert. Sie hätten sich einreden können, dass alles in Ordnung sei. Das würde Titus über einen großen Teil der öffentlichen Missbilligung hinweghelfen. Aber er würde sich der Wahrheit stellen müssen, wenn Vespasian beschloss, das Liebesnest auffliegen zu lassen.
    Unzufriedenes Geraune musste dem verliebten Paar bereits zu Ohren gekommen sein. »Wie Sie vielleicht wissen«, verkündete Titus mit fester, formeller Stimme, als wollte er eine Rede halten, »ist das vermisste Kind Gaia Laelia das letzte Mal öffentlich anlässlich eines Empfanges gesehen worden, bei dem die jungen Kandidatinnen Königin Berenike vorgestellt wurden.«
    »Gaia Laelia verbrachte einen Teil des Nachmittags auf dem Schoß der Königin«, sagte ich. »Ich bin froh, dass Sie das angesprochen haben, Cäsar. Soviel ich weiß, hat es da eine Art Zwischenfall gegeben?«
    »Sie sind gut informiert, Falco.«
    »Meine Kontaktleute sind überall.« Ich dachte darüber nach und bereute meine Bemerkung.
    »Die Sache könnte wichtig sein«, sagte Helena zu Berenike. »Können Sie uns erzählen, worum es dabei ging?«
    »Nein«, antwortete Titus für die Königin. »Das Mädchen hat nur über ihre Freude geredet, ausgewählt worden zu sein – ich meine, für die Teilnahme an der Lotterie.«
    Ich fragte mich allmählich, ob Berenike kein Latein sprach. Allerdings war sie dieselbe Frau, die, während sie sich das judäische Königreich mit ihrem inzestuösen Bruder teilte, wortreich gegen die Barbarei eines römischen Statthalters in Jerusalem protestiert hatte. Sie war eine furchtlose Rednerin, die barfuß Nachsicht für ihr Volk gefordert hatte, obwohl ihr Leben in Gefahr war. Sie konnte sich durchaus äußern, wenn sie wollte.
    Und das tat sie jetzt auch. Sie ignorierte Titus geflissentlich, setzte sich über seine Anweisung hinweg, den Mund zu halten. »Das Mädchen war ziemlich still. Nachdem ich ihr Vertrauen gewonnen hatte, rief sie plötzlich: ›Lass mich hier bleiben, bitte. Zu Hause gibt es eine verrückte Person, die mich töten will!‹ Ich erschrak, dachte, das Kind selbst müsse verrückt sein. Dienstboten kamen und nahmen mir die Kleine sofort ab.«
    Zu ihrer Ehre musste man sagen, dass die Königin bei der Erinnerung an den

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