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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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herum. Er ließ mich manchmal zu gesetzten Gesprächen von Mann zu Mann rufen.
    Der Palast war riesig. Hohe, mit Fresken geschmückte Flure erstreckten sich nach allen Seiten. Die meisten Räume waren nicht so protzig groß, gingen aber ineinander über wie verwirrende Bienenwaben. Es gab merkwürdige Seitengänge und Sackgassen, weil dieser Flügel in den nackten Felsen des Oppius hineingehauen war. Ohne Führung konnte man sich hier leicht verlaufen.
    Es herrschte eine ungezwungene Atmosphäre. Hier und da standen Prätorianer in den Fluren herum, nicht zuletzt, weil Titus jetzt ihr Kommandeur war. Insgesamt achtete niemand allzu sehr auf Besucher, und es schien möglich, nach eigenem Gutdünken herumzuschlendern.
    Doch aus irgendeinem Grund tat man das nie. Irgendwie wurde man ziemlich schnell aus dem Gebäude hinausgeleitet, und das auf einem reichlich ausgetretenen Pfad, wie ich bemerkte. Daraus ergab sich, dass trotz der gewaltigen Anzahl von Räumen mit ihren diversen Ein- und Ausgängen und trotz der Versuchung, auf Zehenspitzen hineinzugehen und sich Anregungen für die eigene häusliche Verschönerung zu holen, sich zwei Gruppen von Leuten, die Titus am selben Abend aus demselben Grund besuchten, tatsächlich begegneten, obwohl das eigentlich kaum vorstellbar war.
    Auf diese Weise trafen Helena und ich auf Rubella und Petronius.
     
    Die beiden miesen großen Kerle waren nicht erfreut.
    »Sieht so aus, als wären wir die Ersten am Büfett gewesen«, begrüßte ich sie. Ich wusste, sie würden vor Wut schäumen, dass den Vigiles streng untersagt worden war, Nachforschungen im Haus der Laelii anzustellen, während man mich speziell angefordert hatte. Der Graben zwischen Privatermittlern und Vigiles würde sich nie schließen. »Keine Bange, ich habe Titus Cäsar umfassend informiert. Ihr könnt einfach nur eure Gesichter zeigen und euch dann wieder in euer Wachlokal trollen.«
    »Geschenkt, Falco«, knurrte mein ehemaliger Partner Petro.
    »Na gut. Zeit für Bekenntnisse: Ich hab nicht die geringste Spur der vermissten Kleinen gefunden. Und ihr, Jungs?«
    »Nichts«, geruhte Rubella zu sagen. Der Tribun der Vierten Kohorte war ein breit gebauter, zäher, kurz geschorener Exzenturio, der sich bemühte, so ungerecht und unfreundlich wie möglich zu sein. Darin war er besser als der Durchschnitt. Fanatischer Ehrgeiz hatte ihn die Stufenleiter der Vigiles mit Leichtigkeit erklimmen lassen. In Wirklichkeit waren die Prätorianer sein Ziel. Aber davon träumen viele Jungs.
    Neben ihm wirkte Petronius größer, nicht so breit, aber kräftiger in den Schultern, ruhiger, ein paar Pfund schwerer dank seiner Größe und längst nicht so angespannt. Er trug eine braune Lederkluft und um den Kopf einen Lederriemen, der sein glattes Haar bei einer Rauferei zusammenhielt, dreifach besohlte Stiefel, so schwer, dass meine Füße allein beim Anblick schon müde wurden, dazu einen Schlagstock in seinem breiten Gürtel. Gut sah er aus, mein alter Zeltkamerad.
    Ich schenkte ihm ein anerkennendes Grinsen. »Die bezaubernde Berenike wird dich lieben!«
    »Wie er schon sagte, geschenkt, Falco.« Das kam von Helena. Sie war immer noch verstört über die ungerechte Brüskierung ihres Bruders. Ich stellte sie Rubella vor, obwohl er sich bereits gedacht hatte, wer sie war.
    »Falco ist müde«, verkündete sie. »Ich bringe ihn nach Hause, damit er sich vom Anstarren der schillernden judäischen Schönheit erholen kann.«
    »Hast du die Suche aufgegeben?«, fragte Petro und kam so auf die eigentliche Sache zurück. Er hatte eine prüde Ader. Allein mit mir, hätte er nur zu gerne anstarrenswürdige Frauen durchgehechelt, glaubte aber, es sei unschicklich für Frauen zu wissen, dass Männer so was taten.
    »Ich nicht. Wie sieht es bei euch aus?«
    »Wir finden sie, falls sie irgendwo auf der Straße ist. Aber wirst du sie finden, wenn sie noch im Haus ist?«
    Verärgert gab ich meinen Plan auf, ihn zu bitten, sich mir morgen anzuschließen. Offensichtlich standen die raubeinigen Mitglieder der Vierten Kohorte – und vermutlich auch die aller sechs anderen – nur herum und warteten darauf, dass ich meine Aufgabe vermasselte. Ich würde sie enttäuschen. Aber ich musste mir alle Möglichkeiten offen halten. »Lass uns nicht streiten, wo es um das Leben eines Kindes geht.«
    »Wer streitet?«
    Er, aber beim Gedanken an Gaia änderte ich meine Meinung wegen morgen erneut. »Lucius Petronius, ich habe Numentinus um die Erlaubnis gebeten,

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