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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Kleine sehr wach und intelligent. Eine äußerst viel versprechende Kandidatin. Sie wollte alles über die Rituale wissen. Natürlich war ich so hilfreich, wie ich konnte.«
    »Jetzt möchte ich etwas wissen«, knurrte ich. »Und Sie sind überhaupt nicht hilfreich.«
    »O je!« Ihr Schmollmund hätte jedem beschwipsten Schankmädchen, das mit einem Gast schäkerte, Ehre gemacht.
    Ich hielt meinen Unmut im Zaum. »Gaia hat mir erzählt, dass jemand aus ihrer Familie sie umbringen will. Jupiter, was beim Olymp braucht es noch, dass jemand höher gestelltes dem zuhört und es ernst nimmt?«
    »Nichts. Sie hat mir dasselbe erzählt. Ich hielt es für die Wahrheit.«
    Ich lehnte mich auf der Liege zurück und spürte, wie ein verrückter Albtraum nun vielleicht endlich vorbei war. Ich atmete langsam. Meine Schwierigkeiten waren jedoch längst nicht vorbei. Die Vestalin, in deren Privatgemächern ich herumlungerte, streckte die Hand aus und strich mir über die Stirn. Dann bot sie mir Wein an.
     
    Auf einem ziselierten Tablett hatte sie einen syrischen Glaskrug stehen. Sie konnte nicht gewusst haben, dass ich sie besuchen würde; es musste also ihr regulärer Schlummertrunk sein. Es gab nur ein Glas. Wir waren uns einig, dass es unklug wäre, nach einem zweiten zu schicken.
    »Was halten Sie davon?«, fragte sie neugierig, nachdem ich einen Schluck genommen hatte. »Ich weiß den Namen nicht, aber mir wurde versichert, er sei gut.«
    »Sehr angenehm.« Auch ich erkannte die Sorte nicht, doch egal, welche Traube und welcher Ursprung, der Wein war mehr als annehmbar. Ich hätte ihn gern an Petro ausprobiert. Ja, ich hätte Petro gern diese ganze Situation gezeigt und seine Ungläubigkeit beobachtet. »Ein Geschenk von einem Bewunderer?«
    »Zu Ehren der Vesta.«
    »Eine fromme Seele. Also, was hat Gaia gesagt?« Ich dachte nicht daran, mich ablenken zu lassen. »Wer hat sie bedroht?«
    »Niemand wird ihr etwas zu Leide tun. Sie ist nicht in Gefahr, Falco.«
    »Sie wissen etwas darüber?«
    »Ich weiß, dass sie jetzt vor ihrer Familie in Sicherheit ist. Aber ich weiß nicht, wo sie ist. Niemand weiß das. Sie müssen die Antwort selbst herausfinden.«
    »Warum sollte ich?« Allmählich geriet ich in Wut. »Ich habe bereits einen ganzen Tag damit verbracht. Ich bin erschöpft und verblüfft über die Hindernisse, die mir in den Weg gelegt werden. Was soll das alles? Wenn ich wüsste, wovor Gaia sich fürchtet, könnte ich sie leichter finden.«
    »Das glaube ich nicht, Falco.«
    Das Mädchen schenkte mir Wein nach, aber ich kannte den alten Trick. Vielleicht spürte sie das, denn sie nahm mir das Glas ab und trank selbst.
    Ich packte das Glas und stellte es energisch auf das Tablett. »Konzentrieren Sie sich! Ich dachte, Gaia hätte sich vielleicht vor den bösen Angewohnheiten des scheußlichen ›Onkel Tiberius‹ gefürchtet. Hat sie ihn erwähnt?«
    »Oh, der war ein ganz übler Bursche«, gab Constantia sofort zu.
    »Warum hat ihn dann eine in den Ruhestand getretene Vestalin wie Terentia Paulla überhaupt geheiratet?«
    »Weil er reich war?«
    »Ein reicher Drecksack.«
    »Er überzeugte Terentia davon, dass er sie wollte.«
    »Er war reich, und sie war dumm?«
    »Sie lassen nicht locker, was?«
    »Nein.«
    »Na gut.« Sie hatte beschlossen, mir etwas zu geben. Das mochte nicht alles sein (wenige Frauen tun das bei der ersten Begegnung, und schon gar nicht eingeschworene Jungfrauen). »Terentia hat ihn geheiratet«, sagte Constantia, »weil er ihr weismachte, sie sei diejenige, die er schon immer gewollt habe. Sie war begeistert. Sie nahm ihn aus missverstandener Schmeichelei und vielleicht auch ein bisschen aus Gehässigkeit – weil er der Liebhaber war, mit dem ihre verheiratete Schwester seit Jahren vor ihr geprahlt hatte.«

XLIV
     
     
    Ich verschränkte die Arme, streckte meine Beine aus und überkreuzte die Füße. Inzwischen war ich furchtbar müde.
    Was hätte das für Gaia bedeutet? Noch mehr Explosionen in der Familie, so viel war sicher. Jetzt verstand ich, was damit gemeint war, »Onkel Tiberius« sei ein »alter Freund der Familie« gewesen.
    Ich wusste, dass Terentia Paulla vor etwa achtzehn Monaten in den Ruhestand getreten war. Sie war nur ein knappes Jahr verheiratet gewesen. Jetzt hatten wir Juni. Ihre Schwester, hatte der Exflamen gesagt, war letztes Jahr im Juli gestorben. »Die Hochzeit der Vestalin und der Tot der Flaminica müssen sich praktisch überschnitten haben.«
    »Mag sein.« Ich

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