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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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merkte, dass Constantia die Sache jetzt beenden wollte. Ihre leuchtenden Augen beobachteten mich. Ich konnte damit leben, falls sie den für sie neuen Reiz genoss, einen gut aussehenden Burschen mit wirren Locken und liebenswertem Grinsen zu betrachten – ganz zu schweigen natürlich von den leicht eingegrabenen Falten auf meiner Stirn, die auf meine nachdenkliche, sensible Seite hindeuteten.
    Sie gab auch ein hübsches Bild ab. In ihren religiösen Roben mochte sie streng wirken, aber sie hatte schön geschnittene Züge, die Intelligenz ausstrahlten; ohne den ganzen vestalischen Klimbim war sie ein sehr hübsches Mädchen. Als Tochter eines Zenturio oder Frau eines Tribun wäre sie der Liebling jeder Legion gewesen und eine unvermeidliche Quelle von Problemen unter den Männern.
    Zum Glück sind hübsche Mädchen für mich kein Problem.
    »Die Flaminica – Statilia Paulla, hieß sie nicht so? – ist sehr plötzlich gestorben, wie ich hörte. Wissen Sie zufällig, woran?«
    »Abgesehen von der Wut auf die angekündigte Hochzeit ihrer Schwester?« Constantia biss sich auf die Lippe. »Ich weiß es tatsächlich. Sie hatte einen Tumor. Sie hat sich der Obervestalin anvertraut – vermutlich nicht nur, um die Bürde dieser Tragödie zu teilen, sondern auch, weil sie ihre Schwester ärgern wollte, die sie nicht ins Vertrauen gezogen hatte.«
    »Wusste jemand in der Familie von der langen Affäre der Flaminica?«
    »Ich glaube schon. Die kleine Gaia allerdings nicht.«
    »Heißt das, sogar der Flamen wusste Bescheid?«
    »Die Sache war schon immer stillschweigend geduldet worden. Sie waren nur der Form nach verheiratet.«
    »Trotzdem muss er Gefühle für sie gehabt haben. Als er von seiner Frau sprach, habe ich das einzige Mal etwas Leben an ihm bemerkt.«
    »Das«, sagte Constantia kalt, »liegt nur daran, dass er seiner Frau vorwirft, gestorben zu sein und ihn seiner Position beraubt zu haben.«
    »Sie urteilen sehr hart.« Constantia schwieg. »Mochte Gaia ihre Großmutter?«
    »Sie meinen, ob der Tod der Flaminica sie traurig gemacht hat? Ich glaube, das Kind stand Terentia näher. Terentia hat Gaia sehr verwöhnt. Soviel ich weiß, hat sie sogar davon geredet, Gaia zu ihrer Erbin zu machen.«
    »Was ist mit Laelius Scaurus? Ich dachte, er sei Terentias Liebling?«
    »Ja.« Constantia spielte mit einer Locke. »Aber er steht weiterhin unter der Gewalt seines Vaters, weshalb er keinen Besitz haben kann.«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Keine, so wie die Dinge liegen. Gaia steht ebenfalls unter der Vormundschaft ihres Großvaters. Aber wenn Gaia Vestalin würde, hätte sie, sobald sie ins Haus der Vestalinnen käme – im Gegensatz zu ihren sonstigen Verwandten –, das Recht auf eigenen Besitz. Sie könnte auch ein Testament verfassen.«
    Das war interessant. »Das heißt, wenn Terentia sterben und Gaia erben würde, fiele ihr der gesamte Besitz sofort zu und könnte von ihr schließlich an jemanden außerhalb der Familie vererbt werden – wohingegen, wenn Gaia keine Vestalin wird, alles, was Terentia entweder Gaia oder deren Vater hinterlässt, vom Moment der Testamentseröffnung an unter der Kontrolle von Laelius Numentinus gerät.«
    »So lange er lebt. Danach geht die Stellung des Paterfamilias automatisch auf Laelius Scaurus über.«
    »Den selbst seine liebende Tante als einen zu weltfremden Burschen für so viel Verantwortung betrachten mag … Aber wenn er seinen Vater zu sehr verärgert, könnte Numentinus ihn enterben.«
    »Das scheint Sie alles sehr zu faszinieren, Falco.«
    Ich schenkte Constantia mein schönstes Grinsen. »Tja, es könnte viele Dinge erklären. In dieser riesigen Villa voller Sklaven auf dem Aventin betrachten die Laelii sich als in vornehmer Armut lebend.«
    Constantia, ein Mädchen mit einem Charakter, der mir gefallen könnte, hob die Augenbrauen. »Die Armen!«, sagte sie schneidend.
    »Ich frage mich jetzt«, sinnierte ich, »ob jemand aus der Familie Gaia absichtlich versteckt hat, um sicherzugehen, dass sie bei der Lotterie nicht ausgewählt und damit finanziell unabhängig wird.«
    »Stark.«
    »Wenn es um Geld geht, verlieren die Menschen ihren Realitätssinn.«
    »Auch bei anderen Dingen.«
    »Welchen denn?«, fragte ich, und als ich sie diesmal angrinste, kam ein nettes Lächeln zurück.
    »Bei der Liebe«, meinte Constantia. »Oder dem, was im Bett als Liebe durchgeht.«
    Wer weiß, worauf wir als Nächstes gekommen wären. Doch in dem Moment hörten wir trampelnde

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