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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Constantia mit beiden Händen nach unten griff, mich hinten an der Tunika packte, über das Fensterbrett hievte und ins Zimmer zog.

XLIII
     
     
    »Nett haben Sie es hier!«
    »Vielen Dank.«
    »Constantia?« Vestalinnen sind im Allgemeinen nur unter einem Namen bekannt, obwohl sie vermutlich zwei haben.
    »Eben die. Und Sie sind?«
    Ich versuchte der Sache ein wenig Förmlichkeit zu verleihen. »Marcus Didius Falco.«
    »Falco! Von Ihnen hab ich schon gehört. Sie sind ja ein ganz Wagemutiger! Was hätten Sie getan, wenn ich geschrien hätte?«
    »Behauptet, ich sei der Fensterladenanstreicher auf Nachtschicht, und gebrüllt, Sie wären diejenige, die mich überfallen hat.«
    »Tja, das hätte funktionieren können.«
    »Das würde ich lieber nicht ausprobieren. Ich hatte gehofft, dass Sie hier oben sind. Unten im Garten war ich mir nicht sicher, ob der hübsche Sopran, den ich da hörte, derselbe ist, der heute Morgen ›Scheiße!‹ gemurmelt hat.«
    »Oh, das haben Sie gehört«, meinte sie unbewegt. »Nehmen Sie Platz. Entschuldigen Sie mich, ich will nur eben aus meiner Uniform schlüpfen.«
    Ihre schlanken Finger dröselten den Herkulesknoten unter ihrem weiß bedeckten Busen auf. Ich schluckte. Einen erschreckenden Moment lang dachte ich, mir würde eine lebende Verkörperung der sich zum Bade entkleidenden Aphrodite geboten werden. Aber zusätzlich zu dem geräumigen Boudoir, in das ich getaumelt war, hatte man Constantia offenbar noch ein Ankleidezimmer genehmigt, in dem sie auf schickliche Weise aus ihrer weißen Robe steigen konnte. Doch meine Panik entging ihr nicht. Sie zwinkerte mir zu und verschwand durch eine kleine Tür. »Bleiben Sie sitzen. Gehen Sie nicht weg!«
    Jetzt war nicht der Moment für einen tapferen Jungen, nach seiner Mutter zu jammern. Ich blieb, wie befohlen, auf der Liege hocken. Es gab nur die eine. Ich fragte mich, wo Constantia sitzen wollte, wenn sie zurückkam.
    Die Liege war ein elegantes Möbelstück aus exotischem ausländischem Hartholz, gepolstert und mit fein gewobener Wolle bedeckt. Meine Stiefel machten ein dazu passendes Fußbänkchen aus. Mein Ellbogen sank seitlich in eine mit Fransen besetzte Polsterrolle. Ich schaute mich in dem geschmackvoll eingerichteten Raum um. Rote und schwarze architektonische Wandbemalung mit Rondellen, die einfach Urnen darstellten. Leichte Dreibeine und Lampenständer aus Bronze. Hirschfelle als Läufer. Dazu Schriftrollenkästen, vermutlich voll romantischer griechischer Romane. Na ja, man konnte auch nicht erwarten, dass das Mädchen hier Nacht für Nacht saß und endlose Soldatenspiele gegen sich selbst spielte.
    Gleich darauf war meine Gastgeberin wieder da. Ich musterte sie ausführlich, während ich vorgab, es nicht zu tun. Sie wusste, dass ich es tat.
    Näher an zwanzig als an dreißig, sah sie jetzt hinreißend aus in einem fließenden ockerfarbenen Gewand und zierlichen Goldpantoffeln, aus denen die Zehen hervorlugten. Unter den Arm hatte sie sich einen verzierten Handspiegel und so etwas wie einen Kosmetikkasten geklemmt. Das Diadem hatte sie abgenommen, knüpfte, während wir redeten, diverse Bänder auf und schüttelte ihr in traditioneller Weise geflochtenes Haar aus, bis es locker herunterfiel. Es glänzte im Lampenlicht, ein tiefes Kastanienbraun, die langen Locken vermutlich nie geschnitten, seit sie nach dem rituellen Abscheren zu Beginn ihrer Jungfrauenkarriere im Haus der Vestalinnen nachgewachsen waren.
    Den einen kleinen Fuß untergeschlagen, ließ sie sich am anderen Ende auf die Liege sinken, mit Platz zwischen uns. Den Spiegel balancierte sie auf den Knien. Dann zündete sie am Docht einer der Lampen eine kleine Kohlepfanne an.
    »Ich sehe, Sie können mit Feuer umgehen.«
    Trotz meiner kurzfristigen Beunruhigung war die Kohlepfanne weder für Hexerei noch irgendetwas Religiöses gedacht, sondern zum Erhitzen ihres Brenneisens. Hier saß ich nun, gesetzwidrig ins Haus der Vestalinnen eingedrungen, und beobachtete eine Jungfrau, die in ihrer Freizeit einen Kamm ins Wasser tauchte und sich frisierte.
    »Ja, Entspannung ist uns durchaus erlaubt«, bemerkte sie, als sie meinen verwirrten Blick sah. Ihre Hände drehten das heiße Eisen mit großem Geschick. »Unsere Freizeit gehört allein uns. Niemand kümmert sich, so lange die Obervestalin keine laute Musik hört oder Parfums wahrnimmt, die beunruhigende erotische parthische Düfte verströmen.«
    »Das einfache, keusche Leben macht Ihnen also nichts aus?«
    Ihre

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