Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Häuten fühlt.«
    »Ich bin über einen grausigen häuslichen Vorfall gestolpert. Glaubst du das nicht?«
    »Aber ja.«
    »Der Meister hat uns also die Wahrheit gesagt.«
    »Teilweise – vermutlich.«
    »Mir kam er vollkommen offen und einsichtig vor.«
    »Ein netter Kerl. Aber ich wette, er mogelt beim Würfeln.«
    Vier junge Burschen traten aus einer Seitentür. Sie waren in gleichartige weiße Tuniken gekleidet und trugen jeder ein Tablett.
    Aelianus, der kurz davor gewesen war, jede Vortäuschung von Kameradschaft mit mir aufzugeben, drehte sich leicht. Er fing meinen Blick auf. Wieder hatte die Neugier gewonnen, und er war plötzlich zurück im Spiel.
    »Welcher war es?«, murmelte ich.
    Er deutete auf den dritten Jungen. Ich machte einen Satz und packte ihn, schlug ihm das Tablett aus der Hand, drehte ihm den Arm auf den Rücken und zerrte ihn in einen Alkoven hinter einer Statue. Aelianus blockierte den Fluchtweg und bestätigte laut, dass dies der junge Mann sei, der im Hain vor seinen Fragen davongerannt sei.
     
    Der Junge war etwa dreizehn. Ein paar Pickel und Bartstoppel. Ein taubenbrüstiger Bengel, der meinte, er könne tun, was er wollte, und wir hätten uns damit abzufinden. Aelianus rümpfte die Nase. Die fleckenlose weiße Uniform verbarg einen Körper, der sich auf die altersgemäße Weise vor jedem Bad drückte.
    »Lass mich los! Ich muss beim Festmahl …«
    »Ist dies der camillus mit den flinken Beinen?«, fragte ich Aelianus. »Warum ist er wohl weggerannt? Ob er was zu verbergen hat?«
    »Sieht so aus!« Aelianus beugte sich vor und drückte den Jungen gegen die Statue.
    »Irgendwas Schlimmes, würde ich sagen. Wie heißt du, Flitzer?«
    »Find’s doch selber raus. Ich hab nichts getan.«
    »Kannst du das beweisen? Es hat einen Mord gegeben, Klugscheißer. Also, was hast du gesehen?«
    »Nichts!« Er schaute finster zurück, spielte den Dummen. Er war gewitzt, aber ich konnte mich auch ganz offiziell geben. Doch wir befanden uns im Haus eines anderen und konnten jeden Augenblick entdeckt werden. Ich musste mich beeilen.
    »Was sollen wir tun?«, sinnierte ich, an Aelianus gewandt. »Die Vigiles sind die Nächsten, die einen Satz Daumenschrauben besitzen, aber die aus diesem Bezirk gehören nicht zu meiner Lieblingskohorte. Warum sollen wir ihnen den ganzen Spaß lassen? Nein, die Jungs mit den Espartomatten sollen lieber die Straßen nach Brandstiftern absuchen. Ich schlage vor, dass wir diesen kleinen Tunichtgut in den Palast bringen.«
    »Die Prätorianer?«
    »Nein, die sind viel zu sanft.« Jeder Junge in Rom wusste, dass die Prätorianergarde bösartig war. »Ich übergebe ihn Anacrites.«
    »Dem Oberspion?« Aelianus machte mein Spiel mit. »Ach, sei doch nicht so herzlos, Falco!«
    »Na ja, ich weiß, dass er ein Brutalo ist. Ich kann seine schmutzigen Methoden nicht ausstehen. Aber er hat die beste Ausrüstung. In der unterirdischen Folterkammer hält unser Flitzer nicht lange durch.«
    Während Aelianus dramatisch schauderte, kreischte der Junge voller Panik: »Ich hab nichts getan, ich hab nichts getan!«
    Eins hatte er allerdings getan – zu viel Lärm gemacht. Ich schaute über die Schulter, aber trotz seiner Schreie waren alle Bediensteten vollkommen damit beschäftigt, den ersten Gang des Festmahls zu servieren. Die Brüder machten auch ganz schön Krach, während sie über ihre zeremoniellen Vorspeisen herfielen und mit vollem Mund über die schrecklichen Ereignisse des vergangenen Abends tratschten. »Dann beantworte meine Fragen, Junge. Ein Mann wurde auf ziemlich grausige Weise getötet. Was hast du im heiligen Hain der Dea Dia gesehen?«
    »Ich hab nicht gesehen, wie er umgebracht wurde.«
    »Und ansonsten? Weißt du, wer er war?«
    »Einer der Brüder. Sie schauen alle gleich aus in ihren Festgewändern. Ich kenne nicht alle Namen.«
    »Hast du die Leiche gesehen?«
    »Nein. Jemand hat sie gefunden. Einer der Tempelpriester, glaube ich. Er hat sich heute krankgemeldet.« Aus eigenem Antrieb oder auf Befehl des Meisters? »Ich hab nur gesehen, wie die Bediensteten des Meisters die Leiche zugedeckt auf einer Trage weggebracht haben.«
    »Was noch?«, fragte Aelianus leise. Ohne jede Ausbildung verfiel er jetzt in die Rolle des freundlichen, sanftmütigen Ermittlers – des weniger brutalen. Damit konnte ich leben.
    »Ich hab sie gesehen«, japste unser Flitzer und wandte sich dankbar an diesen teilnahmsvolleren Burschen. »Die Frau, die das getan hat. Ich hab sie

Weitere Kostenlose Bücher