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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hingehaltenen Schüssel und nickte freundlich, um zu zeigen, dass er Aelianus erkannt hatte. »Und Sie sind …?«
    »Didius Falco.« In dieser Gesellschaft war es vermutlich üblich, seine Verbindung zur Religion zu nennen, aber ich war nicht bereit, zuzugeben, der Gänsehüter zu sein. »Ich habe für den Kaiser gearbeitet.« Sie konnten erraten, in welcher Funktion. »Ich bin als Freund dieses jungen Mannes hier. Aelianus hatte gestern am späten Abend ein ziemlich schlimmes Erlebnis. Wir sind der Meinung, dass er Ihnen davon berichten sollte, falls Sie von dem Vorfall noch nicht unterrichtet wurden.«
    »Es tut mir Leid, dass ich Sie habe warten lassen. Wir hatten noch im heiligen Hain zu tun.« Der Meister war ein dickbäuchiger Mann, der schon lange vor der Übernahme seines Amtes mit ständigen Festgelagen einen enormen Umfang gehabt haben musste. Der Flamen wiederum hatte weder Umfang noch Größe, machte sich aber durch ein heiseres Lachen in unpassenden Momenten bemerkbar.
    »Ein Reinigungsritual?«, fragte ich leise.
    Der tüchtige Haushofmeister schien seinen Herrn schon darüber informiert zu haben, was wir wollten. »Genau. Der Hain ist durch eine Eisenklinge beschmutzt worden, aber wir haben das entsprechende Sühneopfer dargebracht – eine suovetauralia. «
    Ein Reinigungsopfer, bestehend aus Schwein, Schaf und Stier. Ausgewählten Exemplaren. Drei perfekte Tiere wurden zusammengetrieben, und am Tag darauf wurde ihnen die Kehle aufgeschlitzt.
    Würde man mit einer blutigen Leiche genauso forsch verfahren? In diesem Kult ja.
    Die drei Untergeordneten hatten Sitzplätze gefunden. Die Kornähren in ihrem Kopfschmuck wippten sanft im Licht der hängenden Öllampen, Schatten huschten über ihre Gesichter. Sie waren daran gewöhnt. Aelianus, der auf seine Aufnahme in den Kult gehofft hatte, musste gelernt haben, den Anblick zu ertragen. Mir gelang es, ein spöttisches Grinsen zu unterdrücken. Allerdings mit Mühe.
    »Also, junger Mann! Erzählen Sie mir, was passiert ist«, meinte der Meister so freundlich, dass ich die Zähne zusammenbiss. Er kleidete sich jetzt in ein weißes Festgewand um, wie es die anderen bereits trugen. Über die eine Schulter wurde ein gefaltetes Priestergewand gelegt. Das Festmahl schien verspätet zu beginnen; immer noch mit Hilfe des diskreten Sklaven beeilte er sich mit dem Anziehen. Der Druck auf uns wuchs. Nun ja, niemand wollte, dass der Arvalkoch Tränen über einen angebrannten Braten vergoss.
    Aelianus setzte sein unattraktivstes Stirnrunzeln auf und sagte grob: »Ich bin hinter Ihrem Pavillon über eine Leiche gestolpert, Herr.«
    »Ah ja.« Der große Mann zeigte keine Überraschung, nur schwache Besorgnis. Inzwischen fertig angekleidet, bedeutete er dem Sklaven, uns zu verlassen. »Das muss ein schreckliches Erlebnis gewesen sein.«
    »Sie haben die Leiche gesehen?«, warf ich ein.
    »Ja.« Er gedachte nicht, irgendwelche Ausflüchte zu machen. Bei meiner Arbeit trifft man normalerweise auf entschiedenen Widerstand, aber auch dieses Szenario war mir bekannt. Es war das viel schlimmere. Mit kompletter Offenheit umzugehen, ist so, als würde man in einen Kornspeicher fallen. Man kann sehr schnell ersticken.
    »Die Leiche war später verschwunden.« Immer noch verärgert, sprach Aelianus zu barsch. Wenn ich ihn in diesem Stil weitermachen ließ, würden wir rasch jeden Zugriff auf das Gespräch verlieren.
    Der Meister sah uns nacheinander an. Eine hübsche Zurschaustellung sanften Tadels. »O je. Sie verdächtigen uns dunkler Machenschaften!« Meine Wange zuckte. Er hörte sich an, als würden wir von ein paar fehlenden Denarii aus ihrer Portokasse sprechen statt über einen Mann, der einer alten Religion gefolgt und in einem Zelt erstochen worden war.
    »Sie haben aufgeräumt?« Ich stellte die Frage ohne übertriebene Missbilligung. Diese Leute waren intelligent. Sie wollten das Geheimnis nicht nach außen dringen lassen und wussten, dass ich das wusste.
    Der Meister verstärkte sofort seine zutiefst entschuldigende Haltung. »Ich fürchte, das haben wir. Schließlich war es die wichtigste Nacht der Festlichkeiten, und wir hofften Panik bei den Bediensteten und den Besuchern der Spiele zu vermeiden. Der heilige Hain der Dea Dia war darüber hinaus beschmutzt worden, und es gab Überlegungen, wie wir ihn so schnell wie möglich wieder weihen konnten … Tja, das ist eine furchtbare Angelegenheit, aber es gibt kein ungehöriges Geheimnis. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie

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