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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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meiner oft verstörten Klienten), würde viele Schriftrollen füllen. Helenas Liebe zu mir war ein Mysterium. Dass sie darüber hinaus bereit war, meine Lebensweise mit mir zu teilen, war noch seltsamer. Wir hatten eine Zeit lang in meiner alten Wohnung gelebt, die Petronius jetzt mit seiner großen Gestalt ausfüllte, wenn er gezwungen war, zum Schlafen unter die löchrigen Dachziegel zurückzukehren. Wir hatten uns kurzzeitig eine Mietwohnung in einem Gebäude geteilt, das »versehentlich« von einem betrügerischen Bauunternehmer abgerissen wurde – als wir glücklicherweise nicht zu Hause waren. Und jetzt lebten wir in einer Dreizimmer-Untermietwohnung, aus der wir das obszöne Wandfresko entfernt und dafür Kindergeschrei und unser eigenes Lachen eingebracht hatten, aber wenig mehr.
    Ich hatte lange den Traum gehegt, eine eigene Villa zu besitzen – in ein paar Jahrzehnten, wenn ich Zeit, Geld, Energie und Motivation sowie einen vertrauenswürdigen Immobilienhändler hatte (tja, das letzte Kriterium schloss alles andere aus!). Vor kurzem hatte Helena Justina davon gesprochen, irgendwas Geräumiges zu erwerben, das wir mit ihrem jüngeren Bruder teilen konnten, den wir mochten und dessen junge Freundin (falls sie es mit ihm aushielt) ein nettes Wesen hatte. Ich war mir nicht sicher, ob ich jemanden genug mochte, um auf längere Zeit mein Heim mit ihm zu teilen. Offenbar lag diese Möglichkeit näher, als ich gedacht hatte.
    »Wenn wir uns schon den Maultierkarren geliehen haben«, verkündete Helena mit nur leicht verlegenem Blick, »könnten wir doch morgen zu dem Haus rausfahren, das ich gekauft habe.«
    »Das Haus, von dem ich nichts weiß, nehme ich an?«
    »Das weißt du doch.«
    »Na gut. Wenn sich ein Mann mit einer Furcht erregenden Frau einlässt, muss er wohl einige Einschränkungen seiner häuslichen Freiheiten hinnehmen. Ein ganzes Haus wurde für mich gekauft, ohne dass mir jemand erzählt hat, in welcher Straße oder welchem Stadtteil es liegt, mir den Grundriss gezeigt hat oder sogar, falls ich so frei sein darf, das zu erwähnen, Helena, den Preis genannt hat.«
    »Es wird dir gefallen«, versicherte mir Helena, klang aber so, als hätte sie bereits Zweifel daran, dass es ihr gefiel.
    »Natürlich wird es das, wenn du es ausgesucht hast.« Ich konnte sehr entschieden sein. Helena hatte Entschiedenheit immer ignoriert, daher war es vielleicht zwecklos, aber die Aussage machte klar, wem die Schuld zu geben war, wenn wir in einer Bruchbude festsaßen.
    Was der Fall war. Ich hatte es bereits erraten.
     
    Wegen des Fahrverbots während des Tages brachten wir, nachdem wir am Abend meine Mutter abgesetzt hatten, das Muli in Lenias Wäscherei unter und nahmen uns vor, früh aufzustehen und noch vor Morgengrauen loszufahren. Nach ein paar Stunden Schlaf wurde ich am nächsten Morgen nur widerstrebend wach. Wir stellten die Körbe mit Julia und Nux, die beide noch schliefen, hinten in den Karren, und fuhren durch die stillen Straßen wie säumige Schuldner auf der Flucht.
    »Das scheint schon der erste Nachteil zu sein. Befindet sich unser Haus meilenweit außerhalb der Stadt?«
    »Mir wurde gesagt, es sei zu Fuß erreichbar.« Helena schaute bedröppelt.
    »Zeit, dass du mit der Wahrheit rausrückst, junge Dame. Stimmt das?«
    »Du hast immer gesagt, du möchtest auf dem Janiculum wohnen – mit Blick über Rom.«
    »Richtig. Sehr schön. Ich hab da mal das tolle Haus eines Gangsters gesehen – na ja, der hatte auch allen Grund, seine Privatsphäre zu schützen.«
    Das Haus, das Helena gekauft hatte, lag auf der anderen Seite des Tiber; abgeschieden, könnte man sagen. Wenn es, wie versprochen, einen Ausblick besaß, musste es weit oben liegen. Jeden Abend, wenn ich heimkam (offensichtlich würden die bisher üblichen häuslichen Mittagspausen ausfallen), würde ich das letzte Stück des Weges steil bergauf gehen müssen. Das war zu schaffen, redete ich mir ein. Ich hatte mein Leben lang auf dem Aventin gewohnt.
    »Wir können uns jetzt unsere eigene Sänfte leisten«, meinte Helena nervös, als wir am Pompeiustheater vorbeifuhren und über den Pons Agrippae ratterten. Wir waren schon weiter aus der Stadt heraus, als ich normalerweise gern zu Fuß ging.
    »Wenn du Wert auf gesellschaftliches Leben legst, brauchen wir jeder eine.«
     
    Das Haus besaß ein enormes Potenzial. (Dieses tödliche Wort!) Renoviert – denn es litt unter zwanzig Jahren totaler Vernachlässigung – konnte es am Ende wirklich

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