Eine Jungfrau Zu Viel
brauchen Platz für Julias Kindermädchen und Hilfe im Haushalt …«
»Wohingegen dieses Haus eine ganze Kohorte von Sklaven braucht. Du müsstest jeden Tag einen ganzen Trupp nach Rom hinunterschicken, nur zum Einkaufen auf dem Markt. Es gefällt mir. Ich möchte es noch behalten, während wir uns überlegen, was wir machen sollen.«
Ihr Kinn hob sich. »Ich hätte dich zuerst fragen sollen.«
Ich schaute mich noch einmal um, betrachtete das geschmackvolle Haus auf dem sonnenüberströmten Grundstück, beobachtet von der besorgten weißen Taube, die erkannte, dass wir Leute waren, mit denen sie zu rechnen hatte. Irgendwie versetzte mich das in eine friedfertige Stimmung. »Ist schon in Ordnung.«
»Die meisten Männer würden sagen, ich hätte es mit dir besprechen sollen«, entgegnete Helena leise.
»Dann haben sie keine Ahnung.« Das meinte ich ehrlich.
»Nichts, was ich vorschlage, erschreckt dich oder macht dich wütend. Du lässt mich tun, was immer ich will.« Sie klang verblüfft, obwohl sie mich lange genug kannte, um nicht überrascht zu sein.
Sie tun zu lassen, was sie wollte, hatte sie dazu gebracht, mit mir zusammenzuleben. Ihr ihren Willen zu lassen, hatte dazu geführt, dass wir größere Abenteuer miteinander erlebten als die meisten Männer mit ihren langweiligen Frauen.
Ich zwinkerte ihr zu. »Nur so lange, wie das, was du gerne tust, mit mir zu tun hat.«
Wir blieben den ganzen Tag auf dem Juniculum, wanderten herum, maßen aus, machten uns Notizen. Ich befestigte lockere Türen, Helena kehrte den Dreck raus. Wir redeten und lachten viel. Wenn wir das Haus verkaufen wollten, war es theoretisch Zeitverschwendung. Uns kam es nicht so vor.
Gloccus und Cotta, die eifrigen Badehausbauer, ließen sich den ganzen Tag nicht blicken.
XXIV
Ich ging zu Mama, um ihr von dem neuen Haus zu erzählen. (Helena kam auch mit, weil sie hören wollte, was ich dazu sagte.) Ärger erwartete uns. Der verdammte Untermieter war daheim.
»Seid leise! Anacrites geht es nicht gut. Der arme Kerl hat sich ein bisschen hingelegt.«
Das wäre mir ja recht gewesen, aber die laute Warnung hatte ihn geweckt. Sofort kam er eifrig angetappt, weil er wusste, dass ich lieber gegangen wäre, ohne ihm zu begegnen.
»Falco!«
»Sieh da. Jeder perfekte Tag hat seine Tiefpunkte, Helena.«
»Sei doch nicht so grob, Marcus! Guten Abend, Anacrites. Tut mir Leid, hören zu müssen, dass deine Wunden dir Probleme machen.«
Anacrites sah mitgenommen aus. Er hatte noch an den Folgen einer fast tödlichen Kopfverletzung gelitten, als er nach Tripolitanien aufgebrochen war, und die Schwerthiebe, die er einstecken musste, als er sich in der Arena zum Narren machte, trugen auch nicht zu seiner Genesung bei. In Leptis hatte er viel zu viel Blut verloren; es hatte mich Stunden gekostet, ihn zu verbinden, und auf der ganzen Heimreise hatte ich damit gerechnet, seine Leiche jeden Moment über Bord kippen zu müssen. Na ja, man darf doch hoffen.
Mama betüterte ihn jetzt, während er versuchte tapfer auszusehen, was ihm auch gelang. Ich war derjenige, der fast gekotzt hätte.
Anacrites hatte sich in seinen Siestaklamotten von der Liege aufgerappelt – einer schmuddeligen grauen Tunika und zerschlissenen alten Pantoffeln, die wie etwas aussahen, das Nux mir zum Geschenk machen würde. Das entsprach gar nicht seinem sonst so gepflegten Aussehen und warf ein erschreckendes Licht auf den Mann hinter der öffentlichen Figur, ebenso abartig wie ein gezähmter Luchs. Mir war es peinlich, mit ihm in einem Raum zu sein.
Er kratzte sich am Ohr und strahlte mich an. »Wie gefällt dir das neue Haus?«
Es wäre mir eine Kiste Gold wert gewesen, ihm meine neue Adresse vorzuenthalten. »Erzähl mir nicht, du hättest uns von deinen schäbigen Spionen verfolgen lassen!«
»Nicht nötig. Deine Mutter hält mich stets auf dem Laufenden.« Ich wette, der Drecksack hatte noch vor mir von dem Haus erfahren. Doch aus Loyalität gegenüber Helena hielt ich mich zurück.
Mama tischte ihm eine kräftigende Brühe auf. Zumindest bekamen wir dadurch auch etwas ab. Die Brühe war mit dem Gemüse angereichert, das sie gestern aus der Handelsgärtnerei geklaut hatte.
»Ich werde hier so liebevoll betreut!«, verkündete Anacrites selbstzufrieden.
Ich biss die Zähne zusammen.
»Maia war heute hier«, sagte Mama, während ich verdrießlich den Löffel schwang. Ich sah, wie Anacrites aufhorchte. Vielleicht war er nur höflich zu seiner
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