Eine Jungfrau Zu Viel
ziemlich bitter. »Seien Sie ehrlich. Was hat diese Tante wirklich vor?«
Caecilia schüttelte den Kopf. »Das ist alles so fürchterlich. Bitte fragen Sie nicht mehr. Finden Sie einfach nur Gaia. Bitte.«
Wir hatten das Kinderzimmer erreicht.
Es war von bescheidener Größe, obwohl die Mutter korrekt angedeutet hatte, dass das Kind nicht in einer Zelle lebte. Aber allzu viel Platz gab es nicht, weshalb Caecilia dem Sklaven, den Numentinus mir als Aufpasser zugeteilt hatte, befahl, draußen zu warten. Dem Mann gefiel das nicht, doch schien er daran gewöhnt zu sein, Befehle zu bekommen, die sich über die Anordnungen des Flamen hinwegsetzten.
Ich nahm den Raum in mich auf. Hier herrschte ein größeres Durcheinander als in allen Räumen, die ich bisher durchsucht hatte. Ich hatte Gaia in ihrer feinen Aufmachung gesehen. Es gab eine offene Truhe voll mit ähnlich schicken Kleidungsstücken: Kleider und Unterkleider, kleine Sandalen mit hübschen Riemchen, bunte Gürtel und Stolen, Umhänge in Kindergröße. Ein Gewirr aus Perlen und Armreifen – keine billigen Nachahmungen, sondern echtes Silber und Halbedelsteine – lag in einer Schale auf einem kleinen Beistelltisch. Ein Sonnenhut hing an einem Haken an der Tür.
Gaia besaß zu ihrer Unterhaltung viel Spielzeug, das meine Julia fröhlich durch die Gegend gefeuert hätte: Puppen aus Holz, Keramik und Stoff, mit Federn und Bohnen gefüllte Bälle, einen Reifen, Spielzeugpferde und Karren und einen Miniaturbauernhof. Alles von guter Qualität, hervorragende Handwerksarbeit, nicht das zurechtgeschnitzte Zeug, mit dem sich die Kinder in meiner Familie abfinden mussten. Die Puppen saßen in einer Reihe auf einem Bord. Der Bauernhof war jedoch auf dem Boden aufgestellt, mit allen Tieren, als hätte das Kind, das damit spielte, nur vorübergehend das Zimmer verlassen.
Als sie den von ihrer kleinen Tochter so sorgfältig aufgebauten Bauernhof sah, verschlug es Caecilia Paeta kurz den Atem, obwohl sie es zu verbergen suchte. Sie verschränkte die Arme und presste sie an sich, als wollte sie ihre Gefühle resolut unterdrücken.
Ich hatte sie gebeten, an der Schwelle stehen zu bleiben. »Schauen Sie sich jetzt bitte sorgfältig um. Ist alles so, wie Gaia es normalerweise hatte? Kommt Ihnen irgendwas anders vor? Nicht an seinem Platz?«
Sie sah sich aufmerksam um und schüttelte dann rasch den Kopf. Bei den vielen Schätzen, die Gaia besaß, würde es schwer fallen, eine Veränderung zu bemerken. Ich betrat den Raum und begann mit meiner Suche.
Die Möbel waren bescheidener als die persönlichen Besitztümer des Kindes und konnten sogar zum Inventar gehören. Es gab nur wenige Öllampen und Kissen und verschiedene Einbauschränke. In einem speziell dafür entworfenen Alkoven stand ein schmales Kinderbett, bedeckt mit einem karierten Überwurf. Ich sah ins Bett und darunter, dann in die Schränke, wo ich noch mehr Spielzeug, Schuhe und einen unbenutzten Nachttopf fand. Ein länglicher Holzkasten von normaler Größe und Qualität enthielt einen Spiegel, Kämme, Haarnadeln, Manikürgeräte an einem Silberring und aufgerollte Haarbänder.
Ich hielt einen einzelnen knöchelhohen Stiefel hoch, den ich unter dem Bett gefunden hatte, und fragte: »Wer kauft das ganze Spielzeug?«
»Verwandte.« Caecilia Paeta durchquerte das Zimmer und machte sich an dem Bettüberwurf zu schaffen. Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
»Jemand Bestimmtes?«
»Jeder kauft ihr Sachen«, antwortete sie mit einer ausholenden Geste und räumte damit ein, dass Gaia mit Luxusdingen überschüttet wurde. Ich hatte Verständnis dafür. Das einzige Kind einer begüterten Familie und dazu, wie ich gesehen hatte, auch noch niedlich.
»Sie sind hierher gezogen, als die Flaminica starb. Vermisst Gaia ihre Großmutter?«
»Ein wenig. Statilia Paulla mochte meinen Mann mehr als alle anderen. Sie hat ihn verwöhnt, fürchte ich.«
»Selbst nachdem er von zu Hause fortgegangen war?«
Nervös senkte Caecilia die Stimme. »Bitte sprechen Sie nicht von ihm. Sein Name wird hier nicht mehr erwähnt.«
»Menschen flüchten von zu Hause«, bemerkte ich. Caecilia schwieg. »Wie hat Statilia Paulla auf die Tatsache reagiert, dass ihre eigene Schwester Terentia Scaurus ermutigt hat zu verschwinden und ihm den Umzug ermöglicht hat?«
»Was glauben Sie? Es gab nur noch mehr Ärger.« Das hätte ich mir denken können.
Ich seufzte. »Vermisst Gaia ihren Vater?«
»Sie sieht ihn von
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