Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
war. Aber ich sagte nichts und folgte dem Sklaven nach draußen.

XXXII
     
     
    Es dauerte eine Weile, bis ich zu Caecilia Paeta vorgelassen wurde. Ich nutzte die Zeit und machte mich mit dem Grundriss des Hauses vertraut. Das Zimmer des Exflamen hakte ich ab und erledigte noch zwei weitere, während ich wartete. Beides mittelgroße Empfangsräume, sehr spärlich möbliert und wahrscheinlich nicht benutzt. Angesichts dessen, dass die Familie schon fast ein ganzes Jahr hier wohnte, erstaunte es mich, wie wenig sie sich bisher eingerichtet hatte. Fehlte es ihnen am Praktischen, oder wollten sie sich nicht damit abfinden, hier bleiben zu müssen?
    Die Flaminia, ihre offizielle Residenz auf dem Palatin, war sicherlich möbliert gewesen. Mir war bereits aufgefallen, dass alles, was hier rumstand, alt und von guter Qualität war – vermutlich Familienerbstücke –, doch es gab nicht viel davon. Wie viele Patrizierfamilien schien auch diese über Geld zu verfügen, aber nicht besonders flüssig zu sein. Entweder das, oder sie waren zu sehr mit ihren Zänkereien beschäftigt gewesen und hatten keine Zeit zum Einkaufen gehabt.
    Der Empfangsraum, in den ich als Nächstes gerufen wurde, war typisch – zu viel Platz und kein Stil. Caecilia Paeta war noch genauso fad, wie ich sie von ihrem Besuch bei Maia in Erinnerung hatte, sah aber abgespannter aus. Mehrere furchtsame Dienerinnen umgaben sie. Sie sollten sie wohl vor der Schändlichkeit beschützen, von einem Ermittler befragt zu werden. Caecilia saß zusammengesunken auf dem einzigen Korbstuhl im Raum, eine leichte Stola zu eng um die Schultern gezogen, während die Dienerinnen sich auf Hockern und Kissen um sie drapiert hatten und zu Boden sahen.
    Wieder sprach ich mit leiser, ruhiger Stimme, wenn auch nicht unterwürfig. Ich musste sehr viel mehr über die Situation hier erfahren, bevor ich in die Vollen ging. Aber ich spürte bereits die Anspannung, die in diesem Haushalt herrschte. An der Stille, mit der mir die Mutter entgegensah, konnte ich die Jahre der Unterdrückung ablesen, die ihr jeden Schwung genommen hatten.
    Was für ein Leben stand ihr bevor? Verlassen von ihrem Mann, der sich, wenn Numentinus die Oberhand behielt, nie von ihr würde scheiden lassen dürfen, wurde ihr das sonst gültige Recht verweigert, zu ihrer eigenen Familie zurückzukehren und neu zu beginnen. Ihr Schwiegervater hatte wahrscheinlich von Anfang an nicht viel für sie übrig; Tyrannen verachten ihre Opfer. Da es ihr nicht gelungen war, seinen Sohn zu halten, schien es logisch, dass er Caecilia noch mehr verabscheute. Jetzt hatte sie ihr Kind verloren.
    »Geben Sie die Hoffnung nicht auf.« Ich hatte nicht beabsichtigt, freundlich zu ihr zu sein, was sie auch nicht erwartet hatte. Wir waren beide unangenehm überrascht. »Hören Sie, wir wollen keine Zeit verlieren. Ich muss alles wissen, was gestern passiert ist, bis zu dem Moment, als Gaia vermisst wurde. Ich möchte, dass Sie mir den Tag beschreiben.«
    Caecilia wirkte nervös. Als sie zu sprechen ansetzte, war ihre Stimme so leise, dass ich mich vorbeugen musste, um sie zu verstehen. »Wir sind alle wie gewöhnlich aufgestanden, kurz nach dem Morgengrauen.« Das hätte ich mir denken können. Wenn man häusliche Schwierigkeiten hat, warum dann Zeit verschwenden, in der man sich hervorragend streiten kann? »Der Flamen opfert vor dem Frühstück den Göttern.«
    »Sie frühstücken alle zusammen? Wer war dabei anwesend?«
    »Wir alle. Der Flamen, Gaia und ich, Laelia und Ariminius …« Sie hielt unsicher inne.
    »Ariminius ist der Flamen Pomonalis, und Laelia ist seine Frau? Die Schwester Ihres Mannes? Sonst noch jemand?«, fragte ich und schaute auf meine Notiztafel. Ich dachte, ich hätte etwas gespürt. Caecilia war so kurzsichtig, dass sie meinen Gesichtsausdruck vermutlich nicht zu erkennen vermochte, aber der Ton kann einen verraten. Außerdem wurde ich von den Dienerinnen beobachtet, und wenn ich bei einer bestimmten Frage zu eifrig aussah, konnte sich ihre Beunruhigung auf Caecilia übertragen.
    »Niemand.« Ich war mir sicher, dass sie gezögert hatte.
    »Sie trennten sich nach dem Frühstück?«
    »Laelia ging in ihr Zimmer, glaube ich. Ich musste mich um den Haushalt kümmern.« Die Schwiegertochter war also das Arbeitstier, während die Tochter faulenzte? »Ariminius ging aus.« Glücklicher Mann.
    »Was war mit Gaia? Geht sie zur Schule?«
    »Aber nein.« Wie kam ich nur auf so was?
    »Hat sie einen Tutor?«
    »Nein. Ich

Weitere Kostenlose Bücher