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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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würde, und fragte: »Also, warum wollten Sie sich mit
mir treffen?«
    »Ich brauche ein wenig Hilfe.«
    »Das ist mein Stichwort«, sagte er
schwach und wedelte mit seinem Notizblock, der schon auf einer freien
Seite aufgeschlagen war. Ich erzählte ihm von dem Fall. Er zog
einen alten Füllhalter aus nachgemachtem Elfenbein aus seiner
Jackentasche und schraubte die Kappe ab.
    »Name?« fragte er mit dem Füller im Anschlag.
    »Basil.«
    »Ist das der Vorname oder der Nachname?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Er schaute mich ungläubig an. »Okay. Weswegen war er im Gefängnis?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hm. Bundes- oder Staatsgefängnis?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Hat er die Strafe in New York abgesessen?«
    »Nun, ich weiß nicht ...«
    »Mensch, Katzenlady«, stöhnte er. »Was wissen Sie eigentlich?«
    »Daß er erst kürzlich aus dem
Gefängnis entlassen worden ist, vielleicht so vor sechs oder acht
Monaten. Ich weiß, daß er in der Szene Basil genannt wird.
Und ich habe eine recht genaue Personenbeschreibung. Und ich
weiß, in welcher Gegend er sich zuletzt herumgetrieben hat.«
    »Das reicht nicht für eine Computer-Recherche«, sagte er. »Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »Was soll ich dann Ihrer Meinung nach tun?«
    »Wie wichtig ist es, ihn zu finden?«
    »Sehr.«
    Er schaute mich an, als ob er sich darüber klar
werden müsse, wie dringend und wie ernst es mir war. Dann seufzte
er und sah sich um. »Ich könnte schwören, daß es
hier ein öffentliches Telefon gibt.«
    Gleich neben dem Eingang hing eines. Ich deutete darauf.
    Rothwax stand von seinem Stuhl auf. »Zwei Vierteldollarstücke bitte.«
    Ich wühlte in meinem Portemonnaie und gab sie ihm.
    »Wo hängt dieser Basil herum?«
    »Upper West Side.«
    Er ging weg.
    Fünf Minuten später war er wieder da. Er
riß ein Blatt von seinem Block ab, faltete es und reichte es mir.
»Das sind die Adressen von drei Rehabilitationszentren für
Strafentlassene. Wenn es eine bedingte Haftentlassung war, ist es
ziemlich wahrscheinlich, daß ihr Freund in einem dieser Zentren
ist. Auch wenn er jetzt nicht mehr dort ist, muß er sie zumindest
durchlaufen haben. Gehen Sie ein bißchen spazieren.«
    Rothwax sagte, daß es hier einen besonderen
Nachtisch gäbe, den ich unbedingt probieren müsse: eine
Eiercreme. Das war eine zu profane Bezeichnung für die wundervolle
und außergewöhnlich wohlschmeckende heiße schaumige
Masse, die ich kurz darauf verzehrte. Sie war köstlich.
    Den Rest der Zeit verbrachten wir damit, uns gegenseitig mit unseren Karrieren aufzuziehen. Rothwax verehrte Schauspielerinnen.
     
    Der nächste Tag begann so erfolgreich, daß
es mir fast den Atem nahm. Aber wie hatte meine Großmutter immer
gesagt: »Die süßeste Butter wird zuerst ranzig.«
Zynische alte Milchfarmerin, die sie war.
    Und halb elf am Vormittag stand ich wartend vor dem
ersten der Rehabilitationszentren, die Rothwax mir genannt hatte. Tony
war hineingegangen. Dieses Zentrum befand sich zwei Blocks vom
Fluß entfernt, in der West Ninety-first Street, nahe des
Broadway. Tony fand Basil sofort, er saß im Fernsehraum. Und bald
darauf kamen die beiden Männer mir entgegen.
    Melissa hatte Basil sehr gut beschrieben,
detailgetreu, bis zu dem abgetragenen blauen Regenmantel. Aus der
Nähe betrachtet war er älter, als er auf den ersten Blick
erschienen war, mindestens spätes Mittelalter. Und sein Gesicht
war so schmal, ausgezehrt und scharf geschnitten, wie es die Gesichter
von Drogenabhängigen in der Regel sind.
    Tony gab mir zu verstehen, daß er Mr. Basil
bereits Geld gegeben habe. Ich stellte mich vor und sagte, daß
ich Informationen über Lenny brauchte und deshalb seine Freunde
aufsuchen würde.
    »Alles, was Sie sagen, ist gelogen«, antwortete Basil.
    Seine Worte und die Art, wie er sie aussprach,
befremdeten sowohl Basillio als auch mich. Melissa hatte gesagt,
daß er wahrscheinlich Kubaner sei und nicht viel reden
würde. Nun, dieser komische Typ war kein Kubaner, hatte, soweit
ich das beurteilen konnte, auch keinen lateinamerikanischen Akzent, und
sein ganzes Auftreten war fast theatralisch.
    »Zuerst mal«, sagte Basil, »wissen
wir doch beide, daß Lenny tot ist, also können Sie
eigentlich gar nichts mehr über Lenny erfahren. Er existiert
nicht. Die Einheit, die ›Selbst‹ genannt wird, ist
verschwunden ... außer, Sie glauben, daß das Selbst den
körperlichen Tod überlebt. Sie sind eine schöne Frau.
Sagen Sie, glauben Sie daran?«
    Ich wußte nicht, was ich

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