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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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Sie dort regelmäßig gesehen?«
    »Ja.«
    »Bitte erzählen Sie mir, wie er
aussieht.« Diese Frage hatte ich schon einmal gestellt, aber sie
hatte sie nicht beantwortet.
    »Er ist ein Farbiger, aber seine Haut ist
ziemlich hell. Groß. Sehr dünn. Er spricht mit Akzent -
irgendein lateinamerikanischer Akzent, vielleicht kubanisch, aber er
redet nicht viel. Und er hat einen dünnen Oberlippenbart.«
    »Noch was?«
    »Mein Gott. Ist dieses Verhör denn nie zu Ende?« Melissa warf sich wieder auf ihren Stuhl.
    »Sofort«, sagte ich. »Sind Sie
sicher, daß das alles ist, was Sie mir über Basil sagen
können?«
    »Normalerweise trägt er einen blauen
Regenmantel«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
»Ohne Knöpfe. Er hält ihn mit einem Gürtel
zusammen.«
     
    Wenige Minuten später verließ ich Melissas
Wohnung, aber ich ging nicht sofort zum Pickwick Arms Hotel
zurück. Statt dessen betrat ich das erste Lokal, das ich entdecken
konnte, zum Glück ein hübsches kleines französisches
Café, gleich auf der anderen Straßenseite. Ich brauchte
jetzt ein paar Minuten für mich, nicht nur, um meine Gedanken zu
ordnen, sondern auch, weil Melissas schlechtes Benehmen mich doch mehr
verletzt hatte, als mir lieb war. Der Cappuccino war stark,
köstlich und tat mir gut.
    Das plötzliche Auftauchen dieses Basil war
beunruhigend. Vielleicht noch beunruhigender als die Entdeckung von
Dobrynins Wohnung oder der Giselle- Kassette.
    Bevor die Pistole in Lucias Büro gefunden worden
war, hatten viele der Leute, die mit dem Fall zu tun hatten,
angenommen, daß Dobrynin von einem anderen Obdachlosen umgebracht
worden war. Wenn die Polizei die Mordwaffe und ihre Besitzerin nicht
gefunden hätte, dann hätte sie jetzt bestimmt einen
Großfahndung nach diesem Basil eingeleitet.
    Ich dachte daran, was mein alter Freund Detective
Rothwax einmal zu mir gesagt hatte: »Sie irritieren so viele
Polizisten, weil Sie keinen Respekt vor den Mustern der Statistik
haben.« Ich hatte ihn gefragt, was dieser Terminus bedeutete, und
er hatte es in sehr einfachen Worten erklärt: »Wenn es in
einem Mordfall zwei Verdächtige gibt und einer vor ihnen schon
einmal straffällig geworden ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit,
daß der Kriminelle der Täter ist, größer als eins
zu hundert. Und auf diesen Verdächtigen muß die Polizei sich
konzentrieren.«
    Das war eine einfache, grausame Regel, aber
offensichtlich durch viele Ermittlungen bestätigt. Ich
lächelte in meinen dampfenden Kaffee. Eins war sicher: Wenn ich
Basil in absehbarer Zeit finden wollte, brauchte ich Rothwax’
Hilfe - Statistik hin oder her.
    17
    Frank Brodsky hatte meinem Bericht aufmerksam
zugehört. Er fand Dobrynins Katzenfütterei
»amüsant«, die heimliche Wohnung bezeichnete er als
»merkwürdig und faszinierend«. Das Video mit Dobrynin
und Melissa Taniment war »bedauerlich, traurig«. Aber Basil
hielt er für »den wichtigsten Durchbruch in diesen
Fall« - die Entdeckung eines leibhaftigen Obdachlosen mit einer
kriminellen Vergangenheit.
    Tony benahm sich ausgezeichnet. Er saß da, ein
kleines Notizbuch in der Hand, und bemühte sich redlich, sich
nicht wieder von Brodskys hervorragender Sammlung von Werken der
Hudson-River-Schule ablenken zu lassen.
    Brodsky machte mir ein Kompliment: »Ich
muß Sie wirklich loben, Miss Nestleton. Wie Sie das so schnell
herausgefunden haben! Lucia kann sich glücklich schätzen,
eine Freundin zu haben, die sich ihrer Interessen so intensiv
annimmt.«
    Brodskys geschraubte Sätze fielen mir auf die
Nerven. Es war sonnenklar, daß er einige Aspekte überhaupt
nicht verstanden hatte. Er schien der Ansicht zu sein, daß Lucia
und ich die besten Freundinnen waren, seit Jahren die engsten Vertrauen
und jede ein Teil des Lebens der anderen. Doch das stimmte nicht.
Sicher, wie kannten uns seit Jahren, aber wir waren schon seit langem
keine dicken Freundinnen mehr.
    Und überhaupt war Lucia mir nie eine so enge
Freundin gewesen wie Barbara Roman. Als Barbara starb und alle es
für Selbstmord hielten, hatte ich mich aufgrund meiner tiefen
Zuneigung zu ihr verpflichtet gefühlt, den Fall aufzuklären.
In das Büro dieses Anwalts und an Lucia und ihre Schwierigkeiten
hingegen war ich durch eine Verkettung von Zufällen geraten: Ich
war zufällig Catsitterin bei einer Frau gewesen, die Karten
für den Nußknacker wollte.
Ich hatte mich wegen dieser Karten mit Lucia in Verbindung gesetzt.
Peter Dobrynin war an dem Abend ermordet worden, als ich

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