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Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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sollte. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was zu tun war.
Während ich stumm herumstand, schlug Tony vor, daß wir
zusammen eine heiße Schokolade trinken gehen könnten. Warum
nicht?
    Der Coffee-Shop war überheizt. Basillio und ich
schälten uns aus unseren Pullovern und Schals. Basil schien sich
sehr wohl zu fühlen. Er sah sich zufrieden um und richtete seinen
Blick schließlich auf mich. Es war ein irritierender Blick. Er
begann einen weiteren komischen Monolog: »Abgesehen davon,
daß Ihre erste Aussage falsch war, kommt noch hinzu, daß
ich kein Freund von Lenny bin.«
    »Ach, wirklich?« unterbrach Tony ihn. »Ich habe gehört, daß sie sein einziger Freund waren.«
    »Er war, Gott sei seiner Seele gnädig, mein Arbeitgeber.«
    Bei seinen letzten Worten hatte ich den Eindruck,
daß ich vielleicht - nur vielleicht - doch einen kleinen Akzent
wahrgenommen hatte. Aber ganz bestimmt nicht kubanisch. Eher Cockney.
    Unsere Getränke kamen. Auf jeder Tasse schwamm ein großer Klecks künstlicher Schlagsahne.
    Endlich hatte ich die Sprache wiedergefunden.
»Könnten Sie uns bitte erklären, was Sie mit
Arbeitgeber meinen?« fragte ich Basil.
    »Könnten Sie mir bitte noch eine dieser
kleinen Aufmerksamkeiten geben?« erwiderte er, wobei er meinen
Tonfall sehr treffend imitierte.
    Tony holte einen weiteren Geldschein hervor und reichte ihn hinüber. Basil steckte ihn in die Hosentasche.
    »Was gibt es da zu erklären?« fragte
er arrogant zurück. »Der Staat und die Arbeiterklasse. Herr
und Sklave. Die Schöne und das Biest. Weiß und Schwarz. Was
gibt es da zu erklären, Euer Ehren? Ich gehörte zu Lennys
Belegschaft. Besser gesagt, ich war seine Belegschaft.«
    »In welcher Funktion waren Sie angestellt?« fragte ich.
    »Eintreiber«, sagte er sofort.
    »Eintreiber? Wovon?«
    »Geld, Euer Ehren. Moneten. Kröten. Kohle. Kapital. Devisen.«
    Ich merkte, daß Tony gerade diesen letzten
dummen Ausdruck, »Devisen«, wiederholen wollte, aber meine
Hand auf seinem Arm hielt ihn davon ab.
    »Bitte erzählen Sie davon«, bat ich
Basil. Ich bedeutete Tony, daß er ihm weitere zehn Dollar geben
sollte. »Ausführlich.«
    »Mein Herr verlangte von mir, eine Nachricht auf die Wand eines Hauses zu schreiben.«
    »Auf irgendein Haus?«
    »Nein, zum Teufel. Nur auf ein Haus. 1407 Broadway.«
    »Und warum sollten Sie diese Nachricht da draufschreiben? Für wen war sie?«
    »Ich habe die Nachricht geschrieben.
Vierundzwanzig Stunden später - manchmal waren es auch
achtundvierzig Stunden - fuhr ein großes schwarzes Auto um das
Gebäude und suchte nach mir. Eine weiße Dame mit langem Haar
reichte einen Umschlag aus dem Fenster. Ich befreite sie davon und
brachte ihn zu meinem Arbeitgeber, schnell wie der Blitz.«
    »Wer war diese Dame?«
    »Sie hat mir nie die Ehre erwiesen, ihr Gesicht zu sehen.«
    »Woher wissen Sie, daß in dem Umschlag Geld war?«
    »Ich weiß auch, daß ein Bär in den Wald scheißt.«
    Tony reichte von sich aus einen weiteren Schein rüber. Auch ich fand allmählich Geschmack an Basils Scherzen.
    »Ich möchte Sie jetzt gern fragen«,
sagte ich, »wie die Nachricht lautete, die Sie geschrieben haben.
Und war es immer dieselbe?«
    »Immer. Ich habe ›Anna Pawlowa Smith‹ geschrieben.«
    Mein Gott! Der Name klingelte in meinem Kopf wie die Glocken einer ganzen Herde Kühe.
    Anna Pawlowa Smith?
    Das war die Aufschrift auf der Seitenwand des Leichenwagens nach Peter Dobrynins Aussegnungsgottesdienst gewesen.
    Plötzlich fand ich Basil gar nicht mehr so amüsant.
    »Haben Sie das gemacht?« fragte ich Basil verärgert.
    Er wandte sich an Tony. »Was hat Miss Dingsbums gerade wissen wollen?
    »Haben Sie diesen Namen auf den Leichenwagen geschrieben - bei Lennys Beerdigung?« fragte ich.
    »Ich nicht. Ich habe immer nur auf ein
Gebäude geschrieben. Immer wieder. Immer auf die Seite Richtung
Innenstadt. Aber ein Leichenwagen? Nein. Mein Gewissen ist rein.«
    Eine Weile sagte ich nichts, weil ich mir
darüber klar werden mußte, ob ich ihm glauben sollte oder
nicht. »Warum immer auf dieses Gebäude?« fragte ich
schließlich.
    »Fragen Sie meinen Auftraggeber.«
    Ich funkelte Basil an. Nach kurzer Zeit hatte ich
mich vor ihm gefürchtet, ihn dann amüsant gefunden, und jetzt
haßte ich ihn. Und was noch schlimmer war, ich glaubte ihm. Es
war alles völlig verrückt, aber ich glaubte, was er uns
erzählt hatte.
    Basil machte auf mich den Eindruck, ohne weiteres zu
einem Mord fähig zu sein. Aber

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