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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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Bruder durch - nichts Neues. Und dann studierte ich aufmerksam alle Informationen über Jack Tyre. Nirgends wurden irgendwelche Blätter erwähnt. Mit Bert Turks Hilfe befragte ich den Computer nach irgendeiner Erwähnung von Blattsträußchen in einem der anderen Mordfälle. Sie kamen nicht ein einziges Mal vor. Es war Zeit, mich an Jack Tyres Arbeitsplatz zu begeben.
    Zwanzig Minuten später nahm ich ein Taxi zur Hauptverwaltung des Gartenamts, die sich an dem Eingang zum Zoo von der Fifth Avenue befindet. In einem kleinen Büro im zweiten Stock des Gebäudes traf ich auf Frank Ardmore. Er war nicht erfreut mich zu sehen.
    »Ich verstehe nicht ganz. Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein. Ich gehöre vorübergehend zu einer Spezialeinheit, die im Mordfall Jack Tyre ermittelt - und in dem seines Bruders.«
    »Na schön, aber ich habe schon stundenlang mit der Polizei gesprochen. Ich habe ihnen alles erzählt, was ich weiß. Und das war nicht viel. Sehen Sie, der Mann hat lange Zeit im Büro nebenan gearbeitet. Wir hatten ein nettes Verhältnis. Wir haben uns oft unterhalten. Aber nie nach Dienstschluß. Da hat er sein Leben gelebt und ich meines.«
    »Haben Sie so was schon mal gesehen?« fragte ich.
    Frank Ardmore blickte auf das kleine Blattsträußchen in meiner Hand.
    »Was zum Teufel ist das?« fragte er. Er fummelte nervös an seiner breiten Krawatte herum. Seine Hemdtasche war mit einem ganzen Sortiment von Bleistiften und Kugelschreibern vollgestopft, die kurz davor waren, rauszufallen.
    »Drei Blätter, die mit einem Gummiband zusammengebunden sind.« Ich öffnete das rote Gummi und legte die drei Blätter auf meinen Arm.
    Er schüttelte verwundert den Kopf.
    »Sammelte Jack Tyre Blätter?«
    »Machen Sie Witze? Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Blätter sammeln? Tausende Tonnen von Blättern werden im Herbst in diesem Park gesammelt. Jack hat nicht in der zuständigen Abteilung gearbeitet. Ob er Bäume mochte? Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ob er Bäume bestimmen konnte? Wahrscheinlich. Viele Leute, die in Parks mit großem Baumbestand arbeiten, können sie bestimmen. Das kann ja sogar ich.«
    Er beugte sich vor und zeigte auf die Blätter. »Das ist ein Gingkoblatt. Das ist ein Eichenblatt. Und das ...« Er zögerte. Er nahm das dritte Blatt. »Und dies hier sieht aus wie ein Blatt von dem chinesischen Ahorn an dem Pfad von der Seventy-second Street, der übrigens einer der ältesten Bäume im gesamten Central Park ist.«
    Ich band die Blätter wieder zusammen. Dieser Mann war überhaupt nicht freundlich. Alles andere als freundlich.
    Ich schaute ihn an. Irgendwie war es komisch, daß meine Fragen ihn so verunsicherten.
    »Gibt es noch irgend etwas anderes über Jack Tyre, das Sie vergessen haben, der Polizei zu erzählen?«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Das sollen Sie mir doch sagen.«
    »Er mochte kein chinesisches Essen«, antwortete Frank Ardmore ironisch.
    »Ich danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe«, gab ich genauso ironisch zurück und setzte mich in Bewegung.
    »Warten Sie einen Moment. Wenn Sie mehr über Blätter wissen wollen, sollten sie Georgina Kulaks fragen. Sie ist für die Erhaltung des Baumbestands zuständig.«
    »Wo kann ich sie finden?«
    »Ich glaube, sie arbeitet im Moment an der Buche in der Nähe der Bogenbrücke, am Südende des Sees.«
    Ich verließ das Verwaltungsgebäude und ging in südwestliche Richtung durch den Park. Am Bethesda Fountain nahm ich einen der Fußpfade und ging auf den See zu. Es war ein wundervoller Tag. Die Leute gingen Arm in Arm spazieren, andere mit Hunden oder Kinderwagen, wieder andere ließen Drachen steigen.
    Als ich den grasbewachsenen Hügel hinunterkam, sah ich ein paar Arbeiter in der Nähe eines großen Baumes mit niedriger Krone. Das mußte die Buche sein. Als ich näher kam, sah ich, daß die Arbeiter alle Männer waren. Dann entdeckte ich eine Frau, die ungefähr zwanzig Meter von der Gruppe entfernt in der Nähe des Sees stand. Sie hielt ein Clipboard und schaute über den See.
    Ich ging auf sie zu. Sie nickte freundlich.
    »Sind Sie Georgina Kulaks?« fragte ich.
    Sie nickte und wartete, dabei lächelte sie. Sie war eine kleine, schmächtige Frau mit braunen, im Nacken zusammengebundenen Haaren. Sie trug die für Angestellte des städtischen Gartenamts vorgeschriebenen Hosen und ein Sweatshirt. Feine Falten durchzogen ihr Gesicht.
    »Mein Name ist Alice Nestleton. Ich würde Ihnen gerne einige Fragen über Jack Tyre stellen.«
    Ihre Augen

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