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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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Autovermietung gefolgt ist und gewußt hat, was für einen Wagen ich genommen habe«, antwortete Tony skeptisch.
    »Ja, gehen wir mal davon aus. Und dann beschloß er, die eherne Regel zu übertreten, denn er wußte, daß seine Genossin anrufen würde und er wollte nicht, daß sie sich Sorgen machte und gleichzeitig sollte sie wissen, daß er sich der Sache annahm.«
    »Mit Genossin meinst du wohl Georgina Kulaks, nehme ich an. Guter Gott, Alice, jetzt gehst du aber wirklich zu weit. Warum sollten diese beiden siebzehn unschuldige Männer und Frauen umbringen, inklusive derjenigen, die sie am meisten liebten?«
    »Nimm es einfach mal so hin, Tony. Komm, wir fahren nach Sheepshead Bay.«
    »Aber er ist noch nicht zurück, wo auch immer er gewesen sein mag.«
    »Ich weiß. Na und?«
    Tony nahm noch einen Schluck Brandy. Er sah mich mißtrauisch an.
    »Meinst du wirklich, was du da sagst?«
    »Was sage ich denn?«
    »Daß wir einbrechen sollen.«
    »Ja.«
    »Ich bin ein gesetzestreuer Bürger, Alice. Es mag ja sein, daß ich Frau und Kinder verlassen habe. Es mag ja sein, daß ich in meinem fortgeschrittenen Alter noch Illusionen von einer Karriere in der Theaterbranche hege. Es mag auch sein, daß ich meine Kopiershops den Bach runtergehen lasse. Aber ich bin kein Einbrecher.«
    »Ich doch auch nicht«, antwortete ich.
    »Wie willst du es denn nennen?«
    »Ich nenne es eine Notwendigkeit.«
    Bushy war wieder ins Wohnzimmer gekommen, den Schwanz hoch erhoben. Er ging zu dem Hühnersandwich auf dem Teppich, schnupperte daran und wandte sich ab. Dann schnüffelte er an dem Brandy. Den mochte er auch nicht. Er streckte sich, setzte sich hin, wandte seinen großen, wunderschönen Kopf mir zu und schenkte mir einen seiner unergründlichen Blicke.
    »Sogar deine Katze hält dich für verrückt«, sagte Tony.
    »Meine Katze, Tony, denkt, daß ich ein gutes Frauchen mit sehr loyalen Freunden bin«, korrigierte ich.
    »Siehst du, genau das passiert, wenn du Leuten Vertrauen schenkst. Wenn ich dir nicht meine Seele geöffnet hätte, Alice, und dir in einem schwachen Moment geistiger Umnachtung gestanden hätte, daß ich in einer bestimmten Periode meiner chaotischen Kindheit sozusagen ein Experte im Knacken von Autos war, hättest du nie mit dieser ganzen Sache angefangen.«
    »Hast du Bargeld dabei, Tony?«
    »Ein bißchen«, sagte er resignierend.
    »Bis nach Brooklyn kostet es ungefähr zehn Dollar, nicht?«
    »Wahrscheinlich eher fünfundzwanzig, Alice. Das ist das Trinkgeld für Brooklyn.« Er machte eine Pause. »Wann willst du hinfahren?«
    »Jetzt, Tony, jetzt.«
    Er schaute sehr traurig drein.
    »Was ist denn los, Tony«, fragte ich, denn plötzlich machte ich mir Gedanken wegen seiner düsteren Stimmung.
    Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa und berührte für einen kurzen Moment seine zerschnittene rechte Wangen. Dann nahm ich die Hand weg, blieb aber doch ganz nah bei ihm. Unsere Beine berührten sich.
    »Alice, wenn du von mir verlangst, daß ich mit dir in Bonaventuras Haus in Brooklyn gehe, dann werde ich das tun. Wenn du von mir verlangst, dort einzubrechen, werde ich das tun. Wenn du verlangst, daß ich noch einmal in den Norden fahren soll, werde ich das tun. Ich werde tun, was immer du von mir verlangst. Aber dafür mußt du auch ehrlich zu mir sein.«
    »Ehrlich in welcher Hinsicht, Tony? War ich irgendwann nicht offen zu dir?«
    »Ja. Du hast mir nie gesagt, was du für mich empfindest.«
    »Es ist schwierig, darüber zu reden«, antwortete ich.
    »Seit wann bist du denn schüchtern, Schwedenmädel?«
    »Vielleicht kennst du mich nicht so gut, wie du denkst.«
    »Offensichtlich.«
    »Warum regst du dich so auf, Tony?«
    Er schob mich brüsk von sich weg, stand auf und lief durch das Zimmer zu dem Fenster, das auf die Straße wies.
    Er drehte sich um. »Ich will wissen, was los ist. Wir schlafen wild und leidenschaftlich miteinander in einem Hotelzimmer, und dann ist es, als wäre das nie geschehen. Du behandelst mich wie deinen Bruder oder deinen Sekretär - nicht wie deinen Liebhaber.«
    »Du bist mein Bruder, Tony, und du bist mein Freund und mein Helfer und mein Liebhaber - ich glaube, du bist all das für mich, Tony. Warum brauchst du jetzt plötzlich eine Definition? Warum brauchst du eine Bestätigung?«
    »Warum? Weil nichts passiert.«
    »Was sollte denn passieren?«
    »Das weiß ich auch nicht. Irgendwie mehr. Schau mal, Alice, kannst du dich daran erinnern, wie du in mein Hotelzimmer gekommen bist

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