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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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an, erwiderte aber nichts.
    »Zum Teufel«, sagte er, nun sichtlich wütend. »Was soll das alles? Ich erzähle dir hier was vom Pferd und weiß nicht einmal, wo du gestern den ganzen Tag gesteckt hast. Ich habe acht Stunden immer wieder versucht, dich telefonisch zu erreichen, verdammt!«
    Meine Gabel verharrte auf halbem Wege zum Mund. So wütend hatte ich Charlie noch nie erlebt.
    »Ich nehme an«, fuhr er sarkastisch fort, »daß ich über die Reisen der Alice Nestleton nichts erfahren darf. Schließlich gehe ich ja nur mit ihr ins Bett, weiter nichts.«
    Ich legte die Gabel auf den Tisch und starrte sie an.
    Warum hatte er das Wort ›Reisen‹ benutzt?
    Hatte er gewußt , daß ich zur Versteigerung von Mona Aspens Hinterlassenschaft nach Long Island gefahren war?
    Aber wie hätte er davon wissen können?
    Hatte er wirklich acht Stunden lang versucht, mich anzurufen, oder wollte er mit einer Lüge übertünchen, daß er irgend etwas wußte?
    Wenn Charlie Coombs gar nicht der Mann war, für den er sich ausgab – was dann? Wenn er den Liebhaber nur spielte? War es Zufall, daß er genau zu dem Zeitpunkt auf der Bildfläche erschienen war, als ich die Nachforschungen über den Mord an Harry Starobin aufgenommen hatte? Es war sehr gut möglich, daß er Ginger Mauch viel besser gekannt hatte, als er behauptete… vielleicht war er sogar ihr Liebhaber gewesen, genau wie der alte Harry.
    »Ich möchte gern eine Antwort«, sagte Charlie mit leiser, aber drohender Stimme.
    Was war, wenn die Affäre zwischen Charlie und mir inszeniert war, damit er mich im Auge behalten konnte?
    Oder um mein Interesse von den Morden abzulenken?
    Bei dem Gedanken, daß Charlie Coombs auf irgendeine Weise in die schreckliche Geschichte verwickelt war, in die Morde an Harry und Mona, stieg Entsetzen in mir auf.
    »Wenn du dich nicht sofort dazu herabläßt, mir eine Antwort zu geben, Alice, gehe ich auf der Stelle, und du siehst mich nie wieder!«
    Eine Antwort? dachte ich. Auf welche Frage, Charlie?
    Seine Stimme hatte vor Wut gezittert… und vielleicht auch vor Scham.
    Ich konnte ihn nicht anschauen. Aber ich spürte ihn, als würde er größer und größer; als würde er über dem Tisch schweben… darüber… darunter… dahinter. Ich schloß die Augen. Dann konnte ich ihn in mir spüren… auf sexuelle Weise… als würden wir miteinander schlafen. Ich spürte eine Art Gleichklang, wie der Rhythmus körperlicher Liebe. Für einen Augenblick haßte ich ihn so sehr, wie ich nie im Leben einen Menschen gehaßt hatte. Für einen Augenblick liebte ich ihn so sehr, daß ich für ihn gestorben wäre. Ich erlebte verrückte, irrsinnige, berauschende Sekunden. Zum ersten Mal, seit ich Charlie kannte, erwiderte ich unbewußt seine Leidenschaft. Doch es war alles nur Verrat.
    »Verschwinde«, sagte ich und lächelte wütend meine Gabel an.
    Er stand auf und ging.

14
    Ich blickte auf den Inhalt des Schranks im Korridor, in dem ich meine gesamte Kleidung untergebracht hatte. Ich bekam Depressionen; ich konnte es spüren. Eine dieser zermürbenden, abstumpfenden Depressionen, die Körper und Geist lähmen. Ich mußte aus dem Haus, mußte unter Menschen.
    Stundenlang hatte ich über den Bruch mit Charlie Coombs nachgedacht. Ergebnislos. Die ganze Geschichte war zu verwirrend und nahm mich zu sehr mit.
    Natürlich war mir klar, daß ich diesen Bruch vor allem durch mein Verhalten herbeigeführt hatte – und daß dieses Verhalten bei mir durch die Angst und den Verdacht entstanden war, Charlie könnte an dem Mordkomplott beteiligt sein. Doch es konnte nicht nur an meinem Verhalten gelegen haben, daß der sonst so sanfte und freundliche Charlie Coombs sich schlagartig in einen ausfallenden und eifersüchtigen Liebhaber verwandelt hatte.
    Als wäre plötzlich ein anderer aus Charlies Körper hervorgebrochen, wie ein Schmetterling aus der Puppe, ging es mir durch den Kopf. Und auf diesen neuen, anderen Charlie Coombs konnte ich sehr gut verzichten.
    Ich suchte mir mein langes weißes Blanche-Dubois-Kleid aus dem Schrank. Aus einer Schachtel, die oben auf dem Schrank lag, nahm ich einen breitrandigen Schlapphut mit einem schwarzen Band um die Krone. Zum Schluß nahm ich ein Paar rote Lederschuhe vom Boden des Schranks.
    Es war halb sieben am Abend, als ich in meinem antidepressiven Outfit die Wohnung verließ. Ich war kaum eine Querstraße weiter, als mir die verwirrten Blicke der Passanten verrieten, daß ich für mein Alter und die Jahreszeit höchst

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