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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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richtig am Essen interessiert.
    Es war seltsam. Ich konnte sein Verhältnis zu mir sehr viel besser begreifen als mein Verhältnis zu ihm. Ich wußte, wie stark ich sein Leben beeinflußte. Aber das war auch schon alles.
    Es war das Größte für Charlie, mit mir zusammen zu sein. Ich machte einen Erwachsenen aus diesem großen Jungen.
    Doch Charlie wollte sehr viel mehr von mir, als nur mit mir ins Bett zu gehen. Aber er konnte dieses ›mehr‹ nicht artikulieren, geschweige denn zustande bringen. Er spürte, daß ich ihm fern war und daß ich allmählich aus seinem Leben verschwinden würde; denn er war einfach nicht der Typ, an den man sich ein Leben lang binden konnte. Ich erweckte bei ihm eine Art Unterlegenheitsgefühl; ob es gerechtfertigt war, konnte ich nicht sagen. Ich wußte zwar, daß Charlie ein lieber, netter Kerl war; aber ich hatte keine Ahnung, was er wirklich wert war – sofern ich die inneren Werte eines Mannes überhaupt einschätzen konnte.
    Er wollte mir von seinem Leben erzählen, von seiner Arbeit, von dem, was er liebte, und dem, was er haßte… aber irgendwie brachte er es nie fertig. Er schien immer zu befürchten, daß es mich nicht interessiert könnte… daß ich ihm überlegen war… daß ich anders als er dachte.
    Ich wußte, daß er meinen Körper liebte, mein Gesicht, mein langes Haar, die Art und Weise, wie ich den Kopf zur Seite neigte, bevor ich etwas sagte, und wie mein Gesicht plötzlich ausdruckslos wurde, wenn ich einen meiner plötzlichen Stimmungsumschwünge hatte, die ich einfach nicht in den Griff bekam. Ich wußte, daß er mich besitzen und mich beschützen wollte. Armer, netter, verzweifelter Mann. Ich wußte, daß er sich in seiner Phantasie ausmalte, ich würde mit der richtigen Balance von Herz und Hirn altern, so, wie ein gutes Pferd altert.
    Das alles wußte ich. Doch welche Auswirkungen Charlies Gefühle auf mich selbst hatten – darüber wußte ich so gut wie nichts. Und was ich wußte, konnte ich nicht in Worte kleiden.
    Charlie entschied sich für Lamm mit Spinat; dazu einen Mango-Drink.
    Ich bestellte mir eine Auswahl kleiner Appetithappen; ich wollte keines der Hauptgerichte.
    Es tat mir gut, Charlie gegenüberzusitzen. Ich mochte seine harmlosen schlechten Angewohnheiten; eine davon stellte er an diesem Nachmittag unter Beweis, denn er war lässig wie immer gekleidet: kurze Jeansjacke, kariertes Hemd ohne Krawatte, hellbraune Cordhose und die geliebten roten Schuhe. Er hätte genausogut auf seinem Stallgelände sein können.
    »Ich hätte dir gern ein paar Fragen über Pferde gestellt«, sagte ich.
    »Schieß los. Das ist mein Job.«
    »Hast du schon mal von einem Galopper mit Namen Lord Kelvin gehört?«
    »Na klar. Eins von meinen Pferden ist mal auf der Bahn in Philadelphia gegen ihn gelaufen. Beim Keystone-Zuchtrennen, über fünfzehnhundert Meter. Lord Kelvin hat gesiegt. Mein Gaul kam als sechster rein.«
    »Ist an diesem Lord Kelvin irgend etwas Besonderes?«
    »Was Besonderes? Wie meinst du das?«
    »Hat er eine so steile Karriere wie Cup of Tea gemacht?«
    »Weiß ich nicht. Lord Kelvin war ein Klasse-Galopper, wurde aber nie ›Pferd des Jahres‹. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt noch läuft.«
    Andere Paare kamen ins Restaurant. Um uns herum entstand leises, monotones Gemurmel.
    »Was ist mit Ask Me No Questions ?«
    Charlie hob die Brauen. Es verwirrte ihn ein bißchen, diese Namen aus dem Mund einer Frau zu hören, die nicht die leiseste Ahnung hatte, was den Pferderennsport betraf.
    »Ein hübsches Pferd. Eine Stute. Ein großes graues Mädel, Stockmaß ungefähr ein Meter sechzig. Sie ist meistens auf der Gulfstream-Bahn in Florida gelaufen. Hat vor zwei Jahren in Belmont das große Stutenrennen gewonnen.«
    »Ist an ihr etwas Bemerkenswertes?«
    »Überhaupt nichts, soviel ich weiß. Bis auf die Farbe. Und sie war ein Spätzünder. Als Zweijährige war sie eine Niete. Hat erst mit vier Jahren ihr erstes Rennen gewonnen. Aber dann wurde sie eine echte Kanone. Billy Patchen hat sie trainiert.«
    Ich nickte und konzentrierte mich für einen Moment auf das Essen, das der Ober soeben serviert hatte. Ich spürte, daß meine halbherzige Fragerei Charlie zu ärgern begann. Er wollte immer wissen, um was es eigentlich ging. Aber wie sollte ich meine Fragen in irgendeinen Zusammenhang bringen? Ich suchte nach Informationen, ohne zu wissen, welcher Art diese Informationen waren.
    »Sollte ich mehr über diese Pferde wissen?«
    Ich lächelte ihn

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