Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren
wir in angenehmem Schweigen zusammensaßen, dachte ich an die vielen Gelegenheiten, bei denen Lauri diese Tropfenohrringe der Wahrheit für mich getragen hatte.
Auch ich war mit einem alkoholabhängigen Vater aufgewachsen und jahrelang hatte ich meine Kindheitserinnerungen vergraben. Aber Lauri war mir in einem symbolischen Zimmer des Mitleidens entgegengekommen. Dort half sie mir den funkelnden Edelstein des Selbstwerts als ein Geschenk von Gott zu erkennen, das jeder Mensch verdient hat. Sie zeigte mir, dass es auch als Erwachsener noch nicht zu spät ist, die funkelnden Diamanten eines neu gefundenen Selbstwertgefühls anzulegen.
In diesem Augenblick kamen unsere Kinder angerannt und ließen sich neben uns ins Gras sinken, um zu zeigen, dass sie Hunger hatten. Während des restlichen Nachmittags wischten wir verschüttete Milch auf, lobten Purzelbäume und rutschten Rutschen hinunter, die viel zu klein für uns waren.
Aber inmitten des ganzen Tumults überreichte Lauri mir eine kleine Schachtel, ein in Blumenpapier eingewickeltes Geburtstagsgeschenk.
Ich öffnete es. Darin lag ein Paar Tropfenohrringe.
Nancy Sullivan Geng
Ermutigung
Ermutigende Worte von Eltern sind wie ein Lichtschalter.
Ein bestätigendes Wort, zur rechten Zeit gesprochen, ist, als würde man ein ganzes Zimmer voll Möglichkeiten erhellen.
Gary Smalley
Zufällige Begegnung
Zwei Freundinnen wohnten lange Jahre nebeneinander in einer Straße. Sie teilten miteinander gute Erinnerungen und gute Zeiten. Und als beide innerhalb von wenigen Wochen Witwe wurden, teilten sie auch die Trauer. Die beiden Frauen kamen daraufhin überein, Tag und Nacht füreinander da zu sein, besonders in den Momenten, in denen die Erinnerungen und die Trauer zu überwältigend werden sollten.
Eines Nachts wurde der Schmerz der einen so groß, dass sie davon wach wurde, die Pein so real, dass sie sogar im Schlaf davon gequält wurde. Daraufhin floh sie in ihrem Schlafanzug in die Dunkelheit hinein, um Trost bei ihrer Freundin zu suchen. Doch sie schaffte es nicht. Denn sie traf ihre Freundin mitten auf der Straße, weil auch sie Trost brauchte, den sie nur in der Umarmung einer verständnisvollen Freundin fand.
Jane Kirkpatrick
Großmutters Garten
Jedes Jahr pflanzte Großmutter Inez Tulpen in ihrem Blumengarten. Dann erwartete sie mit kindlicher Vorfreude den Frühling, wenn die Tulpen in ihrer ganzen Pracht aufblühen würden. Unter ihrer liebevollen Pflege gingen sie auch treu in jedem April auf und sie wurde nie von ihnen enttäuscht. Aber immer wieder sagte sie, die eigentlichen Blumen, die ihr Leben verschönten, seien ihre Enkelkinder.
Ich für meinen Teil aber hatte nicht die Absicht, ihr ihr Leben zu verschönen.
Als ich sechzehn Jahre alt war, wurde ich zu meiner Großmutter geschickt. Meine Eltern lebten während dieser Zeit in Übersee und ich war ein sehr unglückliches junges Mädchen, voller Hochmut und Zorn gegen meine Eltern, weil sie offenbar nicht in der Lage waren, richtig mit mir umzugehen oder mich zu verstehen. Als unglücklicher und respektloser Teenager war ich kurz davor, von der Schule abzugehen.
Großmutter war eine sehr zierliche Frau, die mittlerweile von ihren erwachsenen Kindern und heranwachsenden Enkelkindern weit überragt wurde, und sie war von einer klassischen Schönheit. Ihr Haar war dunkel und elegant frisiert, ihre Augen von einem wunderschönen Blau, lebendig und vor Energie funkelnd. Gegenüber ihrer Familie empfand sie eine außergewöhnliche Loyalität und sie liebte uns so tief und aufrichtig wie ein Kind. Trotz alledem war ich der Meinung, ich könnte meine Großmutter leichter ignorieren als meine Eltern.
Schweigend zog ich also zunächst in ihr bescheidenes Farmhaus ein. Mit hängendem Kopf und niedergeschlagenen Augen lief ich dort wie ein misshandeltes Tier herum. Ich hatte meine Mitmenschen aufgegeben und mich hinter einer Mauer der Apathie in mich selbst zurückgezogen. Außerdem weigerte ich mich, einem anderen Menschen zu meiner privaten Welt Zugang zu gestatten, weil ich davor Angst hatte, dass jemand meine Schwachstellen erkennen könnte. Ich war davon überzeugt, dass das Leben ein erbitterter Kampf sei, der am besten allein ausgefochten wurde.
Von meiner Großmutter erwartete ich, dass sie mich in Ruhe ließ und nichts anderes würde ich von ihr akzeptieren. Sie dagegen gab jedoch nicht so schnell auf.
Die Schule begann und ich besuchte den Unterricht nur unregelmäßig. Den Rest der Zeit
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