Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren
gefährlich!“
Ich frage mich, ob mein Sohn eines Tages dieselbe Melancholie empfinden wird wie ich an dem Tag, an dem ich mein Erbe antrat. Ich frage mich, ob er in jener weit entfernten Nacht wach liegen und sich wünschen wird, sein Vater würde noch lange auf dieser Welt leben, so wie ich es mir für Großvater wünsche.
Spät abends, als meine Söhne schlafen und meine Frau in ihrem Sessel sitzt und liest, gehe ich hinunter in meine Werkstatt und denke über Großväter, Väter und Söhne nach und wie sich immer wieder alles wiederholt.
Philip Gulley
Großmütter
Gott hat Großmütter geschaffen, weil sie lieb sind.
Sie trösten dich, wenn du niedergeschlagen bist –
und vor allem hat er sie geschaffen, weil sie dich lieben.
Breanah Shantel Gray, 8 Jahre
Abendessen im Restaurant
Wir gingen in ein kleines Café
ganz in der Nähe des Uni-Geländes,
um ein ruhiges Abendessen zu genießen,
zusammen mit den Studenten,
diedort essen und über philosophische Themen diskutieren.
Du saßest an unserem Tisch
und sahst süß und höflich aus in deinen Jeans,
mit dem Halstuch,
dein zerzaustes Haar glänzte,
deine Augen funkelten schelmisch.
Und du spieltest deinen Charme gegen mich
und alle anderen aus.
Die Kellnerin kümmerte sich um dich,
dein Glas war immer gefüllt.
„Noch eine Serviette?“
„Mehr Kräcker zur Suppe?“
Du hast notorisch mit ihr geflirtet
und mit der Oberkellnerin auch,
hast ihnen verführerisch zugelächelt,
sie zum Reden aufgefordert
und nur an deinem Essen gepickt.
Zweimal standest du von unserem Tisch auf,
um herumzulaufen
und deinen Charme überall zu versprühen,
bist an ein oder zwei Tischen stehen geblieben,
hast breit gegrinst, geflirtet,
ein Gespräch begonnen.
Ich habe beobachtet, wie ihre Herzen dir zuflogen,
und wusste, meines hattest du schon in deinen Bann gezogen,
während ich da saß und dich still beobachtete.
Schließlich habe ich geduldig meine Serviette zusammengefaltet
und sie neben meinen leeren Teller gelegt,
ich wusste, es war Zeit zu gehen.
Ich ging zu dir und sagte:
„Wir wollen uns verabschieden.“
Und dann habe ich dich hochgenommen und dich
in deinen Kinderwagen gesetzt
und als wir gingen,
hast du allen zugewinkt,
nach deinem ersten Abendessen im Restaurant mit deiner Oma,
als du erst zwei Jahre alt warst.
Maryann Lee Jacob
Großvater und ich
Der Vater in meinem Leben ist eigentlich nicht mein richtiger Vater, sondern mein Großvater. Aber seit meiner Geburt ist er stets wie ein Vater zu mir gewesen. Vier Monate bevor ich geboren wurde, hat mein richtiger Vater meine Mutter verlassen. Damals war mein Opa vierhundert Meilen weit gefahren, um mich und meine Mutter zu sich zu holen. Er sorgte für meine Mutter, bis ich geboren wurde. Als ich dann aus dem Krankenhaus nach Hause kam, stand eine Wiege da, die mein Opa nur für mich gebaut hatte. Eines Tages werden meine Kinder in dieser Wiege liegen.
Als Baby habe ich nachts viel geschrien. Opa ist dann mit mir immer um den Küchentisch gelaufen. Er hat mich in den Schlaf gewiegt und war mein erster Babysitter.
Jetzt bin ich neun Jahre alt und Opa ist mein bester Freund. Wir unternehmen eine ganze Menge miteinander. Wir gehen in den Zoo, ins Museum und in den Park. Wir sehen uns Baseballspiele im Fernsehen an und wir machen uns Popcorn – nur wir beide.
Als ich vier Jahre alt war, hat mein Opa mir ein Spielhaus mit einem großen Sandkasten darunter gebaut. Er hat den ganzen Sommer dafür gebraucht. Er baute mir auch eine Reifenschaukel und hat mich unzählige Male angeschubst. Er hat mich so stark angeschubst, dass ich sehr hoch geschaukelt bin, weit über seinen Kopf hinaus. Jetzt verbringt er seine Freizeit damit, neue Räume an unser Haus anzubauen, damit meine Mutter und ich eine eigene Wohnung haben. Wenn wir nicht in Opas Haus wohnen könnten, würden wir in einer kleinen Wohnung in der Stadt leben müssen und ich könnte nicht meinen Hund, die beiden Hauskatzen und die Stallkatzen haben. Mein Opa mag Katzen nicht besonders, aber er lässt mich zwei Katzen im Haus halten und er kauft eine Menge Katzenfutter und füttert sogar die Stallkatzen, wenn es draußen sehr kalt ist.
Mein Opa ist sehr geduldig. Wenn er etwas baut, dann nimmt er sich immer die Zeit, einen Nagel anzusetzen, damit ich ihn hineinschlagen kann. Nachdem er den ganzen Tag unseren großen Rasen gemäht hat, ist er abends müde, aber trotzdem hängt er meinen Bollerwagen an den Rasenmäher und
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