Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren
Amerika genannt, segeln würde?
Heute weiß unsere Katie, dass ihre Ururgroßeltern in dieses Land eingewandert sind und dass ich, ihre „Grammy“, als Erste aus der Tweten-Familie 1916 in Woodville geboren wurde.
Heute sehe ich ins nächste Jahrhundert, in das Jahr 2000 und wieder über die Jahre zurück. Irgendwo tief in mir steckt der Wunsch, nach Hause zu kommen – nicht in das kleine Haus im Schutz der Berge, auch nicht in mein schönes Haus mit dem Blumengarten, sondern in das Heim, in dem der Vater für mich in den Armen seiner Liebe einen Platz bereitet hat. Vielleicht erlebe ich das nächste Jahrhundert nicht mehr, aber ich werde mein ewiges Heim sehen.
Wir sprechen von dem Tal des Todesschattens, aber ich sehe den Berg der Hoffnung mit den Lichtern von zu Hause, die den steinigen Aufstieg überstrahlen. Generationen sind mir vorausgegangen; Freunde und geliebte Menschen verabschiedeten sich mit einem Seufzen und einem Lächeln – sie verlassen das Gewohnte mit einem Lächeln der Hoffnung auf das Ewige. Es war ein langer Aufstieg, diese mehr als achtzig Jahre. Der Glaube sieht mein ewiges Heim realer als mein schönes Haus aus Stein und Holz.
Der Morgentau liegt noch auf meinen Rosen, als ich die Fliegengittertür öffne und in die Morgensonne hinaustrete. Auf der Veranda beobachte ich, die Kaffeetasse in der Hand haltend, wie die Eichhörnchen und der Hund über den grünen Rasen jagen. Ich sehe, wie das Pampasgras im Wind Walzer tanzt, während sich die Palmen anmutig zu einem französischen Menuett verneigen. Die Stiefmütterchen mit ihren unerschrockenen dunklen Augen tanzen Jitterbug zu der Musik des frühen Morgens. Die Vögel in den Baumwipfeln flöten ihr Lied und geben dem Orchester den Ton an.
Meine Lieblingspflanze, das Immergrün, blickt mich mit sanftem Gesicht an, das sagt: „Wir werden da sein. Wir gehen als Letzte, wenn der Winterwind bläst – aber sobald der Frühling naht, sind wir schon wieder da.“ Treu – immer treu! Sonne, Wind, Kälte, Regen oder Hitze, ihre Gesichter tragen ein Lächeln. „Wir sind für dich da.“
Die Rosen verwelken, Gladiolen beugen sich dem Sturm; sogar die widerstandsfähige Ringelblume wird braun; die Geranie braucht Pflege; die fröhliche Margerite wird entmutigt und ihre Blütenblätter fallen ab. Nicht so mein Immergrün! Sie begrüßen mich mit Treue . Auf und ab den Berg des Lebens, hinein in das Tal der gebrochenen Herzen, den steinigen Aufstieg, über Stümpfe und Dornen bewältigen die Immergrün-Menschen ihren Weg; kletternd, fallend, stolpernd, rutschend kommen sie an.
Wie muss Gott doch diese Immergrün-Menschen lieb haben – die Treuen .
Ich stelle meinen Kaffee ab und gehe durch meinen Garten, ziehe hier und da ein Unkraut heraus. Es zieht mich zu den fünfundvierzig Yuccabüschen, die ich an der Straße entlang gepflanzt habe. Die stachelige Yucca dient dem wichtigen Zweck, herumstreunende Tiere fernzuhalten – eine Festung von Stacheln, aber ein Mittelstück bleibt ausgespart.
Das Sprechen mit meinem Dobermann ist nur ein Vorwand für das Gespräch mit Harold, dem Mann, mit dem ich dreiundfünfzig Jahre lang verheiratet gewesen bin und der vor einigen Jahren gestorben ist. Normalerweise spreche ich nicht darüber, aber es ist wahr. Während ich durch den Garten laufe, frage ich ihn: „Erinnerst du dich noch, als wir dreißig Stechpalmenbüsche gepflanzt haben? Sieh nur, wie sie gewachsen sind!“ (Er erinnert sich.)
„Weißt du noch, wie wir die Azaleen in strömendem Regen gepflanzt und dann Löcher für das Pampasgras gegraben haben, das ich bei einem Ausverkauf für einen Dollar das Stück erstanden habe?“ (Ich bin sicher, er erinnert sich.)
„Sieh nur die Palmen. Sie haben dem Hurrikan getrotzt.“ (Ich bin sicher, er späht zwischen den Wolken hindurch.)
„Niemand ist in der Nähe, darum kann ich mit dir sprechen, Harold. Manchmal weine ich abends, vor allem, wenn ich am Klavier sitze und die alten Liebeslieder singe: ‚O, wie sehr vermisse ich dich heute Abend, vermisse ich dich, wenn die Lichter ausgeschaltet werden …‘ Das ist immer die schlimmste Zeit, wenn ich die Rollläden herunterlasse und das Licht ausschalte. Ich meine dann immer, dich in deinem Ledersessel sitzen zu sehen.
Aber es sind keine Tränen der Trauer, der Schuldgefühle oder des Bedauerns, sondern Tränen des Vermissens, weil die Hoffnung mich die Lichter von zu Hause sehen lässt. Ich habe zwei Heime, Harold – das, das du hier auf der
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