Eine Kiste explodierender Mangos
gar nicht zu reden von der Kleiderordnung. Aber dieser Komiker sollte sich noch wundern.
âWillkommen an der Front, Sirâ, sagte er und reichte dem Professor das Klemmbrett. âHier, bitte. Betrachten Sie sich von nun an als im aktiven Dienst.â Corporal Lessard zog sich in die Wache zurück und setzte sich auf einen Hocker, von dem aus er den Professor im Auge behalten konnte. Wenigstens konnte er jetzt mit seinen Männern ein Bier trinken.
H atten die Gäste den Eingang passiert, konnten sie zwischen zwei riesigen Bewirtungszelten wählen. In der Mitte des ersten prangte ein Arrangement von den AusmaÃen einer kleinen Farm: eine amerikanische Flagge aus Rotkohl, Heidelbeeren und gewaltigen Schinkensandwichs mit Heidelbeer-Chutney. Vor einer Reihe gasbetriebener Grillgeräte standen Marines in Shorts und Baseballkappen und brieten Würstchen, Viertelpfünder und massenweise Maiskolben. Pakistanische Kellner mit Schnürsenkelkrawatten und Cowboyhüten eilten â Kindern ausweichend, die sich um die Hot Dogs balgten â Punschkrüge und Pappbecher tragend durch das Zelt und versorgten die wenigen Gästen, die sich dort eingefunden hatten, mit Getränken. Vor dem Nachbarzelt, wo acht ganze Lämmer an EisenspieÃen über offenem Feuer garten, bildete sich eine lange Schlange. Der afghanische Koch versicherte jedermann, dass er die Lämmer eigenhändig geschlachtet habe und alles in seinem Zelt halal sei.
Der Gattin des Botschafters war schlecht, seit der Afghane am Morgen einen zentimeterdicken Eisenspieà durch das erste der acht Lämmer gestoÃen hatte. Das Kabul-Texas-Motto war Nancy Raphels Idee gewesen. Mittlerweile bereute sie es allerdings, denn ihr senffarbener seidener Shalvar Kamiz nahm sich neben den phantasievollen Variationen traditioneller Gewänder, die die meisten Gäste trugen, fast lächerlich dezent aus. Der Anblick so vieler als afghanische Stammesfürsten herausgeputzter Amerikaner widerstrebte ihr. Sie war froh, dass ihr Mann sich an seine übliche Abendgarderobe gehalten hatte â einen blauen zweireihigen Blazer und hellbraune Hosen.
Sie hatte den Abend als kulturell einfühlsames Barbecue geplant. Bekommen hatte sie eine Reihe kleiner Kadaver, die langsam an EisenspieÃen brutzelten, und um die sich ihre Gäste mit ihren Stars-and-Stripes-Papptellern rissen, als wären sie auf einem Stammesfest. Angesichts dieser bedrückenden Lage brach Nancy vor Erleichterung fast zusammen, als ihr Mann ihr nach einem Anruf aus dem Army House mitteilte, dass Präsident Zia ul-Haq nicht kommen würde. Sie entschuldigte sich bei der Gattin des französischen Botschafters, zog sich, um ihre Nerven zu beruhigen, in ihr Schlafzimmer zurück und verkleidete sich als usbekische Braut.
D ass die Marines im Wachhaus es sich erlauben konnten, im Dienst zu trinken, verdankten sie nicht dem 4. Juli, sondern einer Kommandoeinheit der pakistanischen Armee, die über die Sicherheit auf dem Gelände wachte. Etwa fünfhundert Meter vor dem Haupttor mussten alle Ankommenden an der Schranke halten, die die Brigade 101 auf der Allee errichtet hatte. Unter dem wachsamen Auge eines Subedar-Majors wurden die Gäste mit Sprengstoff- und Metalldetektoren empfangen. Soldaten führten Abtastgeräte unter die Wagen und lieÃen die einheimischen Gäste ihren Kofferraum öffnen, ehe sie sie zum Wachhaus durchwinkten, wo eine zunehmend fröhliche Gruppe von Marines sie willkommen hieÃ. Die pakistanische Armee erhellte die StraÃe mit ihren eigenen Suchscheinwerfern. Auch hier waren die Alleebäume so grell angestrahlt, dass sämtliche Vögel ihre Nester verlassen hatten. Ein Verpflegungstrupp der Bezirksverwaltung lieferte ein frühes Abendessen, und der Subedar-Major bekam einen Tobsuchtsanfall, als er die leere Thermoskanne im Wagen sah. âWie sollen meine Männer ohne Tee wach bleiben?â, schrie er den Fahrer an, einen Zivilisten, der die Achseln zuckte und davonfuhr, ohne ihn einer Antwort zu würdigen.
D ie Veranstaltungen in der Botschaft waren für gewöhnlich sehr exklusiv, aber Corporal Lessard, der die Ankunft der Gäste nun aus der Wache heraus beobachtete, kam es vor, als hätte der Botschafter jeden eingeladen, der jemals einem verwundeten Mudschahed einen Verband angelegt hatte, und dazu jeden afghanischen Kommandanten, der jemals auf einen russischen Soldaten geschossen
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