Eine Kiste explodierender Mangos
lieben oder fürchten. Das ist der Schlüssel. Ihr Abstieg beginnt an dem Tag, an dem Sie Ihrem Volk gleichgültig werden.â
âWie erkenne ich, dass ich ihm gleichgültig werde?â
âFinden Sie es aus erster Hand heraus. Ãberraschen Sie die Leute, gehen Sie in Restaurants, zeigen Sie sich bei Sportereignissen. Gibt es bei Ihnen FuÃball? Gehen Sie zu FuÃballspielen, machen Sie einen Abendspaziergang. Hören Sie sich an, was die Leute zu sagen haben, und glauben Sie nur zehn Prozent von dem, was sie sagen, denn natürlich lügen sie. Doch wenn sie Sie einmal kennengelernt haben, dann werden sie Sie lieben und andere dazu bringen, Sie ebenfalls zu lieben.â
General Zia nickte eifrig, während CeauÈescu sprach, und lud ihn als Ehrengast zur Parade am Nationalfeiertag ein, wohl wissend, dass er nie kommen würde. Als er sich zum Gehen wandte, rief CeauÈescu noch etwas. General Zia wandte sich noch einmal an die Dolmetscherin, die die Mappe auf ihrem Schoà nun aufgeschlagen hatte.
âBevor Sie zu einem FuÃballspiel gehen, müssen Sie sicherstellen, dass Ihr Team gewinnt.â
Darauf hatte General Zia mehrmals an öffentlichen Veranstaltungen teilgenommen, aber sobald er den VIP-Bereich verlieÃ, um sich unter sein Volk zu mischen, musste er feststellen, dass es sich um bestellte Claqueure handelte. Fähnchenschwingen und Jubelrufe waren einstudiert. Einige erstarrten, wenn er vorüberging: Soldaten in Zivil. Manche schienen Angst vor ihm zu haben, aber ein Blick auf Brigadier TM, der neben ihm die Menge mit seinen Ellbogen in Schach hielt, belehrte ihn sofort, dass es nicht er selbst war, den man fürchtete. Brigadier TM war es, dem man aus dem Weg ging. Ein paar Mal sah er sich ein Cricket-Match an, stellte jedoch fest, dass die Zuschauer mehr Interesse am Spiel hatten als daran, ihren Herrscher zu lieben oder zu fürchten.
Jetzt, wo Brigadier TM nicht mehr bei ihm war, blieb ihm nur noch eins. Er musste Genosse CeauÈescus Rat folgen und ohne seine Leibwächter das Army House verlassen.
Statt sich nach dem Abendgebet in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen, ging er ins Schlafzimmer, wo die First Lady auf einem Stuhl saà und ihrer jüngsten Tochter eine Geschichte vorlas. Er küsste seine Tochter auf die Stirn und setzte sich, bis die First Lady die Geschichte zu Ende gelesen hatte. Sein Herz hämmerte beim Gedanken an sein bevorstehendes Abenteuer. Er blickte auf seine Frau und seine Tochter, als würde er in eine ferne Schlacht ziehen, aus der er vielleicht nie mehr zurückkehren würde.
âKönntest du mir einen Shawl leihen?â
âWelchen?â
Er hoffte, sie würde fragen, wozu er den Shawl brauchte. Damit er wenigstens einem Menschen von seinem Plan erzählen konnte, ehe er sich auf seine Mission begab, aber sie fragte nur, welchen er wolle.
âJe älter, desto besser.â Der General bemühte sich, geheimnisvoll zu klingen. Seine Frau ging ins Ankleidezimmer und brachte ihm einen alten braunen Shawl mit besticktem Rand. Noch immer fragte sie nicht, wozu er ihn brauche.
Schon vor Beginn seines Abenteuers etwas enttäuscht, umarmte General Zia seine Tochter und wollte hinausgehen.
âMach ihn aber nicht schmutzigâ, sagte die First Lady. âEr ist von meiner Mutter.â
General Zia hielt einen Moment inne. Vielleicht sollte er sich doch seiner Frau anvertrauen, aber sie griff wieder nach ihrem Buch. âWar es nicht Kalif Omar, der als einfacher Mann verkleidet nachts ausging, um nachzusehen, ob seine Untertanen in Frieden lebten?â, fragte sie, ohne ihn anzusehen.
General Zia nickte. Die First Lady war wirklich beschlagen in der Geschichte. Er hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, der Welt als Kalif Omar II im Gedächtnis zu bleiben.
âSagte er nicht, er könne niemals Ruhe finden, und ginge auch nur ein Hund an den Ufern des Euphrat mit leerem Magen zu Bett?â
âJaâ, sagte General Zia. Sein Schnurrbart tanzte.
âEr sollte unsere islamische Republik heute sehen. Geile Böcke regieren das Land.â
Mit General Zias Herz sank auch sein Schnurrbart, aber er murmelte den Vers, der ihn aufgerufen hatte, in die Welt hinauszuziehen, und stürmte voll neuem Tatendrang aus dem Zimmer.
Er fragte den Gärtner, ob er ihm sein Rad leihen würde, und dieser gab es ihm, ohne sich zu erkundigen, wozu er es brauche. Als er seinen
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