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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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können Sie auch einen Innenarchitekten hinzuziehen. Wir brauchen ein bisschen Atmosphäre. Öffnen Sie zumindest ein paar Teile von dieser Bude für Touristen. Wieso braucht man ein ganzes beschissenes Fort, um Verhöre durchzuführen?“ Der Colonel schreibt eifrig mit, wie ein Sekretariatslehrling, der verzweifelt eine feste Stelle sucht.
    General Beg wendet sich an uns. „Burschen wie ihr seid unsere Zukunft. Ihr habt Besseres verdient. Nur wegen ein paar unfähiger Idioten seid ihr hier gelandet. Aber jetzt ist alles geklärt und bereinigt. Was für eine Zeitverschwendung. Ich muss heute drei Cantonments besuchen. Auf dem Flughafen wartet eine Maschine auf mich, aber der Tag hat eben nur vierundzwanzig Stunden. Der Chef wünscht euch alles Gute. Eure Akte wird geschlossen. Geht zurück und seid fleißig. Heute Exerzieren heißt, morgen Schlachten gewinnen. Das Land braucht euch.“
    Einfach so. Plötzlich braucht uns das Land.
    Der Fahrer unseres Jeeps, ein Soldat in Uniform, fragt uns nach unserem Ziel. Ich weiß, dass wir ihm vertrauen können. „Wohin möchten Sie, Sir?“ Der Drei-Sterne-Konvoi setzt sich unter Sirenengeheul und von den Dächern gebrüllten Befehlen in Bewegung. General Beg, so scheint es, möchte sein Flugzeug nicht zu lange warten lassen.
    Es gibt keinen Hinweis mehr auf die unterirdischen Gefängnisse, die dunklen Verliese, die blutbespritzten Decken, die Gedichte in den stinkenden Toiletten. Nur den Duft des frisch gesprengten Rasens und der neuen Seite, die die Geschichte aufgeschlagen hat.
    â€žRaus hier“, sage ich.

    O baid ist gegen die Fensterscheibe gesunken. Seine Nasenflügel zucken und er beißt sich auf die aufgesprungenen Lippen. Offensichtlich ist ihm der schwere Burnol-Geruch im Jeep zuwider. Ich wühle in meiner Tasche und reiche ihm seine Flasche Poison. Er nimmt sie mit einem schiefen Lächeln entgegen und rollt sie in der Hand, als wäre es keine Flasche mit seinem Lieblingsparfüm, sondern ein Tennisball, den ich hervorgeholt habe, um ihn von unserer Lage abzulenken.
    Wir sind wie ein Paar, das nicht mehr weiß, warum es sich zusammengetan hat.
    â€žBannon“, sagt er leise. „Meinst du, Sie haben ihn erwischt?“
    â€žBist du verrückt?“, schnauze ich ihn an, dann halte ich mich zurück. Ich weiß nicht, warum ich das Gefühl habe, ich sollte höflich und verständnisvoll klingen. Ein Zeitungsverkäufer wedelt mit einer Zeitung, wieder starrt ein Bild von General Zia uns entgegen. „Diplomatische Immunität. Sie würden ihn nie anfassen.“
    â€žMeinst du, er ist noch auf der Akademie? Nach all dem?“
    â€žEin Amerikaner findet immer wieder einen Posten. Ich würde mir um ihn keine Sorgen machen.“
    â€žEs war seine Idee“, sagte Obaid, als wären wir an einem Regentag auf dem Rückweg von einem verunglückten Picknick und würden dem Wetterbericht die Schuld geben.
    â€žEine ziemliche Scheißidee.“ Ärger über seine langsamen, gemessenen Sätze übermannt mich. Ich lege meine Stirn an die Glasscheibe und betrachte eine Menschentraube, die hinten an einem Bus hängt. Ein Jugendlicher salutiert spöttisch, und der Mann, der neben ihm hängt, fasst sich an den Sack und bietet an, meine Mutter zu vögeln. Ich weiß nicht, warum man in Pakistan so heftig auf Uniformen reagiert.
    Aus dem Kassettenrekorder des Jeeps ertönt eines der traurigen Liebeslieder von einer der beiden dicken indischen Schwestern.
    â€žDas Lied gefällt mir“, schreie ich dem Fahrer zu. „Können Sie es lauter machen?“ Er gehorcht.
    â€žWir sind am Leben“, sagt Obaid. Ich drehe mich um und betrachte seinen mit der gelben Salbe bestrichenen Kopf. Er ist in keinem Zustand, in dem ich darüber diskutieren möchte, was es bedeutet, am Leben zu sein.
    â€žGenau wie General Zia“, sage ich.
    Aber der Generalsekretär ist tot.
    â€žDer Mann, der nach deinem Vater gefragt hat – wer war er? Kanntest du ihn?“ Obaids Interesse ist oberflächlich. Er erkundigt sich, ob meine Zeit im Gefängnis einigermaßen okay war, ob es anständiges Essen gab und ob ich interessante Leute zum Reden hatte.
    â€žHast du schon mal von der Vereinigten Pakistanischen Straßenkehrergewerkschaft gehört?“
    Obaid glotzt mich an, als hätte ich in meiner kurzen Zeit im Gefängnis

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