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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Zias Leben zu retten.“
    â€žNein. Deins.“ Er schließt die Augen. Ich überlege, ob ich ihm von Onkel Starchys Nektar erzählen soll, von der poetischen Ordnung in meinem Plan. Vielleicht sollte ich ihm die Bedeutung von Sentiment du fer erklären, aber ein Blick auf ihn genügt, und ich weiß, dass ich es lassen sollte.
    Ich ziehe den Umschlag hervor, den die Blinde mir gegeben hat, und fächle seinem Kopf Luft zu. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, aber Verbrennungen von einem Philips-Bügeleisen sind sicher schmerzhaft.
    â€žDanke, dass du mein Leben gerettet hast.“
    â€žMeinst du, mein Haar wächst wieder?“, fragt Obaid.
    Die andere dicke indische Schwester beginnt mit einem neuen Lied. Etwas über Liebende, deren Gespräch schon so lange andauert, dass es zum Gerücht der Nacht wird. Der Brief ist an die Vereinigte Kooperative Pakistanischer Mangopflanzer adressiert. Wahrscheinlich die letzte Predigt des Generalsekretärs an seine verflossenen Weggefährten.
    â€žWas hast du in deiner Aussage geschrie …?“ Wir stellen einander fast gleichzeitig die gleiche Frage. Die Worte kollidieren in der Luft und die Antwort windet sich auf dem Boden des Jeeps wie ein Insekt mit gebrochenem Flügel, das zu fliegen versucht.
    Was tut man, wenn man an der einzigen Mission seines Lebens gescheitert ist?
    Man kehrt dorthin zurück, wo alles angefangen hat.
    â€žWaren Sie schon einmal auf dem Shigri Hill?“ Ich klopfe dem Fahrer auf die Schulter. „Nein? Nehmen Sie die nächste Ausfahrt. Ich sage Ihnen, wie Sie fahren müssen. Halten Sie an der nächsten Post. Ich muss einen Brief aufgeben.“ Ich wende mich an Obaid. „Asha oder Lata?“
    â€žLata“, sagt er. „Die Ältere, die Traurige.“
    Lass uns nach Hause fahren, Baby O.

Achtundzwanzig
    D er Shigri Hill ist in Dunst gehüllt. Wir frösteln, als der Jeep uns an dem schmalen Pfad ablädt, der zum Haus hinaufführt. Es ist Juli, und die Ebene hat sich in Gottes Bratpfanne verwandelt, aber in den Bergen ist die Luft dünn und kühl. Colonel Shigri pflegte zu sagen, sie bringe gelegentlich eine Botschaft aus Sibirien. Shigri Hill liegt vielleicht in Pakistan, aber sein Klima war immer abtrünnig, hat nie das meteorologische Schicksal der Ebene geteilt. Die ihn umgebenden Gipfel des Himalaya sind schneebedeckt. Der K2 beherrscht die Berge wie eine mürrische weißhaarige Matriarchin. Transparente graue Wolken bedecken das Tal unter uns. Überwucherte Mandelbäume streifen unsere Schultern, als wir uns einen Weg zum Haus hinauf bahnen. Der Aufstieg ist so steil, dass Obaid vor Anstrengung keucht. „Warum habt ihr keine Straße gebaut?“ Er lehnt sich an den schlanken Stamm eines Mandelbaums, um zu verschnaufen. „Wir hatten nie die Zeit“, sage ich, nehme ihn an der Hand und gehe weiter.
    Nach einer scharfen Biegung verlassen wir den Mandelhain, und da liegt es, ein Cottage aus Holz, das Anspruch erhebt, ein Sommerpalast zu sein, ein Haus, in dem niemand mehr lebt. Schräge Dächer auf hölzernen Bögen, eine lange Veranda an der Seite zum Tal. Die limonengrüne Farbe ist in den Jahrzehnten der Vernachlässigung immer wieder abgeblättert und hat sich nun in geisterhafte türkise Flecken verwandelt. Das Haus auf dem Hügel sieht von Weitem aus wie ein Puppenhaus, das jemand auf diesen Bergkamm gestellt und dann vergessen hat, damit zu spielen. Von Nahem wirkt es traurig und majestätisch zugleich in seiner Abgeschiedenheit, fast, als würde es mit Verachtung auf die Welt herabsehen.
    Obaid, der noch nie in seinem Leben in einer Hill Station war, boxt in eine vorbeiziehende Wolke und grinst, als seine Hand dabei feucht wird.
    Das Burnol auf seinem Kopf ist angetrocknet und die verbrannte Haut schimmert kobaltblau durch die Risse. Ich frage mich, ob das der Beginn des Heilungsprozesses oder einer Infektion ist.
    Im Haus herrscht ein fürchterliches Durcheinander, als würden dort Kinder eine endlose Party feiern. Überall liegen aufgerollte Teppiche herum, Dielen sind angehoben und schlecht wieder eingefügt worden. Wir bahnen uns einen Weg durch die Berge von Kleidungsstücken, die man aus den Schränken gerissen und in den Flur geworfen hat.
    Diese Schweine haben das Haus nicht einmal in Ruhe gelassen, als seine Bewohner schon längst fort waren. Aber ich weiß, dass sie nicht gefunden

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