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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Er wies verächtlich auf den Koffer, als hätte man ihm befohlen, ein totes Schwein zu transportieren. „‚Schießen Sie sich den Weg frei‘, haben sie gesagt.“
    Ich glaube, er bemerkte mein erwachendes Interesse.
    â€žIch habe niemanden getötet.“ Er sah mich mit einem betrunkenen Lachen an. „Dieses Mal, meine ich. Du weißt, es ist mein Beruf.“ Er zuckte die Achseln. „Diesen Afghanen geht es nicht ums Sterben. Sie kämpfen, aber sie wollen sichergehen, dass sie nach dem Kampf noch am Leben sind. Sterben ist nicht ihr Geschäft. Sie wollen kämpfen. Die Amerikaner wollen gewinnen. Und wir?“
    Er merkte, dass er vom Thema abkam und brummte etwas von „Zuhältern und Huren“.
    â€žWas macht das Feuer, junger Mann?“ Er wurde plötzlich vernünftig. Auf betrunkene Weise ernst. Als ob ich ihn für einen Säufer hielte und an der Nase herumführen wollte.
    â€žGehen wir, junger Mann. Tun wir unsere Pflicht.“
    Mein Vater nahm die Whiskyflasche und goss sich mit zitternden Händen ein. Es spritzte, schwappte und gluckerte. An der Tür drehte er sich zu mir um. „Kannst du den Koffer tragen?“
    Ich schleppte den Koffer ins Wohnzimmer. Mein Vater hatte bereits einen Schweißausbruch. Das Feuer war keine gute Idee gewesen. Der Himmel war klar, und unsere ziehenden Freunde, die Wolken, waren nach Sibirien zurückgekehrt oder wo auch immer sie hergekommen waren. Sogar der Fluss unten im Tal war verstummt.
    Warum entschließen sich Flüsse, in gewissen Nächten zu schweigen?
    Ich zerrte den Koffer in die Mitte des Raumes und kümmerte mich um das Feuer. Das Holz war trocken, das Wetter klar. Eigentlich brauchten wir das bescheuerte Feuer überhaupt nicht.
    â€žZu meiner Zeit habe ich auch ein paar Leben gerettet. Glaube ich zumindest. Diese ganze Scheiße mit Afghanistan. Ich war über fünfhundert Mal dort. Alles Missionen, die ich leugnen könnte. Und jetzt habe ich das am Hals.“ Anerkennend betrachtete er das Feuer.
    Ich schaute auf den Koffer. Meine Wangen glühten. Das Zimmer war der reinste Backofen.
    â€žDrei Tage habe ich gebraucht, um das Ding herzuschaffen.“ Seine Stimme klang bedauernd.
    Er erhob sich, sein Glas vor der Brust haltend. Dann prostete er mir zu und drehte sich einmal im Kreis. Es war, als befände er sich auf einer Party, die schon viel zu lange andauerte, und er dennoch entschlossen wäre, einen letzten Tanz zu tanzen.
    â€žMach den Koffer auf“, sagte er.
    Wie als Zeugin bestellt, tauchte am klaren Himmel vor dem Fenster eine graue Wolke mit orangefarbenen Rändern auf. Sie erinnerte mich an eine heilende Wunde.
    Ich gehorchte. Der Koffer war voller Geld. Dollars.
    â€žDas war mein Auftrag. Dieses Geld musste ich bei einem Toten abholen. Ich habe den Mann begraben und das Geld hierher gebracht. Sehe ich aus wie ein Buchhalter? Schicke ich meine Männer auf den Strich?“
    Ich sah ihn an. Unsere Blicke verfingen sich und hielten einander fest. Ich glaube, in diesem Moment war ihm bewusst, dass er mit seinem Sohn sprach.
    â€žIns Feuer damit“, sagte er.
    Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich vielleicht versucht, ihn davon abzuhalten. Ihm gesagt, dass er dieses Geld bei allem Kriegerethos nicht verbrennen dürfe, weil es nicht seins war. Stattdessen gehorchte ich. Und bald machte es mir Spaß zuzusehen, wie Hunderte von toten amerikanischen Präsidenten, Weißen Häusern und In God We Trusts zusammenschrumpften und sich in Asche verwandelten. Mit beiden Händen warf ich Dollarbündel um Dollarbündel in die Flammen. Nicht lange, und der Raum war voller grünlichem Rauch und Asche im Wert von 25 Millionen Dollar. Ich zog einen Schein aus dem letzten Stapel und ließ ihn in meine Tasche gleiten. Um mich am nächsten Morgen vergewissern zu können, dass ich nicht nur geträumt hatte.
    â€žDu gehst jetzt schlafen, junger Mann. Ich halte Wache. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen kommen und sich ihren Kupplerlohn abholen.“ Ich sah ihn an und musste lachen. Sein Gesicht war schwarz vor Ruß, der durch das Zimmer flog. Er sah aus wie ein schlecht geschminkter schwarzer Sklave in einem Bollywoodfilm. „Wasch dir das Gesicht, bevor du ins Bett gehst“, sagte er. Das waren die letzten Worte, die mein Vater an mich richtete.

    R egen und Wind rütteln am Fenster.
    â€žIst das schon der

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