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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Parade an, Sir“, erklärte Brigadier TM.
    â€žIch wollte die Parade eigentlich absagen“, sagte General Zia. „Aber General Akhtar besteht darauf, dass es keinen Nationalfeiertag ohne die Parade geben kann, also werde ich nur die Feierlichkeiten einschränken. Das Bad in der Menge fällt diesmal aus. Aber Ihre Absprünge können Sie machen, wenn Sie wollen. Ich fahre auch nicht zur Akademie hinaus. Sie hatten dort eine sogenannte Silent-Drill-Vorführung geplant. Wissen Sie, was das ist?“
    Brigadier TM zuckte die Achseln, und seine Augen glitten ein letztes Mal durch den Raum.
    Er vergaß nicht, auf die Sicherheitslücke hinzuweisen, ehe er ging. „Sagen Sie mir Bescheid, Sir, wenn Sie irgendetwas aus dem Präsidentenpalast hierherbringen lassen, und ich kümmere mich dann um die Kontrollen.“
    Noch im Gedanken an den Tunnel zu seinem Schlafzimmer hob General Zia die Hände und sagte: „Fragen Sie die First Lady. Ich weiß nicht, was diese Frau will. Versuchen Sie, mit ihr zu reden.“

Fünf
    I ch liege reglos im Bett und lausche mit geschlossenen Augen. Im Nebenzimmer stöhnt jemand. Leise dringen die Klänge der Akademie-Kapelle zu mir, sie üben einen langsamen Marsch. Jeder Ton klingt gefiltert, gedämpft im schwindenden Licht. Die Atmosphäre erinnert mich an die Nachmittage in unserem Haus auf dem Shigri Hill, wenn eine Pfütze aus hellem Licht auf einem Berggipfel glauben macht, es wäre noch eine Menge vom Tag übrig. Eben noch hängt die Sonne in saftigem Orange tief über dem Horizont und taucht die höchsten Bergspitzen in ihren strahlenden Glanz. Doch im nächsten Augenblick flackert als einziges Licht nur noch ein Feuer an einem fernen Hang. In den Bergen ist die Nacht wie ein schwarzes Tuch, das vom Himmel geworfen wird. Der Tag packt zusammen und verschwindet, ohne Ankündigung, ohne Abschiedsgruß.
    Genau wie Baby O.
    Ich versuche die Bilder von der Dämmerung im Gebirge aus meinem Kopf zu verbannen und mich auf meine gegenwärtige Misere zu konzentrieren. Es bedrückt mich, einen Tag verloren zu haben, doch auf der anderen Seite des Vorhangs steht ein Telefon, und Obaid ist nicht der Typ, der sinnlos Nummern auf sein Lieblingstaschentuch kritzelt.
    Ich öffne die Augen und sehe, wie sich hinter dem Vorhang die Silhouette des Pflegers über eine Zeitung beugt. Ich gebe ein gedehntes Stöhnen von mir, um herauszufinden, ob er aufpasst. Er hebt den Kopf, schaut vage in meine Richtung und wendet sich dann wieder seiner Zeitung zu.
    In seiner Yogi-Phase behauptete Obaid, man könne, wenn man regelmäßig meditiere, mit seiner Willenskraft Menschen zu bestimmten Tätigkeiten veranlassen – Kleinigkeiten für gewöhnlich. Man braucht einen Fremden nur lange genug von hinten anzustarren, und er wird sich wahrscheinlich irgendwann umdrehen. Obaid hatte mir dies mehrmals demonstriert, aber vielleicht waren das Zufallserfolge gewesen. Jemanden jedoch von A nach B zu schicken, bedeutet eine weit größere Herausforderung. Mir fehlt die Erfahrung, aber ich starre und starre, und nach einem halben Jahrhundert steht der Pfleger auf und geht.
    Ich weiß nicht, ob er zum Gebet gegangen ist oder früh zu Abend isst. Vielleicht ist auch seine Schicht zu Ende. Ich weiß nur, dass dies auf absehbare Zeit meine einzige Gelegenheit ist.
    Nachdem ich meine Gliedmaßen einmal in Gang gebracht habe, geschieht alles sehr schnell. Hemd, Stiefel, Gürtel, Säbel, Mütze finden ihren Platz an meinem Körper. Alles fügt sich zusammen wie die Teile eines Gewehrs in den Händen eines erfahrenen Soldaten. Der Rufton des Telefons ertönt laut und deutlich, und ich wähle hastig, als könnte Obaid am anderen Ende der Leitung abheben.
    Bei den letzten beiden Zahlen nimmt meine Nase den leichten Geruch einer Dunhill wahr. Mein erster Gedanke ist, dass irgend so ein Flegel auf der Krankenstation raucht. Vielleicht kann ich eine bei ihm schnorren, wenn ich telefoniert habe. Meine Stimmung steigt.
    Nach dem zweiten Klingeln wird abgehoben. Es meldet sich die routinierte Stimme eines Telefonisten, der zahllose Anrufe gewohnt ist. Was er mit mir anfängt, kann er erst entscheiden, wenn er meinen Rang identifiziert und meinen Status zugeordnet hat.
    â€žArmy House, asslam u alaikum“, sagt der Mann in der Telefonzentrale. Der Schrecken, der mit diesem Ort verbunden ist, wird durch die

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