Eine Kiste explodierender Mangos
Erkenntnis gemildert, dass der Mann Zivilist zu sein scheint, und die sind für gewöhnlich leicht zu beeindrucken.
âKhan-Sahibâ, beginne ich. âIch bin ein Verwandter von General Zia. Ich weiÃ, Sie könnten mich durchstellen, aber könnten Sie ihm eine dringende Nachricht ausrichten?â
âIhr Name, Sir?â
âUnteroffizier Ali Shigri. Sohn von Colonel Quli Shigri. Dem verstorbenen Colonel Shigri.â Das zu sagen, fällt mir immer schwer, aber der Name tut seine Wirkung, und ich spüre plötzlich, dass er mir zuhört. Nicht, dass er wirklich glaubt, ich sei mit dem General verwandt, aber von dem verstorbenen Colonel Shigri hat er offenbar schon gehört. Wer im Army House kennt ihn nicht?
âHaben Sie Papier und Stift?â
âJa, Sir.â
âSchreiben Sie: Colonel Shigris Sohn hat angerufen. Er lässt ihn grüÃen. Er sendet ihm Salaam. Haben Sie das? Salaam.â
âJa, Sir.â
âShigris Sohn möchte ihm etwas sehr Wichtiges mitteilen, er hat wichtige Informationen über den verschwundenen Flieger. Es ist eine Angelegenheit ⦠haben Sie das?â
Er bejaht, und ich grüble angestrengt über ein effektvolles Ende für meine Botschaft nach:
Mein einziger Freund auf der Welt ist in Gefahr. Wenn ihr ihn habt, seid nett zu ihm.
Ich habe eine Spitzeninfo vom CIA, die ich niemandem anvertrauen kann.
Retten Sie meinen Arsch.
âEs handelt sich um eine Nachricht von gröÃter Bedeutung für die nationale Sicherheitâ, sage ich. âEr darf dies nur direkt von Ihnen erfahren.â
Ich rieche die Dunhill im Raum, noch ehe ich die Stimme höre. Ich würde sie noch im Sarg erkennen.
âUnteroffizier Ali?â
Der Umstand, dass die Stimme mich beim Vornamen nennt, lässt mich abrupt auflegen.
Major Kiyani vom ISI steht in der Tür. Eine Hand hat er auf den Rahmen gelegt, in der anderen hält er in Brusthöhe seine Zigarette. Er ist in Zivil. Er ist immer in Zivil. Ein cremefarbener seidener Shalvar Kamiz, ordentlich gebügelt, das pomadige Haar glänzend im Licht der Glühbirne, eine sorgfältig arrangierte Locke in der Mitte seiner Stirn, genau dort, wo seine imposanten Augenbrauen zusammentreffen.
Ich habe ihn noch nie in Uniform gesehen. Ich bin nicht einmal sicher, ob er eine besitzt oder weiÃ, wie man sie trägt. Das erste Mal begegnete ich ihm auf der Beerdigung meines Vaters; seine Wangen waren leicht eingefallen und seine Augen schienen aufrichtig. Aber es waren so viele Menschen dort, und ich hatte angenommen, er sei nur einer von Dads Schülern, von denen es in unserem Haus wimmelte, die alles Mögliche erledigten und sich um seine Papiere kümmerten.
âIch weiÃ, dass es sehr schmerzhaft für Sie ist, aber der Colonel hätte es so gewolltâ, hatte er damals zu mir gesagt und sich die Augen mit einem weiÃen Taschentuch betupft. Wir hatten gerade auf Shigri Hill den in eine Flagge gehüllten Sarg unter dem Lieblingsapfelbaum meines Vaters bestattet.
Innerhalb von zehn Minuten entwarf er eine Erklärung, die er mich unterschreiben lieÃ. Darin stand, dass ich, als einziges männliches Familienmitglied, auf eine Autopsie verzichte, keine dunklen Machenschaften argwöhne und keinen Abschiedsbrief gefunden hätte.
âRufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchenâ, hatte er gesagt und war gegangen, ohne mir eine Telefonnummer zu hinterlassen. Ich brauchte nie etwas. Nicht von ihm.
âIch sehe, Sie sind angezogen und fertig zum Ausgehen.â
Bei Leuten wie Major Kiyani gibt es keine Ausweise, keine Haftbefehle, keine Vortäuschung von Legalität oder Handeln zum eigenen Besten. Er hat eine grausame Ruhe an sich. Die Ruhe eines Mannes, der in einem Krankenzimmer auftaucht und sich nicht einmal nach etwas umschaut, das er als Aschenbecher benutzen könnte.
âWohin gehen wir?â, frage ich.
âAn einen Ort, wo wir reden können.â Seine Zigarette beschreibt einen ziellosen Bogen. âHier sind zu viele Kranke.â
âBin ich verhaftet?â
âSeien Sie nicht so dramatisch.â
DrauÃen parkt ein Toyota Corolla ohne Nummernschild, weiÃ, ein 1988er Modell. Es ist noch nicht auf dem freien Markt erhältlich. Der Wagen glänzt makellos weiÃ, und seine Sitze sind passend dazu mit gestärkter Baumwolle überzogen. Als er den Wagen anlässt, wird mir klar, dass wir
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