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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Erkenntnis gemildert, dass der Mann Zivilist zu sein scheint, und die sind für gewöhnlich leicht zu beeindrucken.
    â€žKhan-Sahib“, beginne ich. „Ich bin ein Verwandter von General Zia. Ich weiß, Sie könnten mich durchstellen, aber könnten Sie ihm eine dringende Nachricht ausrichten?“
    â€žIhr Name, Sir?“
    â€žUnteroffizier Ali Shigri. Sohn von Colonel Quli Shigri. Dem verstorbenen Colonel Shigri.“ Das zu sagen, fällt mir immer schwer, aber der Name tut seine Wirkung, und ich spüre plötzlich, dass er mir zuhört. Nicht, dass er wirklich glaubt, ich sei mit dem General verwandt, aber von dem verstorbenen Colonel Shigri hat er offenbar schon gehört. Wer im Army House kennt ihn nicht?
    â€žHaben Sie Papier und Stift?“
    â€žJa, Sir.“
    â€žSchreiben Sie: Colonel Shigris Sohn hat angerufen. Er lässt ihn grüßen. Er sendet ihm Salaam. Haben Sie das? Salaam.“
    â€žJa, Sir.“
    â€žShigris Sohn möchte ihm etwas sehr Wichtiges mitteilen, er hat wichtige Informationen über den verschwundenen Flieger. Es ist eine Angelegenheit … haben Sie das?“
    Er bejaht, und ich grüble angestrengt über ein effektvolles Ende für meine Botschaft nach:
    Mein einziger Freund auf der Welt ist in Gefahr. Wenn ihr ihn habt, seid nett zu ihm.
    Ich habe eine Spitzeninfo vom CIA, die ich niemandem anvertrauen kann.
    Retten Sie meinen Arsch.
    â€žEs handelt sich um eine Nachricht von größter Bedeutung für die nationale Sicherheit“, sage ich. „Er darf dies nur direkt von Ihnen erfahren.“
    Ich rieche die Dunhill im Raum, noch ehe ich die Stimme höre. Ich würde sie noch im Sarg erkennen.
    â€žUnteroffizier Ali?“
    Der Umstand, dass die Stimme mich beim Vornamen nennt, lässt mich abrupt auflegen.
    Major Kiyani vom ISI steht in der Tür. Eine Hand hat er auf den Rahmen gelegt, in der anderen hält er in Brusthöhe seine Zigarette. Er ist in Zivil. Er ist immer in Zivil. Ein cremefarbener seidener Shalvar Kamiz, ordentlich gebügelt, das pomadige Haar glänzend im Licht der Glühbirne, eine sorgfältig arrangierte Locke in der Mitte seiner Stirn, genau dort, wo seine imposanten Augenbrauen zusammentreffen.
    Ich habe ihn noch nie in Uniform gesehen. Ich bin nicht einmal sicher, ob er eine besitzt oder weiß, wie man sie trägt. Das erste Mal begegnete ich ihm auf der Beerdigung meines Vaters; seine Wangen waren leicht eingefallen und seine Augen schienen aufrichtig. Aber es waren so viele Menschen dort, und ich hatte angenommen, er sei nur einer von Dads Schülern, von denen es in unserem Haus wimmelte, die alles Mögliche erledigten und sich um seine Papiere kümmerten.
    â€žIch weiß, dass es sehr schmerzhaft für Sie ist, aber der Colonel hätte es so gewollt“, hatte er damals zu mir gesagt und sich die Augen mit einem weißen Taschentuch betupft. Wir hatten gerade auf Shigri Hill den in eine Flagge gehüllten Sarg unter dem Lieblingsapfelbaum meines Vaters bestattet.
    Innerhalb von zehn Minuten entwarf er eine Erklärung, die er mich unterschreiben ließ. Darin stand, dass ich, als einziges männliches Familienmitglied, auf eine Autopsie verzichte, keine dunklen Machenschaften argwöhne und keinen Abschiedsbrief gefunden hätte.
    â€žRufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen“, hatte er gesagt und war gegangen, ohne mir eine Telefonnummer zu hinterlassen. Ich brauchte nie etwas. Nicht von ihm.
    â€žIch sehe, Sie sind angezogen und fertig zum Ausgehen.“
    Bei Leuten wie Major Kiyani gibt es keine Ausweise, keine Haftbefehle, keine Vortäuschung von Legalität oder Handeln zum eigenen Besten. Er hat eine grausame Ruhe an sich. Die Ruhe eines Mannes, der in einem Krankenzimmer auftaucht und sich nicht einmal nach etwas umschaut, das er als Aschenbecher benutzen könnte.
    â€žWohin gehen wir?“, frage ich.
    â€žAn einen Ort, wo wir reden können.“ Seine Zigarette beschreibt einen ziellosen Bogen. „Hier sind zu viele Kranke.“
    â€žBin ich verhaftet?“
    â€žSeien Sie nicht so dramatisch.“
    Draußen parkt ein Toyota Corolla ohne Nummernschild, weiß, ein 1988er Modell. Es ist noch nicht auf dem freien Markt erhältlich. Der Wagen glänzt makellos weiß, und seine Sitze sind passend dazu mit gestärkter Baumwolle überzogen. Als er den Wagen anlässt, wird mir klar, dass wir

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