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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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zu zweit in ihrem privaten Wohnbereich waren, ohne herumwuselnde Dienstboten, die auf Anweisungen für das Abendessen warteten. Einen Abend lang würden sie das Leben eines frisch verheirateten Paares führen, früh zu Abend essen, genau wie sie es in ihrem Apartment in Washington zu tun pflegten, und dann spontan miteinander schlafen, nachdem sie den Triumph der Redskins über die Green Bay Packers im bevorstehenden Ausscheidungsspiel der National Football League miterlebt hatten.
    Das Bier lag im Kühlschrank, der die Größe eines Leichenschauhauses hatte, und die Hawai-Steaks marinierten in weißen Keramikschalen. Arnold hatte die Satellitenschüssel so programmiert, dass sie das Spiel empfangen konnten, und suchte nun in den Küchenregalen nach Olivenöl und einer Pfeffermühle. Er war entschlossen, hinter den stacheldrahtbewehrten Mauern seiner Botschaftervilla mit achtzehn Schlafzimmern ein wenig Ostküstenflair zu schaffen. Er wollte einmal nicht an die drei verschiedenen Sicherheitszonen denken, die seine Residenz umgaben, nicht an die zahlreichen Antennen und Satellitenschüsseln auf dem Dach und die mit Farbcodes versehenen Telefone, die den gesamten Wohnbereich sprenkelten.
    Arnold wollte einen denkwürdigen Abend verleben. Er war nicht der häusliche Diplomatentyp, aber er war sich durchaus bewusst, dass Nancy ihre eigene Karriere im Außenministerium unterbrochen hatte, um ihn in diese verdammte Stadt zu begleiten. Einen Abend lang würde es sein wie in alten Zeiten, als sie sich nach ihren Überstunden im Washingtoner Amt mit der Beschaffung von Mahlzeiten abgewechselt hatten und Nancy immer wieder auf Lasagnerezepte zurückgriff, oder Arnold, wenn er an der Reihe war, plötzlich unwiderstehlichen Appetit bekam, etwas Chinesisches zu bestellen. Islamabad war der reinste Hexenkessel aus Verschwörungen und Dinner-Partys. Es gab mehr CIA-Beauftragte und Köche in einem Haushalt als Mahlzeiten am Tag. Nancy bezeichnete sich inzwischen als Nancy- Begum , die Hausfrau ohne Hausarbeit.
    Arnold gab die Suche nach dem Olivenöl auf und nahm sich gerade – die Hymne der Redskins summend – ein Budweiser aus dem Kühlschrank, als das rote Telefon läutete. Es gab nur drei Personen, die ihn auf diesem Telefon anrufen konnten, und keine von ihnen konnte er an seinen Ersten Sekretär weiterleiten. Wahrscheinlich war es sein Chef aus Washington, George no-Lunch Shultz. In Foggy Bottom war Mittagszeit, und der Außenminister hielt seine Telefonate kurz, daher nahm Arnold ab, ohne zu zögern, und machte sich auf ein knappes diplomatisches Update gefasst.
    Aber es war General Zia ul-Haq, der Präsident seines Gastlandes, höflich und unmotiviert wie stets: Wie ging es Nancy? Wie bekam ihr das einheimische Wetter? Kam sie mit den Dienstboten zurecht? Hatte sie vor, bald ein Baby zu bekommen? Arnold spielte mit: Ja, Nancy liebe Islamabad, sie nehme jetzt Urdu-Unterricht, ja, sie habe sich an die vielen Dienstboten gewöhnt, und ja, sie werde die First Lady sehr gerne einmal anrufen.
    â€žWarum bringen Sie sie nicht einmal mit, Arnie?“ Immer wenn General Zia ihn Arnie nannte, hatte er eine Bitte, die über Arnold Raphels diplomatische Pflichten hinausging.
    â€žGewiss, Herr Präsident. Kein wahrer Diplomat sollte je zu Hause essen. Ich warte nur auf Ihre Einladung.“
    â€žIch weiß, so etwas sollte man im Voraus planen, aber wir haben einen amerikanischen Freund zum Abendessen hier, der Sie gerne sehen würde.“
    Arnie schaute auf seine Hawai-Steaks. Panik stieg in ihm auf. Bitte nicht wieder ein Brainstorming mit einer Besucherdelegation des Pakistanischen Verbands Nordamerikanischer Ärzte! Oder ein mit der Erörterung verschiedener Modelle einer in einem gottverlassenen Viertel von New Jersey geplanten Moschee vergeudeter Abend. Nicht noch eine Debatte über die Architektur eines Minaretts, das wahres islamisches Empfinden widerspiegelte, ohne gegen amerikanische ästhetische Werte zu verstoßen. Er überlegte, wie er dem Präsidenten klarmachen konnte, dass es nicht zu seinem Auftrag als Botschafter gehörte, dem Islam in den Vereinigten Staaten von Amerika den Weg zu bereiten. Er dachte fieberhaft über eine hinreichend diplomatische Ausrede nach. Nancy habe eine Magen-Darm-Verstimmung? Eine Gruppe einheimischer Zeitungsredakteure sei bei ihm zu Gast? Beides wäre sinnlos gewesen. Das Personal

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