Eine Kiste explodierender Mangos
pflegen, hatte aber herausgefunden, dass sie zu dem Typ von Intellektuellen gehörten, die inbrünstig mit ihm beteten, und dann davonrannten, um sich in den Hotelzimmern, die seine Regierung ihnen bezahlte, mit dem Schnaps volllaufen zu lassen, den der Informationsminister ihnen kaufte. Ihre am Morgen darauf folgenden Artikel waren schlampige Niederschriften dessen, was der General zwischen seinem Gebet und ihren Saufgelagen gesagt hatte.
An diesem Morgen jedoch war alles anders. Die nationale Presse zeigte endlich etwas Begeisterung. Die Redakteure hatten sich bei der Berichterstattung über seine Ansprache etwas einfallen lassen. Seine Rede stand in den Schlagzeilen jeder Zeitung. Seine Botschaft war klar und deutlich angekommen. Die Schlacht um unsere ideologischen Grenzen hat begonnen. Besonders beglückte ihn der Einfall der Pakistan Times, die in drei bebilderten Spalten die Hauptpunkte des improvisierten Teils seiner Rede veranschaulichte. Erstens bin ich Muslim , lautete die Unterschrift eines Bildes, auf dem er, in ein weiÃes Baumwolltuch gehüllt, mit dem Kopf die schwarze Marmorwand der Khana Kaaba in Mekka berührte. Zweitens bin ich ein Soldat des Islam , stand unter seinem offiziellen Porträt, auf dem er die Uniform eines Vier-Sterne-Generals trug. Und drittens bin ich als gewähltes Oberhaupt eines islamischen Staates der Diener meines Volkes , lautete die Unterschrift des letzten Bildes, das ihn in seiner Amtskleidung als Präsident zeigte. Er wirkte würdevoll in seinem schwarzen Shervani und mit Lesebrille, nicht gebieterisch, aber Respekt einflöÃend. Kein Militärherrscher, sondern ein Präsident.
Staatsoberhäupter, besonders die von Entwicklungsländern, haben selten die Zeit, sich zurückzulehnen, um sich an ihren eigenen Leistungen zu ergötzen. Es war einer jener raren Momente, in denen General Zia sich â auf einem Stuhl sitzend, eine Zeitung vor sich â eine zweite Tasse Tee bringen und Leib und Seele vom kollektiven Wohlwollen seiner einhundertdreiÃig Millionen Untertanen umspülen lassen konnte. Er schrieb mit Rotstift eine Notiz an den Rand der Pakistan Times, um nicht zu vergessen, den Informationsminister anzuweisen, ihren Herausgeber für einen nationalen Literaturpreis zu nominieren. AuÃerdem würde er dem Informationsminister sagen, dass die Menschen sehr wohl zuhörten, wenn man aus dem eigenen Herzen sprach. Von nun an würden alle seine Reden einen Abschnitt haben, der mit den Worten Liebe Landsleute, nun möchte ich aus meinem Herzen zu Ihnen sprechen ⦠begann. Er sah sich, wie er bei den nächsten öffentlichen Kundgebungen das Manuskript seiner Rede in die Menge warf und die Blätter über den Köpfen seiner Zuhörer durch die Luft segelten. Landsleute, ich weigere mich, von diesem Manuskript abzulesen, ich bin keine Marionette, die wie ein Papagei Seite um Seite die Worte nachplappert, die ein im Westen ausgebildeter Bürokrat geschrieben hat. Ich spreche aus meinem Herzen ⦠Er schlug mit solcher Gewalt auf den Tisch, dass die Teetasse klapperte, die Pakistan Times von seinem Schoà glitt und der rote Stift zu Boden rollte. Der Bedienstete in der Ecke zuckte zusammen, entspannte sich aber gleich, als er das ekstatische Lächeln auf dem Gesicht des Generals sah. Er beschloss, Zeitung und Stift nicht aufzuheben.
An jedem anderen Tag hätte General Zia die Leitartikel gelesen, nach negativen ÃuÃerungen geforscht und sämtliche Anzeigen nach nicht ausreichend verhüllten weiblichen Modellen durchforstet. Heute jedoch war er so zufrieden mit der Berichterstattung über seine Rede, sein Herz so voller Zärtlichkeit für die Zeitungen und Journalisten, dass er der Rückseite der Pakistan Times keine Beachtung schenkte. So übersah er ein Bild, das ihn in vollem militärischen Ornat zeigte, die mit Goldlitzen gesäumte Schirmmütze auf dem Kopf, Dutzende von Orden auf der Brust. Eine seidene Schärpe mit den Wappen aller Streitkräfte lag diagonal über seinem Oberkörper und seine Hände lagen verkrampft über seinem Schritt, als versuchten sie einander zu bändigen. Schaum stand in seinen Mundwinkeln und die aufgerissenen Augen hatten den glasigen Blick eines Kindes, das in einem SüÃwarenladen den Inhaber in tiefem Schlaf vorfindet.
D ie First Lady las keine Zeitungen. Es gab darin zu viele Worte, die sie nicht verstand, und zu viele
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