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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Informationsminister überlegte, ob er an General Zia herantreten und ihn fragen sollte, ob er mit der gütigen Erlaubnis des Präsidenten den Rest der Umschläge verteilen solle, dann fiel ihm jedoch der Schreibfehler ein, und er blieb auf seinem Posten. Brigadier TM warf einen Blick auf die Uhr, sah zu, wie der Präsident in aller Ruhe mit den Frauen plauderte, und beschloss, dass der Terminplan des Präsidenten nicht sein Problem war.
    Die First Lady erhielt nicht die schwesterliche Unterstützung, die sie von den anderen Frauen in der Schlange erhofft hatte. „Eine Begam wie die da bringt uns in Verruf“, flüsterte die Frau vor ihr einer anderen absichtlich so laut zu, dass die First Lady es hören musste. „Sehen Sie doch mal das ganze Gold, das diese Kuh trägt“, sagte die Frau noch lauter. „Ihr Mann ist wahrscheinlich gestorben, weil er sie mit dem ganzen Prunk versorgen musste.“
    Die First Lady zog ihren Dupatta noch tiefer ins Gesicht und raffte ihn in dem verspäteten Versuch, ihre Halskette zu verbergen, über der Brust zusammen.
    Erst jetzt ging ihr auf, dass diese Frauen sie für eine Schwindlerin halten mussten, eine reiche Begam, die vortäuschte, eine arme Witwe zu sein, um von der öffentlichen Wohlfahrt zu profitieren.
    â€žMein Mann ist nicht tot“, sagte sie so laut, dass zehn Frauen vor ihr es hörten. Sie drehten sich um und musterten sie. „Aber ich habe ihn verlassen. Und das hier, das könnt ihr haben.“ Sie nahm die Ohrringe und die Kette ab und drückte sie den zwei abwehrenden Frauen vor ihr in die Hände.
    Die geflüsterte Nachricht, dass am Ende der Schlange eine Frau Gold verteile, verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
    General Zias rechtes Auge bemerkte den Tumult, und er hielt mit dem linken Ausschau nach seinem Informationsminister. Er wollte wissen, was los war, aber der Minister stand vor dem Transparent, als würde er die letzte Bastion einer Front unter Beschuss bewachen.
    Eine sehr junge Frau, kaum älter als zwanzig, wies den Umschlag zurück, den Zia ihr entgegenhielt, riss sich stattdessen den Dupatta vom Kopf und entfaltete ihn vor der Kamera zu einem Transparent.
    Freiheit für die Blinde Zainab , stand darauf.
    General Zia wich zurück, Brigadier TM stürmte nach vorn, die Rechte am Griff seiner Waffe. Die Kamera drehte die schreiende Frau in Nahaufnahme.
    â€žIch bin keine Witwe“, rief sie immer wieder. „Ich will euer Geld nicht. Ich verlange die sofortige Freilassung dieser armen Blinden!“
    â€žWir haben Sonderschulen für Blinde gegründet. Ich habe einen Sonderfonds für besondere Menschen eingerichtet“, murmelte General Zia.
    â€žIch will eure Almosen nicht. Ich will nur Gerechtigkeit für Zainab, die Blinde Zainab. Ist es vielleicht ihre Schuld, dass sie ihre Angreifer nicht sehen konnte?“
    General Zia warf einen Blick nach hinten, und seine rechte Augenbraue fragte den Informationsminister, wo zum Teufel er diese Witwe herhatte. Der Minister ließ sich nicht unterkriegen und setzte in der Annahme, groß im Bild zu sein, ein breites Grinsen auf. Er schüttelte den Kopf und entwarf eine Bildunterschrift für die Zeitungen des nächsten Tages: Der Präsident und der Informationsminister in einem Augenblick gemeinsamer Heiterkeit.
    Ein bisschen Chaos am anderen Ende der Schlange konnte Brigadier TM verkraften, aber nun fuchtelten die Frauen an beiden Enden mit ihren Zeigefingern und schrien. Die ganz hinten beschimpften die letzte Frau in der Schlange, und die Vorderste in der Reihe verstieß in skandalöser Weise gegen das Protokoll. Er zog seinen Revolver und ging auf den Kameramann zu.
    â€žHören Sie auf zu drehen.“
    â€žAber das ist gutes, lebensnahes Material“, sagte der Kameramann, das Auge an den Sucher geheftet. Dann spürte er, wie ihm etwas Hartes in die Rippen gedrückt wurde, und schaltete die Kamera ab.
    Brigadier TM ließ die Demonstrantin entfernen, und die Zeremonie wurde wiederaufgenommen, jedoch ohne laufende Fernsehkamera. General Zias Bewegungen wurden mechanisch, er sah die Frauen kaum noch an, wenn sie vortraten, um ihren Umschlag entgegenzunehmen. Nicht einmal mehr ihre Segenswünsche beachtete er. Wem sollte er noch trauen, wenn sich die Feinde sogar schon bei seinen rettenden Engeln eingeschlichen hatten?
    Als die letzte Frau in der Reihe vor ihm stand, wandte General Zia sich

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