Eine Kiste explodierender Mangos
halbe Welt verteilt, aber wer ihren Präsidenten ermorden will, kriegen sie nicht raus.â
Zu den Dingen, die für Brigadier TM nie in Frage kamen, gehörte Verrat an seinen Brüdern in Uniform, selbst wenn sie keine trugen. Um nun seinerseits das Thema zu wechseln, machte er einen Vorschlag, den er sofort bereute.
âWarum gehen Sie nicht auf eine Umra , Sir?â
General Zia flog mindestens zehn Mal im Jahr nach Mekka, und Brigadier TM musste ihn begleiten. Er wusste, dass der General sich dort sehr sicher fühlte, aber auch, dass er sich dann wie ein Zwölfjähriger aufführte, dem man den Geburtstag verdorben hat. Er bekam regelrechte Anfälle, weinte, schlug mit dem Kopf gegen den schwarzen Marmor der Khana Kaaba und raste um sie herum, als wäre er nicht auf einer Wallfahrt, sondern bei einem Wettrennen.
âGlauben Sie, Jinnah hätte unter diesen Umständen eine Pilgerreise unternommen?â
Brigadier TM spürte, wie der Gründer hinter ihm zwinkerte. Am liebsten hätte er darauf hingewiesen, dass Jinnah nie nach Mekka gepilgert war. Dass er, selbst wenn er Zeit für spirituelles Auftanken gehabt hätte, wohl lieber einen Pub in West-London aufgesucht hätte. TM nahm Haltung an und lieà General Zias Frage unbeantwortet. Er bewegte die Zehen in seinen Stiefeln, denn er war sich nicht sicher, ob sein Gehirn ausreichend durchblutet war.
âHatte Jinnah je solche Entscheidungen zu treffen?â General Zia machte einen letzten verzweifelten Versuch, Brigadier TM über die Anfangsgründe der Geschichte aufzuklären. âMusste er jemals am Morgen gegen die Russen kämpfen und am Abend die Amerikaner überzeugen, dass dieser Kampf sich noch lohnt? War er jemals ein Gefangener in seinem Army House?â
âJa, Sirâ, brüllte Brigadier TM und knallte die Hacken zusammen.
âIch glaube, ich muss hierbleiben.â
Brigadier TM war erleichtert. Er wollte nicht nach Mekka. Er wollte nicht wieder in diesen leeren Raum aus schwarzem Marmor.
A m lebendigsten fühlte sich Brigadier TM, wenn er in Aktion war oder zumindest Aussicht darauf bestand. Im freien Fall aus zwanzigtausend Fuà passt man sich dem Wind an, lässt seinen Körper von dessen Strömung treiben, taucht in sie ein, fällt tausend FuÃ, schlägt einen Purzelbaum, breitet Arme und Beine aus, zieht die ReiÃleine, und plötzlich ist die Welt wieder real, ein Fleckchen Beton vor der Präsidententribüne oder ein dichtes Gebüsch hinter feindlichen Linien.
Die gleiche erwartungsvolle Spannung hatte Brigadier TM empfunden, als er das erste Mal hinter General Zia das Gelände der Khana Kaaba betreten hatte. Man offerierte ihm ein weiÃes Gewand, wie alle es trugen, aber nach einem Blick auf die saudischen Polizisten, die sie begleiteten, lehnte er es ab. Er war im Haus Gottes, aber das hieà nicht, dass er seine Pflicht vernachlässigen durfte. General Zia wurde gefragt, ob man seinen Sicherheitschef im Kampfanzug einlassen solle, aber Zia weinte heftig und nickte ständig mit dem Kopf, was die saudischen Polizisten schlieÃlich verunsichert als Zustimmung deuteten. General Zia schniefte, vergrub sein Gesicht in seinem weiÃen Gewand und betete lauthals, während sie auf den schwarzen Würfel im Zentrum der Anlage zugingen. Brigadier TM hielt nach potenziellen Bedrohungen Ausschau. Die wenigen Gläubigen, die in den verschiedenen Stadien der Andacht auf ihren Bäuchen lagen und beteten, erinnerten ihn an wahllos gefällte Bäume. Es herrschte ein grelles, aber kühles Rampenlicht. Brigadier TM mochte hell erleuchtete Orte. Er konzentrierte sich auf den in schwarze Seide gehüllten Block aus schwarzem Marmor. Sie betraten den Raum mit der niedrigen Decke im Inneren, den es seit über vierzehnhundert Jahren dort gab. TM sah hier eigentlich kein Sicherheitsrisiko. Dennoch ergriff er gewisse VorsichtsmaÃnahmen, denn der Raum wurde eigens für General Zia geöffnet. Die übrigen Pilger mussten sich damit begnügen, die äuÃeren Wände zu berühren und die goldbestickte schwarze Seide zu küssen, die sie schmückte.
Als er für seine routinemäÃige Risikoeinschätzung beim ISI eine Akte über die Kaaba angefordert hatte, schickte man ihm eine fotokopierte Seite eines islamischen Schulbuchs.
Genau an dieser Stelle hatte Abraham seinen Sohn opfern wollen, hier hatte Mohammed die Götzen
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