Eine Kiste explodierender Mangos
bei seinem Teilzeitjob als Kinoplakatmaler, mit dem er, nachdem er dieses Büro verlassen und noch zwei Stunden Schichtdienst absolviert hatte, beginnen würde. Sollte der Geheimdienst ihm eine volle Stelle geben, würde er trotzdem weiter am Wochenende als Plakatmaler arbeiten. Er dachte nicht im Entferntesten darüber nach, dass der zweitmächtigste Mann im Land ihm gerade befohlen hatte, das Telefon des mächtigsten Mannes im Land anzuzapfen.
Viele der anderen Generäle bezeichneten General Akhtar als kalt, berechnend, ja, sogar grausam. Doch in Wirklichkeit stand Grausamkeit bei ihm an zweiter Stelle, sie war so etwas wie eine Begleiterscheinung seines Berufs. Es machte ihm auch keinen besonderen SpaÃ, intime Gespräche zu belauschen oder Menschen töten zu lassen. Er spürte kein echtes Gefühl von Macht, wenn er zum Telefon griff und seinen Agenten eine Liste von Personen durchgab, die die nationale Sicherheit bedrohten. Dennoch sollte sein Geheimdienst wie eine gut geölte Waffe funktionieren. Er wäre sogar froh gewesen, wenn es solche Probleme nie gegeben hätte, aber da man sie nun einmal beseitigen musste, sollte es reibungslos und wirkungsvoll geschehen. Er hasste Geschichten von stecken gebliebenen Patronen oder im letzten Augenblick entkommenen Zielpersonen.
Der Techniker ging zur Tür und legte die Hand auf die Klinke. âIch danke Ihnenâ, sagte General Akhtar. Der Mann zögerte einen Moment, blickte zurück und lächelte. General Akhtar fiel ein, dass er seinen Namen nicht wusste.
âWie heiÃen Sie?â
Der Techniker hatte die Antwort auf diese Frage elf Monate lang geübt, und sie kam wie aus der Pistole geschossen. Er war nun fast sicher, dass er einen Schritt in seinem Leben vorangekommen war. Vielleicht würde man ihn zum Cheftechniker ernennen und in die Organisation aufnehmen, ihm einen Offiziersrang verleihen, vielleicht sogar einen der alten Corollas schenken, die die Offiziere jedes Jahr ausrangierten, sobald die neuen Modelle eintrafen.
âWie Sie. Akhtar, Sir. Nur mit âeâ. Akhter Masih.â
General Akhtar war nicht beeindruckt. Es gab etwa eine Million Akhtars im Land und zwei Millionen Masihs. Und wenn dieser KlugscheiÃer schon bei einem so alltäglichen Zufall den Mund nicht halten konnte, war wohl auch sonst keine groÃe Verschwiegenheit von ihm zu erwarten. Würde er die Nummern, Namen und Transkripte der Telefonate, mit denen er den ganzen Tag zu tun hatte, für sich behalten? War es überhaupt klug, einen Christen zu beschäftigen, wo jeder wusste, wie klatschhaft sie waren? Die anderen Christen, die in General Akhtars Büros arbeiteten, waren ohne Ausnahme Putzleute. Und das hatte sicherlich seinen Grund, dachte er.
âWissen Sie, was Akhtar bedeutet?â
âJa, Sir. Stern. Sehr heller Stern.â
âSie sind recht intelligent für einen Techniker. Doch vergessen Sie nicht, einige der Sterne, die wir in der Nacht sehen, sind keine Sterne mehr. Sie sind vor Millionen von Jahren gestorben, aber sie liegen so weit entfernt, dass ihr Licht uns erst jetzt erreicht.â
An diesem Tag waren die Schritte von Techniker Akhter beschwingt, als er nach der Arbeit zur Bushaltestelle ging. Er fühlte sich lebendig. Die von Abgasen geschwängerte Luft duftete, Vogelgezwitscher drang an sein Ohr, selbst das Hupen der Busse klang wie liebliche Liebesmelodien, die man nur zu pflücken und in Worte zu fassen brauchte. Er hatte nicht nur fast den gleichen Namen wie sein Boss, auch die ihm eigene Intelligenz war bemerkt worden. Er war ârecht intelligent für einen Technikerâ. âRecht intelligent für einen Techniker.â Immer wieder hörte er General Akhtars Worte. Die Leute, die den General für arrogant hielten, waren offenbar seiner Aufmerksamkeit nicht würdig gewesen, dachte Techniker Akhter.
Man muss zugeben, dass Akhter ein wenig unvorsichtig war â unvorsichtig, wie Menschen es häufig sind, wenn sie die gute Nachricht erhalten haben, auf die sie schon ihr ganzes Leben lang warten. Aber man muss auch sagen, dass er weder betrunken noch tollkühn war. Er trat auf die StraÃe wie ein Mensch, dessen Schicksal sich gerade zum Guten gewendet hatte. Man muss zugeben, dass er weder nach links noch nach rechts schaute, fast, als hätte er erwartet, dass der Verkehr sich für ihn teilen würde. All das ist nicht zu leugnen. Doch der Wagen,
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