Eine Klasse für sich
ein »Oh« hervor. Sondern glotzte nur.
Sie seufzte, schauderte plötzlich in der Nachtluft und kehrte in den Raum zu dem schäbigen Sofa zurück. »Du hast meine Pläne ganz richtig durchschaut. Ich wollte schwanger werden, weil ich wusste, dass Greg mich dann heiraten würde. Ich hatte die letzten zwei Jahre ab und zu mit Damian geschlafen und war mir sicher, dass er nichts dagegen hätte, wieder mit mir ins Bett zu gehen. Hatte er auch nicht.
Das war kurz nach eurem verkorksten Urlaub in Portugal. Sonderbar. Diesmal…« Bei der Erinnerung an ihre Jugendträume wurde sie wehmütig, und einen Moment lang auch viel netter. »Diesmal dachte ich, vielleicht bleiben wir zusammen. Er war irgendwie verändert, als er zurückkam, weniger … ich weiß nicht genau, weniger unnahbar, und ein, zwei Tage lang dachte ich, meine Zukunft heißt vielleicht doch nicht Greg, sondern Damian.«
»Aber es kam anders.«
»Ja. Im Urlaub ist ihm diese Schönheit über den Weg gelaufen, und als sie nach London zurückkam, haben sie sich wieder getroffen. «
»Nur einmal, glaube ich.«
»Tatsächlich? Ich dachte, öfter. Wie hieß sie noch gleich?«
»Joanna Langley.«
»Genau. Was ist denn aus der geworden?«
»Sie ist gestorben.«
»Oh.« Sie seufzte, traurig über den unerbittlichen Lauf der Dinge. »Als Damian zurückkam, war er in einer komischen Stimmung. Er hat mir von dem Eklat erzählt.« Ich nickte. »Ich glaube, im Grunde hatte er uns alle fürchterlich satt. Wir haben uns danach aus den Augen verloren.«
»So ging es uns allen.«
»Joanna Langley ist also tot. Sieh mal an. Ich war ja so eifersüchtig auf sie.« Die Nachricht hatte sie spürbar erschüttert. Hört man vom Tod eines Menschen, von dem man angenommen hat, es gehe ihm blendend, hat man ein wenig das Gefühl, man habe ihn umgebracht, weil er plötzlich auch in der eigenen Gedankenwelt stirbt. Aber bei der Generation der Sechzigerjahre spielt noch mehr mit. Viele von uns haben die Jugend so lautstark und lange idealisiert, dass sie es nicht fassen können, wenn ein unerbittlicher Gott sie altern lässt. Noch weniger können sie sich damit abfinden, dass auch sie sterben müssen. Sie halten an einer Mode und an Meinungen, die dreißig, vierzig, fünfzig Jahre Jüngeren besser zu Gesicht stehen, verbissen fest wie an einem Verjüngungselixier, das sie den Klauen des Todes für immer entreißen könnte. In Interviews und Artikeln wird immer
wieder schockiertes Staunen laut, wenn ein alter Rocker den Löffel abgibt. Du lieber Himmel, was soll denn daran so überraschend sein?
Mit einem nachdenklichen Nicken nahm Terry ihren Bericht wieder auf. »Ich habe zwei-, dreimal mit Damian geschlafen, bevor wir endgültig auseinandergegangen sind. Im Guten übrigens.« Sie hielt inne, um zu sehen, ob dies mit meinen Informationen übereinstimmte.
»Ganz genau. Aber Folgen hatte das nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Folgen. Dann ist Greg nach Polen versetzt worden, ich bin ihm gefolgt und habe mit ihm geschlafen. Wieder ohne Folgen, und so weiter, bis ich schließlich zum Arzt gegangen bin. Rat mal.«
»Es lag nicht an ihm, sondern an dir.«
Sie lächelte wie eine Lehrerin, die sich über ihren aufmerksamen Schüler freut. »Es lag an mir. Die ganze Zeit. Irgendwas fehlte bei mir …« Sie zog die Augenbrauen hoch und versuchte, ihre Aufregung zu zügeln. »Und weißt du, was mein erster Gedanke war? Warum zum Teufel habe ich so viel Zeit mit unnötiger Angst vor einer Schwangerschaft verplempert? Was hätte ich in jungen Jahren für Spaß haben können!«
»Na, ein Kind von Traurigkeit warst du trotzdem nicht«, sagte ich.
Das brachte sie zum Lachen. »Jedenfalls war mir eines klar: Sobald Greg erfahren würde, dass ich keine Kinder kriegen kann, sobald seine Mutter davon Wind bekäme, wäre alles aus und ich wieder am Nullpunkt. Also habe ich ein Baby gekauft.«
Seltsam, aber ich war von dieser Enthüllung völlig überrumpelt. Eigentlich ohne Grund. Damals gab es noch keine Leihmütter, oder wenn doch, dann wussten wir nichts davon. Terry hatte bereits zugegeben, dass sie ein Baby bekommen hatte, um Druck auf Greg auszuüben. Dann hatte sie erzählt, sie sei unfruchtbar. Was stellte ich mir denn vor, wie sie zu ihrem Kind gekommen war? Trotzdem war ich entgeistert. »Wie denn das?«, stammelte ich; mehr fiel mir dazu nicht ein.
Sie lächelte. »Hast du auch so etwas vor?« Aber sie war mit ihren
Geständnissen schon zu weit gegangen, um jetzt noch
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