Eine Klasse für sich
hast gesagt, du wärst mit Greg schon eine ganze Weile zusammen gewesen, bevor du schwanger wurdest. «
»Ja.«
»Damian erinnert sich, dass er zu dieser Zeit eine Affäre mit dir hatte.«
Sie lächelte, begriff nicht gleich. »Wir hatten keine ›Affäre‹, weder damals noch ein andermal. Nicht, was man eine Affäre nennen würde.« Sie hatte sich wieder entspannt und zog die Worte näselnd in die Länge. Und genussvoll, wie mir schien. »Wir hatten jahrelang was laufen, mit vielen Unterbrechungen. Wir waren nie richtig zusammen und haben nie richtig Schluss gemacht. Wenn du wissen
willst, ob ich Greg untreu war, dann muss ich sagen, dass die Sache mit Damian für mich überhaupt nicht zählte.«
»Jedenfalls fragt er sich …« – endlich waren wir da, wo ich hinwollte – »… ob Susie wirklich Gregs Tochter ist.«
Ich hatte zumindest gespielte Entrüstung erwartet, aber ganz überraschend warf Terry den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus. Das diesmal aus vollem Herzen kam. Sie konnte sich eine ganze Weile nicht beruhigen und wischte sich immer noch die Augen trocken, als sie antwortete. »Nein«, sagte sie schließlich und schüttelte den Kopf, »sie ist nicht Gregs Tochter.« Ich sagte nichts. »Du hast recht, ich hatte damals schon lange mit Greg geschlafen. Und längst beschlossen, schwanger zu werden. Ich hatte nicht verhütet und fragte mich langsam, ob er überhaupt Kinder zeugen konnte. Du weißt schon: ob er fruchtbar war.«
»Du hast Damian also wieder getroffen, um von ihm schwanger zu werden.« Das leuchtete mir vollkommen ein. Terry wollte Greg zu einer Entscheidung zwingen, und die Vaterschaftsfrage lag in jenen Tagen noch sehr im Dunkeln. Ihr Plan hatte gute Aussichten auf Erfolg. Der dann offensichtlich auch eintrat. Allerdings passte das Ganze, falls von Anfang an geplant, nicht so recht zu dem Brief, der den Stein ins Rollen gebracht hatte. Dann konnte Damian wohl kaum der Verführung oder Täuschung bezichtigt werden, sondern eher die Gegenseite. Aber das konnten wir später klären.
»Ja. Genau das habe ich wohl getan«, sagte sie trotzig ; der Alkohol machte sie kühn, sogar dreist, und sie legte herausfordernd den Kopf schief.
»Ich bin nicht hier, um zu urteilen. Sondern nur, um die Wahrheit herauszufinden.«
»Was hat Damian denn vor?«
Ich hatte mein Ziel erreicht. Wir waren angekommen. Da fand ich ein bisschen Ehrlichkeit durchaus angebracht. »Er liegt im Sterben, wie ich dir erzählt habe. Ich glaube, er will sicherstellen, dass sein Kind gut versorgt ist.« Das schien mir zu genügen.
»Müsste Susie davon erfahren?«
Interessante Frage. Ich hätte gedacht, dass Susie gern davon erfahren
würde, aber war das eine Bedingung für den Antritt des Erbes? Durfte andererseits die Entscheidung darüber der Mutter überlassen bleiben? Susie war schließlich Ende dreißig. »Das muss ich mit Damian klären. Er möchte, dass ein Gentest durchgeführt wird, aber dafür können wir sicher einen glaubhaften Vorwand finden oder sie ohne ihr Wissen testen lassen.«
»Aha.« Terrys Ton signalisierte einen kompletten Umschwung. Ich begriff nicht, warum, schließlich hatte ich nichts Unzumutbares verlangt. Sie stand auf, ging zur Glaswand und öffnete eine Schiebetür, um die Nachtluft hereinzulassen. Einen Moment lang atmete sie tief durch. »Damian ist nicht Susies Vater«, sagte sie.
Ich fiel aus allen Wolken, begriff nun gar nichts mehr. Da hatte ich den ganzen Abend lang mit einer Frau verbracht, die nach Geld nur so gierte, dem Geld anderer Leute, allem Geld, das sie irgendwie an sich raffen konnte. Einer Frau, die vom Leben und allem, was es ihr gebracht hatte, enttäuscht war; einer Frau, die ihren Job genauso hasste wie ihren Mann, aber weder aus ihrer Existenz noch aus ihrer Ehe ausbrechen konnte. Nun, zum Greifen nahe, ein unerhörtes Glück, das ihre Tochter zu einer der reichsten Frauen Europas machen könnte – und sie ließ diese Chance einfach sausen. »Wie kannst du dir so sicher sein?«, fragte ich. »Du sagst doch selbst, dass Greg nicht ihr Vater ist. Irgendwer muss doch der Vater sein.«
Sie nickte. »Ja. Irgendwer schon. Aber Greg nicht. Und Damian auch nicht.« Sie machte eine Pause, überlegte, wie ich heute erkenne, ob sie weiterreden sollte. Ich bin froh, dass sie sich dafür entschieden hat. »Und ich bin nicht ihre Mutter.«
Ich war zu perplex, um zu rufen: »Was sagst du da?«, oder: »Das gibt’s doch nicht!« Ich brachte nicht einmal
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