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Eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich

Titel: Eine Klasse für sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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übertriebenen Sicherheitsdenken dafür, dass bei jedem Event, das exklusiver ist als ein Schlussverkauf, Sicherheitsschleusen zu passieren und Listen abzuhaken sind; die Aufforderung, das Einladungsschreiben mitzubringen, ist bereits aufgedruckt. Damals war es noch nicht so. Man ging einfach davon aus, dass Leute, die nicht eingeladen waren, nicht erschienen. Ein ungebetener Gast benötigte weiter nichts als Dreistigkeit. Und die hatte Damian in Hülle und Fülle. Ich dagegen war weniger damit gesegnet und wollte nicht im Gespräch mit jemandem gesehen werden, dem jeden Moment der Rauswurf drohte. Heute finde ich mein Verhalten feige, aber ich nahm Lucy flugs am Arm und schob sie auf die Tanzfläche.
    »Dem Mutigen gehört die Welt«, sagte Lucy fröhlich. Aber ich war nicht geneigt, die Sache mit Humor zu nehmen. In meinem jugendlichen Egoismus befürchtete ich nur, dass Damians Erscheinen mir irgendwie schaden könnte.
    Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass sich Damian großartig amüsierte. Und wie ein Kind so lange herumhampelt, bis es mit einem Klaps zur Räson gebracht wird, oder ein Spieler seine Glückssträhne ausreizt, bis er verliert, zog Damian seinen unerlaubten Ballbesuch zwanghaft in die Länge, bis ihm die Ordnungshüter auf die Schliche kamen. Als Erstes tanzte er mit Joanna, wie um seine Ankunft mit einem Paukenschlag kundzutun. Der bestaussehende Mann im Saal und die attraktivste Frau in ganz Europa, ein aufsehenerregendes Paar. Andere Paare reckten bewundernd die Hälse, Eltern warfen verstohlene Blicke hinüber und erkundigten sich nach dem glamourösen Duo. Später, als der Ball richtig in Schwung war, kündigte die Band einen schottischen Reel an, wie er auf den meisten Festen getanzt wurde. Dafür brauchte man mehr Platz und eine freie Tanzfläche, unmöglich, dabei nicht bemerkt zu werden. Es wunderte mich nicht, dass Damian mit Terry Vitkov am Arm auf eine der Gruppen zusteuerte und seine Position einnahm. Die strahlende Terry plusterte sich auf, ihr war deutlich anzusehen, wie sehr sie ihre neue Rolle als stolze Unruhestifterin am Arm des Rebellen genoss. Später fragte ich mich, ob nicht bereits an jenem Abend Damians Einstellung
zu uns zu kippen begann, ob aus dem Beobachter (oder dem gesellschaftlichen Gipfelstürmer, je nach Großzügigkeit des Betrachters) ein Umstürzler wurde, aus dem bewundernden Student ein feindlicher Agent. Urteile ich voreilig, oder hatte er bereits beschlossen, uns alle zu hassen?
    Eigentlich waren er und Terry ein hervorragendes Gespann. Beide auf ihre Art Außenseiter, hatten sie alles zu gewinnen und im Grunde nichts zu verlieren. Ich vermutete, dass sie Geld hatte – was stimmte −, wenn auch weniger, als ich annahm, und dass Damian viel verdienen würde – was ebenfalls stimmte –, auch wenn ich von den Millionen noch nichts ahnte. Konnten die beiden gemeinsam nicht die Welt erobern? Beide waren Abenteurer. Warum nicht mit vereinten Kräften losziehen?
    Ich stellte mich mit meiner Partnerin auf, einem ziemlich langweiligen Mädchen aus der Nähe von Newbury; wir fassten uns alle an den Händen und marschierten im Kreis herum. Diskret blickte ich zu Damian, tief beeindruckt von den Fähigkeiten, die er auf diesem für ihn vor Kurzem noch fremden Terrain erworben hatte. Er kannte alle Schritte, nahm, als er an der Reihe war, ganz selbstverständlich seinen Platz in der Kreismitte ein und tanzte alle Teile des Reel in perfekter Haltung und mit einer würdevollen Eleganz, deren ich selbst mich nicht rühmen konnte. Er scherzte mit den Mädchen in seiner Nähe und sogar mit den anderen Männern, gehörte scheinbar schon nach ein paar Cocktailpartys und Bällen zu ihnen, zu ihrer Welt. Wir hatten beinahe vergessen, dass wir ihn gar nicht kannten.
    Danach ging es wieder mit Popmusik weiter, und Damian zeigte keine Anzeichen von Ermüdung. Er tanzte mit zahllosen Mädchen, auch mit Lucy Dalton und einer aufgekratzten, rotgesichtigen Candida Finch. Gerade wollte er mit Georgina Waddilove loslegen, die mit Sicherheit ihr Land verraten hätte, wenn sie ihn damit an ihrer Seite hätte festnageln können. Doch als die Band einsetzte, bekam er scheinbar Seitenstechen und bat Georgina, mit ihm lieber etwas trinken zu gehen. Die beiden zogen ab in den zur Bar umfunktionierten Raum, und ich verlor ihn aus dem Blick. Was genau ich damals für dieses Kuckuckskind empfand, das ich uns ins Nest gesetzt hatte,
kann ich im Nachhinein schwer beschreiben. Wie gesagt, ich

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