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Eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich

Titel: Eine Klasse für sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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Runde stieg die Gruppe wieder die Steintreppe zum Haus hinauf.
    Das Konzert war weniger klassisch ernst als heiter populär, ein Potpourri aus Puccini, Rossini und Verdi, dazwischen ein wenig Chopin, damit die Tränen fließen konnten. Als letzte Nummer vor der Pause erklang das Trinklied aus La Traviata , dargeboten vom beachtlichen Tenor eines nordenglischen Opernhauses und einer dicken, etwas enttäuschenden Sopranistin aus Italien. Das Stück war klug gewählt, denn die Kehlen der Zuschauer waren bereits völlig trocken, und beim letzten schmetternden Ton des Duos hörte man schon die Champagnerkorken knallen. Tarquin hatte natürlich einen ganz besonderen Tropfen besorgt, Roederer Cristal oder so, und wies uns an, wie er zu genießen sei, da unterbrach uns ein Mann in der neuen Livree des modernen Butlers, gestreifte Hose und kurze schwarze Jacke. Weil kein Irrtum bestehen konnte, wer in unserer Gruppe das Alphatier war, hielt der Butler auf Tarquin zu und murmelte ihm etwas ins Ohr. Tarquins Überraschung steigerte sich zu Staunen, und er deutete auf mich. »Das ist der dort drüben«, sagte er, und der Mann kam eilig zu mir.
    »Lady Claremont lässt anfragen, ob Sie und Ihre Freunde sich nach dem Konzert wohl zur Familie gesellen möchten, um das Feuerwerk von der Terrasse aus anzusehen.«
    Ich kann nicht leugnen, dass ich bei seinen Worten eine tiefe Genugtuung empfand wie immer, wenn man erfährt, dass eine Beziehung nicht nur einseitig war. Sie hatten mir vergeben, mich zumindest nicht vergessen. Ich wandte mich zu den anderen. »Lady Claremont lädt uns zum Feuerwerk auf ihre Terrasse ein.« Diese unvorhergesehene Wendung ließ alle verstummen. »Nach dem Konzert. «
    Jennifer fasste sich als Erste wieder. »Wie überaus freundlich! Wir kommen gerne! Bitte richten Sie ihr unseren Dank aus.«
    Anstatt sich zu verbeugen, neigte der Butler nur leicht den Kopf und wies zur Treppe. »Wenn Sie dort hinaufgehen …« Er unterbrach sich und sah mich an. »Sie kennen den Weg natürlich, Sir.«

    »Ja. «
    »Sie werden die Familie im Gobelin-Salon finden.«
    »Vielen Dank.« Der Butler enteilte wieder zu seinen Pflichten. Schweigen breitete sich aus, die drei anderen starrten mich an.
    »› Sie kennen den Weg, Sir‹ ?« Einmal im Leben vergaß Tarquin seinen Grundsatz, sich niemals beeindruckt zu zeigen.
    »Als ich jung war, bin ich öfter hergekommen.«
    Tarquin schwieg. Ich kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er fieberhaft überlegte, wie er in dieser Situation die Führungsrolle wieder an sich reißen könnte. Er gelangte zu keiner Lösung.
    »Warum hast du uns das nicht gesagt?« Jennifers Frage war unter diesen Umständen begreiflich.
    »Ich wusste ja nicht, dass wir hierherkommen. Das hab ich erst bei unserer Ankunft erkannt. Wir haben Tarquin vorher gefragt, aber er wollte es uns nicht sagen.« Jennifer warf ihrem grübelnden Gatten einen raschen, vorwurfsvollen Blick zu. »Und ich war nicht sicher, ob die Claremonts mich nach so langer Zeit überhaupt sehen wollen. Es stimmt, dass ich in meinen wilden Jugendjahren hier öfter zu Gast war, aber das ist vierzig Jahre her.«
    »Dann muss sie aber sehr scharfe Augen haben, deine Lady Claremont .« Bridget zog den Namen durch eine besondere Betonung ins Lächerliche, wie immer, wenn sie mit einem Teil meiner Vergangenheit konfrontiert wurde, den sie als bedrohlich empfand. Ich wusste bereits, dass diese Episode für sie das Grässlichste an diesem grässlichen Wochenende sein würde. Aber bevor wir uns weiter darüber auslassen konnten, setzte das Orchester wieder ein, und wir wurden mit einer unglaublich eingängigen Version von Quando m‘en vo aus La Bohème berieselt, die auf der Opernbühne eher Lacher provoziert, in konzertanter Aufführung aber oft auf die Tränendrüsen drückt, und bald griffen alle Fuchsjäger und Präsidentinnen dörflicher Blumenschauen zu ihren Taschentüchern.
    Ich wusste, dass der Gobelin-Salon direkt auf die Gartenterrasse hinausging, aber eine letzte Spur jugendlicher Unsicherheit ließ mich befürchten, dass ich meine Trumpfkarte womöglich verspielen
würde, wenn ich mit einer Gruppe Fremder einfach durch die Terrassentüren schlenderte. Deshalb schlug ich vor, am Ende der Vorstellung unsere Sachen ins Auto zu packen, damit wir dies nicht später tun müssten, und uns dann zum Schloss aufzumachen. Im Programm war zwischen dem Konzert und dem Feuerwerk eine fünfzigminütige Pause vorgesehen, damit es richtig

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