Eine Koelner Karriere
als es gut für dich ist, und was habe ich dafür bekommen?«
»Ja, was? Etwa nicht genug?«
»Nicht einmal nichts, und das ist zu wenig für eine vertrauensvolle Beziehung. Das Leben besteht nicht nur aus Nehmen, sondern auch aus Geben, Markesch. Das Zwischenmenschliche ist keine Einbahnstraße; wer das nicht beherzigt, findet sich eines Tages in einer Sackgasse wieder – so wie du.«
»Davor hat mich schon meine alte Mutter gewarnt«, meinte er zerknirscht, »bis sie schließlich gestorben ist – Gott sei ihrer armen Seele gnädig. Aber wenn ich deine Verkehrshinweise richtig verstanden habe, schlägst du mir ein Geschäft vor. Meine Tips, die ich mir hart erarbeiten muß, gegen deine Informationen, die du mit einem müden Fingerdruck aus dem Polizeicomputer abrufen kannst. Richtig?«
»In der Sache richtig, in der Tendenz falsch«, erwiderte Enke, und sein Tonfall verriet, wie sehr er seine Machtposition genoß. »Und Informationen gibt’s nur, wenn die Tips was wert sind.«
Markesch grinste in den Hörer. Es ging nichts über ein wohldosiertes Maß an angewandter Psychologie. Wenn er mit Enke fertig war, würde der es für seine heilige Pflicht halten, Trucker und Blackie fertigzumachen, und ihm dafür auch noch die Füße küssen.
»Okay«, seufzte er so resigniert wie ein Mann, der gezwungen wurde, all seine irdischen Güter dem Finanzamt zu überschreiben und in Zukunft in einem Bahnhofschließfach zu nächtigen. »Okay, du hast mich in der Hand. Machen wir das Geschäft, auch wenn mir dabei die Nase blutet … Ich brauche Informationen über eine Astrid Pankrath alias Yvonne Schmidt, ein Callgirl, spezialisiert auf Latex und Doktorspiele.«
»Und was bekomme ich dafür?«
»Die Namen von zwei Koksdealern.«
Er hörte, wie am anderen Ende der Leitung scharf Luft geholt wurde, und er konnte fast sehen, wie sich Enke zu seiner vollen Größe von einsfünfundneunzig aufpumpte und diese Denn-ich-bin-ein-rachsüchtiger-Gott-Miene aufsetzte, die so gut zu seinem eckigen Kopf und seinen kantigen Gesichtszügen paßte. Dealer rangierten auf Enkes Werteskala noch hinter Massenmördern, Kakerlaken und aufdringlichen Privatschnüfflern, und wenn er eine Chance witterte, sie zu erledigen, schreckte er vor nichts zurück – nicht einmal vor der Zusammenarbeit mit dem Mann, den er am meisten haßte.
»Wie groß sind die beiden Ratten im Geschäft?«
»Groß genug für eine umgehende Beförderung – vielleicht sogar in den vorzeitigen Ruhestand!«
»Einverstanden«, sagte Enke gierig. »Das Geschäft gilt – her mit den Namen!«
»Der eine heißt Trucker, ein Zuhälter, erst gestern aus dem Knast entlassen und schon die Taschen voller Koks. Etwa drei Meter groß, breit wie eine Schrankwand und …«
»Ich kenne Trucker«, unterbrach Enke mit plötzlichem Jagdfieber in der Stimme. »Er hat jahrelang die Kölner Bodybuilder-Szene mit Anabolika versorgt und ist dann irgendwann auf Koks umgestiegen. Die Kollegen vom RD haben ihn vor einem Jahr mit hundert Gramm erwischt. Wieso ist die Ratte schon wieder auf freiem Fuß?«
»Wahrscheinlich paßte er in keine Zelle«, vermutete Markesch. »Der andere heißt Blackie, ein irrer Rastamann mit Bohrmaschine, der …«
»Bekannt«, unterbrach Enke erneut, und in das Jagdfieber mischte sich nun so etwas wie Blutdurst. »Blackie Decker hat schon als Minderjähriger Löcher in die Damenumkleidekabinen des Neptunbads gebohrt und seitdem die Bohrmaschine nicht mehr aus der Hand gelegt.« Er lachte ohne eine Spur von Humor. »Ich dachte, er arbeitet nur als Geldeintreiber für diesen Kredithai vom Ring, der fünfzig Prozent Zinsen pro Woche verlangt. Jetzt mischt er also auch noch im Drogengeschäft mit … Aber das werde ich ihm schon abgewöhnen, verlaß dich drauf, Markesch.«
»Ich fühle mich sofort sicherer.«
»Das war’s dann wohl. Ich muß ’rüber zur Drogenfahndung und …«
»He«, protestierte Markesch. »Was ist mit der Gegenleistung?«
»Ich melde mich bei dir, sobald ich was über diese Pankrath herausgefunden habe. Also ruf mich nicht an, verstanden? Um genau zu sein – ruf mich überhaupt nicht mehr an!«
Enke lachte wieder und legte auf. Markesch nippte zufrieden an seinem Scotch und vergaß sogar für einen Moment seine geschwollene Nase. Das war also erledigt; mit ein wenig Glück würden Enkes Kollegen vom Rauschgiftdezernat Trucker und Blackie umgehend aus dem Verkehr ziehen. Selbst im schlechtesten Fall würden die in den nächsten Tagen
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