Eine Koelner Karriere
unverschämte Lüge!« kreischte der Pförtner. »Ich weiß Bescheid! Der Chef hat mich informiert! Sie kommen nicht von der Stadt! Sie sind ein …«
»Keine Beleidigungen!« unterbrach ihn Markesch und steuerte den Eingang des Verwaltungsgebäudes an. »Zumindest nicht in dieser Tonlage. Oder ich brumme Ihnen ein Bußgeld wegen Verstoßes gegen die Lärmschutzvorschriften auf.«
Doch seine Drohung verpuffte. Der Pförtner stürzte sich todesmutig auf ihn, klammerte sich an seine Jacke, zog und zerrte wie ein Besessener. »Sie dürfen da nicht rein! Sie haben Hausverbot! Der Chef will sie nicht mehr sehen! Zu Hilfe! Zu Hilfe! Ruft die Poli …«
Markesch packte ihn am Kragen, und sein Geschrei erstarb in einem panischen Gurgeln. »Ich bin die Polizei«, zischte er. »Ihr Chef steht in dem dringenden Verdacht, der Mastermind einer Bande krimineller Orthopäden zu sein, der hilflosen alten Damen die Füße amputiert, also stören Sie meine Ermittlungen nicht.«
Der Pförtner wurde aschfahl.
Er schluckte.
Rang sich ein verzerrtes Lächeln ab.
»Na-na-na-natürlich«, stotterte er im besten Rapper-Deutsch. »Ich wollte doch nur … Ich meine, ich mach’ doch nur meine Arbeit!«
»Dann machen Sie weiter. Am besten irgendwo, wo Ihre Füße sicher sind.«
Markesch ließ ihn los, riß die Glastür auf und stiefelte in den dritten Stock. Das furchtbare Geschrei des Pförtners hatte die Angestellten aus ihren Büros gelockt, aber niemand wagte es, sich ihm entgegenzustellen, bis er Zoschs Vorzimmer erreichte und auf die strenggesichtige Ledersekretärin stieß.
Sie hatte sich vor der Tür zum Chefbüro aufgebaut, eine Papierschere in der Hand, mörderische Entschlossenheit in den Augen, und schien alles in allem bereit, ihren Chef mit ihrem Leben zu verteidigen. Entweder war sie ein leuchtendes Vorbild an Betriebsloyalität, oder Karl-Heinz Zosch war wesentlich mehr für sie als nur der Mann, der ihren Gehaltsscheck unterschrieb. Er marschierte unbeeindruckt auf sie zu.
»Keinen Schritt weiter«, keuchte sie. »Oder, bei Gott, ich werde … ich werde …«
Er machte: »Buh!«
Sie schrie los, als würde sie bereits massakriert, ließ die Schere fallen und floh hinter ihren Schreibtisch. Im gleichen Moment flog die Tür auf, und Zosch platzte ins Vorzimmer. Bei Markeschs Anblick blieb er verdutzt stehen. Dann verdüsterte Ärger sein gebräuntes Gesicht.
»Was wollen Sie schon wieder?« raunzte er unwirsch. »Und was hat dieses furchtbare Geschrei zu bedeuten? Maria!«
Die Sekretärin zuckte zusammen und verstummte. Anklagend deutete sie auf Markesch. »Er hat den Pförtner bedroht und ist einfach hier eingedrungen. Ich dachte, er …«
»Überlassen Sie mir die Details«, sagte Markesch ruhig und schob sich an Zosch vorbei ins Chefbüro. »Kommen Sie, Zosch. Ich habe mit Ihnen zu reden. Unter vier Augen.«
»Es gibt nichts zu bereden«, schnappte Zosch. »Und nach diesem Theater schon gar nicht. Verlassen Sie sofort das Firmengelände, oder ich sehe mich gezwungen, Sie von der Polizei vor die Tür setzen zu lassen.«
»Sicher. Dann können Sie ihr auch gleich erklären, was Sie mit Astrid Pankrath gemacht haben.«
»Ich kenne keine Astrid Pankrath! Was soll der Unsinn?«
»Ach ja, Sie kennen sie ja angeblich nur unter dem Namen Yvonne Schmidt …«
An Zoschs Stirn zuckte ein Muskel. Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und schien am Rand eines Wutausbruchs zu stehen, aber dann beherrschte er sich. »Okay«, sagte er gepreßt. »Ich gebe Ihnen fünf Minuten, Markesch, und ich kann nur hoffen, daß Sie für Ihr unerhörtes Benehmen eine überzeugende Erklärung parat haben.« Er nickte der Sekretärin zu. »Es ist in Ordnung, Maria. Sie können sich wieder an Ihre Arbeit machen.«
Er schloß die Tür und sperrte die neugierigen Ohren der Sekretärin aus. Markesch wanderte zum Terrarium und suchte nach Walter, doch die Vogelspinne hatte sich irgendwo im dichten Grün versteckt.
»Also?« sagte Zosch ungeduldig. »Ich warte, Markesch!«
Er drehte sich um, sah ihn kalt an. »Ich will nur eins von Ihnen wissen – wo haben Sie Ihre kleine Freundin versteckt?«
»Wovon reden Sie überhaupt?«
»Spielen Sie hier nicht den Deppen, Zosch. Ich weiß über Ihre Peitschen- und Nadelspiele in diesem verschwiegenen Nippeser Appartement Bescheid. Aber es interessiert mich nicht, wie Sie Ihr Sexualleben gestalten. Mich interessiert nur, wohin Sie Yvonne Schmidt alias Astrid Pankrath gebracht
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